Raider Nation, unsere Gebete wurden erhört! Chapeaux! Ich staune immer noch nicht schlecht über meinen Ergebnistipp im letzten Podcast (34-31 mit game winning field goal Carlson) und bin auch am dritten Abend nach dem fulminanten 36-33 Overtime-Sieg über Dallas im Thursday Night Football Match mehr als erfreut, dass Las Vegas anscheinend nahezu jede Kritik an den schwachen letzten Auftritten verblassen ließ und wie Profis die Ratschläge ihrer heißblütigen Anhänger befolgt hat.

Die neuen Raiders sind zurück – zumindest die Raiders, die denen vom Saisonstart schon deutlich mehr ähneln, als denen der Vorwoche. Ein Grund, sich etwas zurückzulehnen und einfach mal die Spiele der Division-Rivalen zu begutachten. Ein Sonntag ohne Drama ist vielleicht auch gar nicht so schlecht und da die Broncos diesen Spieltag die Chargers empfangen, nimmt sich die Konkurrenz quasi selbst die Punkte weg. Es bleibt spannend in der Division und je nachdem wer die Partie gewinnt, könnten drei Teams in der AFC West mit 6-5 Siegen dastehen. Was nehmen wir aus dem Sieg gegen die Cowboys mit? Welche Lehren und Schlüsse können wir daraus ziehen? Und was war dieses Mal so anders als in den vorangegangenen Spielen? Ein kleines Resümee.

Aggressivität zahlt sich aus

Auf Aggressivität zu setzen zahlt sich für die Raiders aus. Fast prophetisch forderte ich bei LocoFootball #10 einen schnellen Start ins Spiel und mehr Mut zum Risiko. Die Raiders taten genau das. Bereits beim zweiten Versuch spielten sie ihren ersten deep ball. Und wurden belohnt! DeSean Jackson fing das Ding und tänzelte an der Sideline noch einige Meter, bevor er dann durchstartete. Boy, that was tight, aber letztlich in bounds und dann hob die Rakete ab, straight into the endzone! Während Jackson in den ersten beiden Spielen bei 101 offensiven Snaps nur in 25% der Fälle eingesetzt wurde, spielten die Raiders seine vertical threat gegen Dallas sofort aus. Insgesamt fing Jackson drei Pässe bei vier Targets und erbeutete 102 Yards im gesamten Spiel bei einem Touchdown. Krasse 34 Yards Raumgewinn pro Versuch. Auch Derek Carr glänzte wieder. Wenn Carr diese Saison mehr als 300 Yards wirft, gewinnen die Raiders. Wirft Carr unter 300 Yards, verlieren sie. Eine Statistik die wie kaum eine andere den Status Quo der Franchise zusammenfasst. Spielt Carr aggressiv und mit Risiko, können die Raiders nahezu jeden schlagen und machen in solchen Spielen dann auch meistens über 30 Punkte. Spielen die Raiders zurückhaltend, kommen sie schnell in die mentale Bredouille und verlieren den nötigen Grip solche Spiele konsequent zu beenden. Eine Lehre aus dem Spiel gegen die Cowboys sollte nun sein, das auch in Zukunft so fortzuführen. Insbesondere im ersten Quarter können die Raiders das Spiel entscheiden. In den Auftritten in denen die Raiders zur Halbzeit mit zwei Scores oder mehr führen, gewinnen sie fast immer. Dies zu wiederholen obliegt dabei unter anderem einem aggressiven Playcalling, das Olson&Co. von nun an (wieder) auf die Tagesordnung bringen sollten.

Strafen sind immer noch ein großes Problem

Unnötige Strafen werfen die Raiders deutlich zurück. Auch gegen die Cowboys gab es wieder einen Fauxpas nach dem anderen. Mit insgesamt 28 Strafen (14 Dallas, 14 LV) zählte das Spiel überhaupt zu den eher undisziplinierteren der NFL Geschichte und der mass-brawl, der zum Ende des dritten Viertels ausbrach tat sein Übriges. Nach einem Punt von AJ Cole war der Spielzug bereits abgepfiffen, als sich Raiders-Safety Roderick Teamer mit Kelvin Joseph in die Haare bekam. Beide wurden vom Rest des Spiels ausgeschlossen und traten vorzeitig den Weg in die Kabine an. Ob ich ein Freund solcher Dinge bin? Na klar, es können ruhig mal in Eishockey-Manier die Fäuste fliegen. Aber Bro, du schadest damit halt nur deiner Mannschaft! Gerade bei Teamer schwer zu verzeihen, war er doch erst kürzlich wieder in den aktiven Kader berufen worden. Die einzige Entschuldigung an dem Tag war, dass das andere Team noch dümmer agierte, sich mit Holdings und Pass Interferences mehrmals einer guten Feldposition beraubte und die Raiders folglich ihr Karma nicht noch sichtbarer beschmutzten. Auffällig war auch wieder, wie viele der Strafen unnötig waren. Die Raiders beraubten sich selbst mit einem Raumverlust von 110 Yards. Das hätte durchaus für ein oder zwei Scores gereicht. Ungenügend und nur dadurch entschuldbar, dass sich die Cowboys glatter 166 Yards schuldig machten. Wenn die Raiders sich ernsthaft mit dem Thema Playoffs auseinandersetzen wollen, müssen sie ihre Undiszipliniertheit in den Griff bekommen. Diese "coachable things" sollten vermehrt in den kommenden Trainingseinheiten adressiert werden.

Play-Action war einer der Schlüssel zum Sieg

Während die Raiders unter Gruden unverständlicherweise kaum Playaction-Konzepte in ihr Spiel integrierten, bezogen sie die Mutter der Fake-Plays diesmal erneut häufiger ein. Carrs 186 Yards mit neun gefangenen Pässen bei 14 Versuchen in Playaction sprechen eine deutliche Sprache. Eine der größten Neuerungen im Raiders Coaching Staff ist eben diese Einbindung von Football Basics, auf die Gruden in seiner Komplexität kaum setzte. Die aber unverzichtbar sind. Bisaccia und allen voran Offensive Coordinator und Playcaller Greg Olson verdeutlichten abermals, dass die Playaction bei ihnen nicht stiefmütterlich genutzt wird. Unter Olson spielen die Raiders drei mal häufiger aus der PA, was auch erklären könnte, warum die Wideouts sich auch nach der Verletzung von Darren Waller weiter behaupten konnten. Playaction ermöglicht bei standhaftem O-Line Blocking offene Räume, vor allem in der Mitte. Und wenn man auf die Passverteilung von Derek Carr schaut, ist dies noch ersichtlicher. Der Großteil seiner Pässe wurde in der Feldmitte im 5-10 Yard Bereich gefangen. Die Raiders müssen folglich weiterhin auf die Diversität verschiedener Konzepte setzen, statt sich weiterhin eindimensional in der Planung der Offensive zu geben.

Das Laufspiel war besser und gehört weiterhin mehr eingebunden!

Deutlich besser als in den letzten Wochen lief auch das Laufspiel der Raiders. Josh Jacobs erlief bei 22 Versuchen 87 Yards und wirkte explosiv, was nicht zuletzt seine vier Yards pro Laufversuch zeigen. Eine Besserung im Gegensatz zu anderen Spielen. Aber wahrlich auch keine Messlatte im Vergleich zur Ligaspitze. Auch Kenyan Drake konnte sich entfalten, wenn auch nur in kleinerem Rahmen. Der Running Back, der auch im Passspiel eingesetzt wird, brachte es insgesamt auf 30 Yards. Dennoch binden die Raiders ihre Running Backs noch zu spärlich ein. Mit 23,6 Laufversuchen pro Spiel liegen die Raiders bei den Teamstatistiken dennoch im hinteren Teil der Liga. Bei 39 Versuchen von Derek Carr, legte man gegen Dallas immer noch den Schwerpunkt auf den Pass. Bei einer anfälligen Secondary, die in der Saison hauptsächlich von Big Plays profitierte, aber verhältnismäßig viel Raumgewinn zuließ, war das vielleicht auch die richtige Entscheidung. Dennoch wären die Raiders gut beraten Jacobs und Co. weiterhin viele Carries zu geben. Die Offensive Line ist aber insgesamt beim Laufspiel noch zu verhalten, macht zu viele Fehler. Solange sich das nicht ändert sind die Raiders wohl hauptsächlich auf einen guten Tag von Carr angewiesen.

Auf die Receiver war Verlass - aber ohne Waller wird es schwierig

Im letzten Spiel wurden Edwards, Jones und Co. noch für ihre mangelnde Fähigkeit kritisiert, Räume zu öffnen und den Ausfall von Ruggs einigermaßen zu kompensieren. DeSean Jackson spielte zwar, wurde aber auch nur bei dem einen Pass inkl. Fumble gegen die Chiefs gespottet. Insgesamt also viel Verbesserungswürdiges bei den Passempfängern, die Rolle eines klaren Nummer 1 Receivers wurde noch nicht besetzt. Es kristallisierte sich heraus, dass die einzigen zwei Verlässlichkeiten in diesem Gebiet immer wieder Darren Waller und Hunter Renfrow hießen. Insbesondere Bryan Edwards und Zay Jones, sowie der aus dem Practize Squad berufene Marcel Ateman sollten hier Lücken füllen, was kaum gelang. Gegen Dallas war dies anders und Carr verteilte seine Pässe auf insgesamt acht Passempfänger. So konnte Edwards mit 12 Yards und einem Catch weniger überzeugen, Jones brachte es immerhin auf 59 Yards. Den Hauptbeitrag lieferte neben DeSean Jackson einmal mehr Hunter Renfrow. Ihm gebe ich mittlerweile den Spitznamen „All-And-Renfrow“. In Anlehnung an „3rd&Renfrow“ und Renfrows Fähigkeit bei dritten Versuchen erfolgreich zu sein trifft All & Renfrow es mittlerweile besser. Hunter Renfrow ruft in nahezu jeder Spielsituation sein Potenzial ab und untermauert dies auch eindrucksvoll mit Statistiken. Seine 134 Yards bei acht Receptions sprechen eine deutliche Sprache. Während des Spiels verletzte sich auch noch Darren Waller. Glücklicherweise bestätigte sich der Verdacht auf einen Kreuzbandriss nicht und Waller wird, wenn überhaupt, nur kurz ausfallen. Dass er spielt ist für die Raiders weiterhin essentiell. Zwar haben die Raiders mit Foster Moreau einen Backup Tight End, der in den meisten NFL Teams wohl Starter wäre, aber Waller ist schon enorm wertvoll für die Raiders und schwer zu ersetzen. Vor allem, wenn Jones und vor allem Edwards nicht bald ein breakout game haben. Sollte dies noch zu lange auf sich warten lassen, könnte es für die Raiders zum Verhängnis werden. Denn Jackson und Renfrow können die Last nicht alleine tragen.

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