Football ist mehr denn je zu einer week-to-week Sportart avanciert, bei der es kaum mehr den klassischen Favoriten gibt und immer mehr Teams für Überraschungen sorgen. Aktuell sehen wir im College Football eine Renaissance des Wettbewerbs, die Einführung der Playoffs und die geringer werdende Dominanz von Universitäten wie Alabama. Gepaart mit dem unerwarteten Boom "kleinerer" Teams (bspw. Tulsa, Cincinnati) führt das zu mehr Ausgeglichenheit auf dem Feld, die auch auf die Front Offices überspringt. Auch in der NFL ist es längst spannend geworden und lange Zeit gepriesene Teams wie beispielsweise die Seattle Seahawks kommen zusehends unter die Räder. Über Jahre Konstanz zu zeigen schaffen nur die wenigsten. Nach Spielzeiten, in denen es aufgrund der Überlegenheit weniger (New England, Kansas City) kaum Überraschungen gab, sind wir diese Saison Zeugen eines eng zusammengerückten Teilnehmerfeldes. Doch während wir Woche für Woche am Fernseher mit fiebern, sind die Scouts der Teams schon unterwegs um das Fundament der Zukunft sicherzustellen. Die Überraschungen der Zukunft wurzeln auf den Beobachtungen von heute. Ein Grund mehr sich schon auf die kommende Spielzeit vorzubereiten und nachzudenken, welche Free Agents, Draftpicks oder Vertragsverlängerungen für die Raiders Sinn machen könnten. Las Vegas hat nach der Saison 21 unrestricted free agents und sieben restricted free agents, von denen viele das Team verlassen werden oder der Rotation zum Opfer fallen. Doch für welche drei Spieler sollten die Raiders unbedingt eine contract extension anstreben? Welche Leistungsträger müssen verlängert werden, damit wir auch im kommenden Jahr einen nährbaren Grundstock für die Kaderbildung haben?
Casey Hayward
Cornerback Casey Hayward zählt mittlerweile positionsübergreifend zu einem unserer besten Spieler. Der Neuzugang, der im Sommer als Free Agent kam und eigentlich schon fast seinen Football-Zenit überschritten hatte, wurde zwar mit dem Wunsch geholt, als Starter aufzulaufen, dennoch überzeugte Hayward weit mehr als es anzunehmen war, hat kaum ernsthafte Konkurrenz im dünn besetzten CB room. Nach wenigen Wochen wurde er von Pro Football Focus zum besten Coverage-CB der Liga ernannt und ließ über mehrere Spiele nur einen Touchdown zu, wurde zunächst im Schnitt pro Partie 3,5 mal angespielt. Nach week 6, als die Teams Haywards Stärke erkannt hatten, schrumpfte dieser Wert sogar auf 2,6. Hayward Island? Noch nicht, denn in den letzten Partien wirkte Hayward etwas unsicherer, ließ gegen die Cowboys 102 Yards zu, unter anderem einen tiefen Pass, der für Dallas in einen Touchdown mündete. Dennoch erkämpfte Hayward bereits fünf pass breakups in dieser Saison und Defensive Backs Coach Ron Milus ist angetan von Haywards Arbeitsethik, sowie seiner Fähigkeit junge Spieler mitzuziehen. Ohne Mullen, der seit week 4 auf der Injured Reserve Liste steht und wohl am Wochenende gegen Washington erst wieder zurückkehrt (hoffentlich), sowie Keisean Nixon (immer noch verletzt) und Damon Arnette (Rauswurf), muss man Hayward hier eindeutig attestieren, maßgeblicher Grund für den Aufschwung der Raiders-Secondary zu sein. Er spielte diese Saison bereits über 350 snaps. Mit seinem 2,5 Mio. $ umfassenden Vertrag war Hayward ein Schnäppchen für Las Vegas, eine Vertragsverlängerung dürfte dazu führen, dass die Raiders zwischen vier und sieben Millionen für ihn einplanen müssen. Sein Alter bewahrt die Raiders wahrscheinlich vor der Zahlung von big money, gleichzeitig wird ein Spieler, der einer der besten auf seiner Position ist, nicht nochmal so günstig zu bekommen sein. Der zusätzlich zu entrichtende Preis sollte es aber wert sein Hayward zu halten.
A.J. Cole
Punter A.J. Cole machte vor Kurzem Schlagzeilen, als er von seinem engen Verhältnis mit Kicker-Kollege Daniel Carlson und long snapper Trent Sieg berichtete. Das Trio wäre bereit sich in einem Straßenkampf in stilistisch einwandfreier Manier a la Anchorman zu behaupten, so eng sei ihre Bindung. Zur Erklärung, Anchorman ist ein amerikanischer TV-Film über die fiktive Figur des Ron Burgundy, seinerseits Nachrichtenmoderator in San Diego mit Kultstatus. Als dieser schwer gekränkt ist, weil eine neue Moderatorin zeitweise seinen Job übernimmt, versucht Burgundy diese zunächst aus dem Team zu mobben, um sie später vor einem Bären zu retten und einzusehen, dass Liebe wichtiger ist als sein Boulevardjournalismus. In einer Szene begegnet Burgundy dabei einem konkurrierenden Fernsehteam auf einem Parkplatz und seine Leute werden mit Fahrrädern eingekreist worauf es zu einem - sarkastisch-ironisch überzeichneten - Kampf ums Überleben kommt. Spätestens seit "The Garbage Picking Field Goal Kicking Philadelphia Phenomenon" (zu dt.: Der kickende Müllmann) wissen wir, die Special Teams Einheiten brauchen ein dickes Fell, um in der NFL bestehen zu können und dass die Special Teams der Raiders zu den besten gehören ist wohl auch einer der Gründe, warum Cole&Co. nicht die Scherze ausgehen. Überhaupt schaffen es die Raiders seit Jahrzehnten die besten Kicker und Punter um sich zu sammeln (Janikowski, Lechler, King). Ein Beweis, wie wichtig sie die Special Teams nehmen. Und in der Tat zählt Cole zu den besten seines Fachs, er spielt eine überragende Saison. Seine 51,4 Yards pro Punt-Versuch sind historisch gesehen fast besser als die von Sammy Baugh, seinerseits legendärer Hall of Fame Punter. Baugh hatte zwar einen Bruchteil mehr Yards pro Punt, aber auch deutlich weniger Puntversuche in seiner Spielzeit. Cole führt damit die Liga an und sorgt regelmäßig dafür, dass die Raiders Defense eine gute Startposition auf dem Feld hat, wenn die gegnerische Offense auf den Platz kommt. Cole zu verlängern ist ein Muss und finanziell total machbar. Seine knapp 590.000 $ Jahresgehalt könnten mit nur wenig Aufstockung dafür sorgen, Cole länger an uns zu binden. Dies sollten die Raiders unbedingt tun!
Quinton Jefferson und/oder Solomon Thomas
An dieser Stelle soll darauf verwiesen werden, dass wohl FB Alec Ingold der Spieler ist, den die Raiders unbedingt halten müssen. Im kommenden Jahr ist Ingold restricted free agent und da er eine Hausnummer darstellt und einer der Team Captains der Raiders ist, sollte seine Verlängerung überhaupt kein Thema sein. Alec Ingold wird nach der Rückkehr von seinem Kreuzbandriss erneut für Vegas auflaufen. Period. Unsicherer scheint da die Zukunft von Quinton Jefferson und Solomon Thomas. Oder sollte man besser "oder" sagen? Beide D-Liner sind auf ähnlichem Level was die bisherige production angeht, da die Raiders aber in ihrer Interior D-Line keine wirklichen Star-Spieler, dafür aber enorme Schwierigkeiten im run stop haben, wird es hier in der kommenden Saison einiges an Rotation geben. Jefferson und Thomas verfügen über ein ähnliches skill set, wobei Jefferson eher innen, Thomas eher außen einsetzbar ist. Einen der beiden könnte es erwischen, die Raiders könnten hier die Qual der Wahl haben. Beide sind mit Ein-Jahres-Verträgen im Wert von 3,25 Mio. $ ausgestattet. Derzeit sind ihre Leistungen zwar nicht herausragend, aber beide können mit soliden performances aufwarten. Mit 33 Tackles, 3 Sacks, 2 TFL und 2 Forced Fumbles ist Jefferson einer der erfolgreicheren Line-Spieler der Raiders. Thomas' production steht dem kaum nach. Bisher hat er 24 Tackles, 3,5 Sacks, 3 TFL und ebenfalls 2 Forced Fumbles, sowie zwei pass deflections. Neben Jonathan Hankins sind Jefferson und Thomas die großen Männer der D-Line. Damian Square und Darius Philon kommen in der Rotation auch zeitweise zum Einsatz, haben auch schon gute Momente gehabt, hinken aber noch deutlich hinter Jefferson/Thomas her. Jefferson bekam von PFF ein Rating von 53,4 (ausbaufähig), Thomas 47,9. Nicht die Welt und Grund genug für die Raiders nach Verstärkung zu suchen. Einer der beiden (sowie wahrscheinlich auch Philon und Square) könnte die Umstellungen in der kommenden Saison zum Verhängnis werden. Einen der beiden sollten die Raiders aber sicher halten, bevor sie sich im Draft nach hungrigen, jungen Spielern umsehen. Vor allem in einem Draft, in dem gute run stopper auch in den mid-rounds noch erhältlich sein werden.