Die Las Vegas Raiders verlieren ihr Heimspiel gegen die Cincinnati Bengals in einem enttäuschenden Spiel mit 13-32 und verpassen nach zwei Pleiten seit der bye-week nun auch im dritten Spiel die Möglichkeit in der AFC West den Anschluss an die Kansas City Chiefs zu halten. Die katastrophale Leistung der Offensivabteilung war hierbei der Hauptgrund für die mittlerweile fünfte Saisonniederlage und die Verantwortlichen um Team Owner Mark Davis müssen sich bereits jetzt viele Fragen stellen, die die Raiders Franchise in der Offseason angehen muss. Welche Lehren aus dem Debakel gezogen werden können, schauen wir uns im Folgenden an.
Die Raiders sind aktuell kein Playoff-Team
Zu schön lief der Saisonstart dieses Jahr für die Raiders und nachdem die Mannschaft mit 3-0 Siegen in die Saison startete herrscht spätestens nach der dritten Pleite in Folge Skepsis, ob die Raiders denn noch gut genug für die Playoffs sind. Ein Wechselbad der Gefühle, angesichts der Headlines der ersten Wochen. Carr auf dem Weg zum MVP? Die Offense das Herzstück der Mannschaft und eine der besten der Liga? Denkste. Die Spiele gegen die Giants, Chiefs und Bengals zeigen, dass die Raiders weder gegen schlagbare Teams gewinnen, noch gegen vermeintlich stärkere für Überraschungen sorgen können. Das fünfte Spiel der Saison mit unter 17 Punkten spricht Bände. Während die Defense es in vielen Spielen schafft die Offense in eine gute Feldposition zu bringen, schafft jene es in Regelmäßigkeit nicht Punkte aufs Tablett zu bringen. Strafen und eine schlechte Effizienz beim dritten Versuch sind der Hauptgrund hierfür. Auch gegen die Bengals konnte die Defense die Offense lange im Spiel halten. Drei Sacks, ein eroberter Fumble und viele Tackles for Loss prägten das Spiel, aber bei nicht einmal 23 Minuten Ballbesitz für die Offense kann man von keiner Defense erwarten, dass sie so lange Möglichkeiten offen hält. Die Raiders converteten wieder nur einen von sieben 3rd Down Versuchen und erspielten insgesamt nur 13 First Downs. Die Bengals mussten sich eigentlich nur zurücklehnen und warten, bis die Raiders Fehler begingen. Angesichts der Vermeidbarkeit dieser kommt die Frage auf, ob die Raiders nicht deutlich schlechter sind, als man von ihnen nach dem guten Saisonstart erwartete. Der Gruden Skandal, der tragische Unfall von Ruggs, der Rauswurf Arnettes und die vielen Verletzungsausfälle (v.a. Mullen, Incognito und Ingold) scheinen Wirkung gezeigt zu haben und so wirken die Raiders - mental und spielerisch - momentan deutlich dezimiert und angeschlagen. Das nächste Spiel am Donnerstag Abend (Thanksgiving Thursday Night Football) könnte sich bereits als vorentscheidend entpuppen. Die Dallas Cowboys, die sich zuletzt unerwartete Folgeniederlagen einfuhren, werden den Raiders keinen Meter schenken und sollte dort die vierte Niederlage in Serie erlitten werden, kann man von den Playoffs wohl (wieder einmal) nur träumen.
Die Carr-Debatte ist wieder aufgeflammt - Mariota next?
Obwohl die Saison für Derek Carr wieder einmal kaum unglücklicher verlaufen konnte (No.1 Receiver out, schwache O-Line, schlechtes Playcalling), kommt die Frage auf, ob Carr in Vegas der geeignete Mann für die Zukunft ist. Seine Interception im letzten Drive war hierfür ein Sinnbild. Zwar überrascht die eigene O-Line Carr stets aufs Neue mit fehlerhaften Assignments und daraus resultierenden Drucksituationen, insgesamt erwartet man sich allerdings mehr von einer Führungspersönlichkeit, die immerhin acht Jahre bei den Raiders war - und stets dahingehend gewürdigt wurde, dass man ihr oftmals einen neuen Versuch, eine "letzte Chance" zu geben versuchte. Die Inkonsistenz Carrs könnte ihm allerdings bald zum Verhängnis werden. Mit lediglich 215 Yards bei 27 Passversuchen hatte Carr statistisch gesehen sein schlechtestes Saisonspiel. Pässe in den Boden und die sichtliche Verzweiflung Carrs in engen Spielsituationen entwickeln sich bald zu einem "signature image" über ihn. In der ungeduldigen Raiders Fanbase wird häufig ein Einsatz Mariotas in Erwägung gezogen bzw. lauthals gefordert. Dies scheint allerdings teilweise etwas zu verfrüht zu kommen, denn bei 5-5 Siegen haben die Raiders statistisch gesehen noch lange nicht die Saison verspielt. Zudem ist die Frage, ob Mariota überhaupt ansatzweise ein NFL Starter ist. Der eigentliche Plan, ihn in Redzone oder short yardage situations zu integrieren scheint doch die plausiblere Variante. Fakt ist dennoch: wenn die Raiders nicht gewinnen, sollte jedes Wagnis einen Versuch wert sein. Sollte sich die Talfahrt wiederholen, müssen die Raiders in der Offseason definitiv andere Optionen ausloten. Einen Rodgers oder Wilson zu holen würde zwar einen hohen Preis voraussetzen - der wurde aber in den letzten Jahren durch Draft Busts und schlechte Entscheidungen schon mehrfach gezahlt. Und Carr nächstes Jahr seinen Vertrag zu verlängern könnte sich als finanzielles Desaster mit einer einzigen Garantie erweisen: dass die Raiders die Playoffs wieder nicht machen. Carrs spielt ab dem kommenden Spiel um seine Zukunft als Raiders. Persönlich wünsche ich mir, dass er es schafft, aus einer Football-Perspektive heraus beurteilt bleibt Derek leider hinter seinen Erwartungen.
Bisaccia wird mit den Ergebnissen nicht Head Coach bleiben
Nach einem überragenden Start als Head Coach geriet auch Rich Bisaccia immer mehr in Kritik. Es scheint so, als sei das Playcalling immer noch einer der Hauptgründe für die schlechten Resultate der Raiders. Dass die Raiders keine Räume finden, liegt nicht nur an unseren Receivern und Carr, es ist schlichtweg auch auf die mangelhafte Beobachtung des Gegners zurückzuführen. Auch die Tatsache, dass die Raiders es nicht schaffen ihre Strafen zu reduzieren zeigt, dass hier noch zu viele Elemente von Grudens Offense verankert sind. NFL Trainerteams haben das Charakteristikum, dass sich einzelne Coaches über Jahre mit Coaches der gleichen Philosophie abgeben. So auch Bisaccia, der quasi unter Gruden groß geworden ist. Es über mehrere Wochen nicht zu schaffen die "coachable problems" zu fixen, geht dabei ganz klar auf den Trainerstab zurück.
Die Run Offense existiert nicht
Insgesamt blieb die Laufoffensive der Raiders erneut hinter ihren Erwartungen zurück und brachte es wieder nicht fertig mehr als 100 Yards zu erzielen. Zwar blitzt immer wieder das eigentliche Talent von Jacobs und Drake auf, eine dauerhafte und häufige Einbindung beider existiert dennoch kaum. Jacobs erlief bei neun Laufversuchen 37 Yards, Drake bei fünf Versuchen 23. Mit etwa 4,5 Yards pro Spielzug ist das mit Sicherheit nicht schlecht, aber eben auch eindeutig zu wenig, um in der NFL auf kompetitivem Level zu spielen. Ein eindimensionales Team, das nur Passen kann, hat in den Playoffs leider nichts verloren.
Die Defense ist besser - als die Offense und als wir erwartet haben
Hatte die Raiders Defense gegen die Chiefs bei über 500 zugelassenen Yards noch ihr schlechtestes Saisonspiel, so konnte man gegen die Bengals wieder mehr vom "alten Vibe" der Vorwochen sehen. Insbesondere der erneute Druck der Front Four und die guten Coverage Skills von Leuten wie Hayward oder Moehrig überzeugen Woche für Woche und mit drei Sacks und fünf Tackles für Raumverlust konnte die Defense über weite Strecken des Spiels der Offense Möglichkeiten geben. Der Einbruch kam erst spät. Und auch nur weil die Offense sich quasi all ihrer Möglichkeiten beraubt. Hand auf Herz - wer hätte das vor der Saison gedacht?