In einer Zitterpartie gewinnen die Las Vegas Raiders mit 17-13 gegen die Denver Broncos und liegen im Playoff-Rennen in der AFC Conference mit 8-7 Siegen gleichauf mit den Baltimore Ravens und den LA Chargers. Mit zwei Siegen in den beiden verbleibenden Spielen können sich die Silver&Black nun aus eigener Kraft einen Wildcard-Spot sichern. Ein kurzer Rückblick auf die Begegnung von gestern.
Man kann das Aufeinandertreffen der beiden AFC West Rivalen durchaus als durchwachsen bezeichnen. Oder positiv ausgedrückt: der Sieg der Raiders war ein „team effort“, bei dem kaum jemand durch Glanzleistungen hervorstach – aber eben auch nicht durch blamable Unfähigkeit. Nach folgenschweren Turnovers der Raiders in der ersten Hälfte blieb die Partie bis kurz vor Schluss spannend und letztlich war es allen voran das aufblühende Laufspiel und die Defensivabteilung der Raiders, die einen Erfolg möglich machten.
Während RB Josh Jacobs deutlich mehr workload bekam und bei 27 Laufversuchen mit 127 Yards gut aussah, konnte die Verteidigung glänzen und ließ im gesamten Spiel nur 158 gegnerische Yards zu. Davon nur 18 gegen den Run bei insgesamt 16 Versuchen der Broncos. Bedenkt man, dass die Broncos im Schnitt über 120 Yards pro Partie mit dem Ball liefen, ist diese Verbesserung der Defense noch deutlich intensiver hervorzuheben.
Im Vorfeld des Spiels war die Verletztenliste lang, S Jonathan Abram erhielt nach dem Browns Spiel eine Hiobsbotschaft und fällt bis Saisonende aus, CB Treyvon Mullen wurde erneut auf die Injured Reserve Liste gesetzt und Star- Tight End Darren Waller fiel ebenfalls spontan (erneut) aus. Zudem wurden Backup QB Marcus Mariota und DT Jonathan Hankins kurz vor dem Spiel ebenfalls auf die Liste gesetzt. Aufgrund dieser und wegen etlichen akuten Langzeitausfällen war der Raiders-Roster arg dezimiert und so mussten Spieler, die eigentlich eher für die Kadertiefe im Team stehen, einspringen und sich beweisen. Was ihnen meistens auch gut gelang. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten beispielsweise Desmond Trufant, der immer besser ins Spiel kam und mit sieben Tackles am Ende das Team im Tackling anführte. Oder Keisean Nixon, der kurz vor Schluss das Big Play gegen den um den 1st Down scrambelnden Broncos QB Drew Lock machte und die Siegchancen der Donkeys unter sich begrub. Auch Rookie Divine Deablo, einer der surprise players der letzten Wochen, konnte bei seinem vierten NFL Start einiges an Pluspunkten sammeln. Und natürlich Maxx Crosby. Der Pro Bowl Defensive End holte bei einem „crucial 3rd down“ den Sack gegen eine stagnierende Broncos Offense.
Offensiv fiel vor allem auf, dass die Raiders es mehrmals verpassten, den Sack früher zuzumachen. Erneut vergaben sie aufgrund von insgesamt vier Turnovers gute Feldpositionen. Besonders folgenschwer war der Ballverlust von Josh Jacobs in der ersten Hälfte. 10 der 13 Punkte für Denver resultierten aus vorangegangenen Fehlern der Raiders Offense.
Derek Carr, der in den letzten Wochen immer wieder in Kritik geraten war, zeigte ein durchschnittliches Spiel mit 201 Yards Raumgewinn bei einem Touchdown und einer Interception. Seine 80% Passgenauigkeit zeigt allerdings, dass die Raiders effizient waren und die größten Fehler Carrs, sowie sein Fumble, geschahen wegen collapsing pockets. Carr führt mittlerweile die Liga an, was verlorene Bälle (12) betrifft. Die O-Line, die insgesamt einen besseren Tag hatte als in den Vorwochen, verlor dennoch etliche Matchups, konnte sich aber gerade bei den Strafen deutlich mehr zurückhalten. Insgesamt hatten die Raiders nur drei Strafen für 36 Yards, nahezu dreimal so wenig wie in jedem einzelnen Spiel der Vorwochen. Auch die Disziplin bei 3rd Down Spielzügen war gegeben. Die Raiders konvertierten 6 ihrer 12 3rd-Down-Versuche und stoppten häufig die Broncos bei ihren 3rd und 4th Downs.
Die Receiver der Raiders mussten erneut Ausfälle beklagen, kurzfristig spielte Bryan Edwards wider Erwarten nicht und so sprang Foster Moreau in die Presche. Der Backup-Tight End fing vier Pässe für 67 Yards, die allesamt in 1st Downs endeten. Für das Passempfänger-Squad galt die Devise „sich auf das Nötigste“ zu beschränken. Hunter Renfrow fiel durch zwei spektakuläre Catches auf, DeSean Jackson wurde sichtlich mehr eingebunden und auch Zay Jones konnte mehrmals mit energischen Spielzügen sein Talent zeigen.
Insgesamt gefielen die Raiders besser als in den Vorwochen und ganz ehrlich: Wer gegen die Broncos einen Shootout erwartet hatte, wurde eines Besseren belehrt. Die Devise gegen die Broncos war langer Ballbesitz mit vielen Läufen und größtmöglicher Verwirrung Drew Locks. Dies gelang vorzüglich und da die Broncos nie ihr Laufspiel um Javonte Williams und Melvin Gordon ausspielen konnten, brannte letztlich nichts an – trotz knappem Ergebnis. Dass die Raiders es allerdings wieder spannend machten sei erwähnt. Und auch beim achten Sieg in dieser Saison bleibt zu konstatieren: Die Offense hat zum neunten Mal nicht mehr als 17 Punkte produziert. Ist das ein Playoff Team?
Ob die Raiders es machen werden, kann auch nach diesem Sieg mehr als kritisch betrachtet werden. Am kommenden Sonntag geht es gegen die Indianapolis Colts, die sechs ihrer letzten sieben Spiele gewinnen konnten und mit RB Jonathan Taylor (1626 Yards, 17 Touchdowns!!!) den besten Running Back der Liga haben.
Mit zwei verbleibenden Partien ist das Playoff-Rennen in der AFC mehr als spannend und immer noch können 10 verschiedene Teams rein rechnerisch noch den Einzug in die K.O.-Runde schaffen. Gewinnen die Raiders gegen die Colts und bei ihrem letzten Heimspiel gegen die Divisionsrivalen der LA Chargers, so ziehen sie sicher in die Playoffs ein. Selbst bei einer Niederlage könnte man es rechnerisch noch machen. Wenn LA gegen Denver verliert am kommenden Sonntag. Mit 8-7 Siegen sind die Raiders nach einem turbulenten Jahr jedoch in der Position, es selbst richten zu können. Von daher sollte der gesamte Fokus jetzt auf Indianapolis liegen. Würde man in einer Saison, die überschattet war von Skandalen und Ausfällen, ein solches Comeback möglich machen, glaube ich persönlich die Franchise geht zumindest in die richtige Richtung. Auch wenn den Raiders in jedem Fall eine interessante Off-Season bevorsteht. Bis dahin heißt es: Just Win, Baby!!!