Noch läuft der Endspurt der Regular Season 2021 auf Hochtouren, doch bereits jetzt tun die NFL Teams gut daran, die Talente im anstehenden Draft zu sondieren. Derzeit werden im College Football die Bowl Games ausgespielt, weswegen sich die Spieler- Ranglisten der Universitäts-Athleten nochmal kräftig durcheinandermischen könnten. Rising Stars, sleeper picks, prospects falling down the ladder, in den kommenden Wochen und Monaten werden die Karten für zukünftige NFL-Spieler neu verteilt. Die Raiders dürften angesichts ihres derzeitigen Tabellenplatzes, Playoffs hin oder her, irgendwo in der Mitte der Runden draften. Im Folgenden werden fünf „Go-To-Guys“ porträtiert, also fünf Spieler, die für Vegas in der 1.Runde eventuell zu haben sind – und die sie unbedingt holen sollten, falls sich die Möglichkeit ergibt. Ein erster Scouting-Report.
Treylon Burks, Wide Receiver, Arkansas Razorbacks
66 receptions, 1104 Yards, 11 Touchdowns
Treylon Burks ist ein absoluter Burner und die Raiders suchen nach Ruggs Abgang einen No.1 Wide Receiver. Je nachdem ob man in der Free Agency fündig wird könnte der WR Spot schon früh gedraftet werden. Für mich gibt es 2022 einige WRs, für die ich einen 1st Rounder hergeben würde: Jameson Williams, Garrett Wilson, Chris Olave, Drake London und Treylon Burks von Arkansas. Wilson startete diese Saison in einem starken WR Squad neben Chris Olave (ebenfalls projected 1st rounder) und Jaxon Smith-Njigba. Letzterer ist zwar von der Ausbeute her der beste des Trios, darf aber offiziell noch gar nicht am Draft teilnehmen und wird wohl erst 2023 seine Zeit bekommen. Das Problem bei Wilson: er dürfte in der NFL vom Prototyp eher einem Slot-Receiver ähneln. Den haben die Raiders allerdings bereits mit Hunter Renfrow. In der NFL etablieren sich als No.1 hauptsächlich schnelle Speed Receiver (in diesem Draft wenige vorhanden) oder Receiver mit großem Fang-Radius, die bei contested catches die Oberhand behalten. Treylon Burks kann mit seiner Physis und seinem irren positioning diese Situationen für sich nutzen. Der ehemalige 4-star-recruit ist besonders stark bei intermediate und deep routes. Genau das suchen die Raiders. Doch Burks ist kein typischer speed-only Receiver. Wie ein Deebo Samuel oder ein DK Metcalf ist Burks eine Mischung aus Schnelligkeit, Körperbau (hat lange Arme) mit dazugehörigem Durchsetzungsvermögen, ein athletischer Spieler, der in allen Lagen eingesetzt werden kann. Auf dem College spielte er häufig Slot Receiver, allerdings ist die Arkansas Offense für Diversität bekannt. Burks kann außen, innen, überall spielen und ist gut mit NFL ähnlichen Konzepten vertraut. Seine Hände sind riesig. Es gibt Geschichten darüber, dass seine Handschuhe Größe 5XL haben. Gerade in der Redzone könnte dies wichtig für Vegas sein. Sein Blocking ist ausbaufähig, könnte aber auf NFL Level schnell verbessert werden. Ebenso ist sein route running zwar fortgeschritten, aber Cuts zur Spielfeldmitte läuft er etwas unsauber. Zudem hat man manchmal den Eindruck er würde nicht alle Plays 100%ig auslaufen. Wie Jahan Dotson besitzt Treylon Burks dennoch eine astreine „big play ability“. Die Kombination aus natürlichem Freaktum und einem Primetime-Skillset macht ihn zu einem Geheimtipp für die ganz Großen. Ich sehe Burks in einer Kaste mit Leuten wie DK Metcalf, AJ Brown oder Deebo Samuel. Ein neuer Superstar, den sich die Raiders nicht entgehen lassen sollten. Wenn nicht die O-Line als erstes im Draft adressiert wird. Treylon Burks ist zudem mein persönlicher sleeper candidate. Er wird einschlagen, ich verspreche es euch!
Filmmaterial:
Vs. Alabama: Treylon Burks (Arkansas WR) vs Alabama 2021 - YouTube
Vs. Texas A&M: Treylon Burks (Arkansas WR) vs Texas A&M (2021) - YouTube
Vs. Ole Miss: Treylon Burks vs Ole Miss (2020) - YouTube
Vs. Auburn: Treylon Burks (Arkansas WR) vs Auburn (2021) - YouTube
Draft Alternative:
Drake London, Wide Receiver, USC
Jameson Williams, Wide Receiver, Alabama
Ein weiterer Wide Receiver hier. Beide position groups, sowohl WR als auch OL, sind etwas tiefer im Draft, die Raiders können hier bedenkenlos auch in der zweiten Runde zuschlagen. Dennoch: der beste speed receiver von allen dürfte Jameson Williams sein. Und der wird wohl auch relativ früh vom Board gehen. Zudem: Alabama Wideouts scheinen in der NFL eine sichere Bank zu sein, zumindest gab es in den letzten Jahren so einige, die erfolgreich waren. Da wären zuletzt Jaylen Waddle und Devonta Smith zu nennen. Letztes Jahr saß Williams noch bei Ohio State auf der Bank, transferierte dann nach dem Draft zu den Crimson Tide. Dort brachte er es in der abgelaufenen Saison auf sage und schreibe 1445 Yards und 15 Touchdowns, sowie 68 Catches. Das Bemerkenswerte dabei: Im Schnitt machte Williams 21,3 Yards pro Versuch. Ein Zeichen für sein Haupttalent: deep balls. Williams ist einer der schnellsten Läufer für tiefe Pässe und genau das brauchen die Raiders. Jemanden, der das Feld vertikal in die Länge ziehen kann. Was Williams dabei perfektioniert: er hat eine unglaubliche Gabe, den Ball zu lokalisieren, Catches perfekt zu timen und die Flüssigkeit seiner Ballannahmen in direkte Angriffe after catch um zu münden. Er verschwendet kaum Bewegungen, läuft extrem weiche Routen und generiert schnell separation, insbesondere auf den ersten Metern kann er seine Beweglichkeit meist nutzen und ganz stark ist er in der Beschleunigung und im finishing speed. Cuttet er einmal eine Route, sprintet er meist blitzschnell weiter. Ein großer Unterschied zu etwas „klobigeren“ Receivers. Wirklich krass ist bei Williams auch sein Alter. Als Junior könnte er eigentlich noch ein Jahr in Alabama/am College verbringen, stattdessen wird er mit nur 23 Jahren in die NFL kommen. Ein weiteres Plus ist, dass er auch als Kickoff- oder Punt-Returner eingesetzt werden kann. Seine Vielseitigkeit macht ihn zu einer Waffe. Dies wäre beinahe auch mit dem Fred Biletnikoff-Award für den besten College WR belohnt worden, den Williams nur knapp verpasste. Einziges Manko bei Williams: seine Größe und Gewicht. Laut anderen „Experten“. Dazu kann ich nur sagen, wen juckts!?
Filmmaterial:
Vs. Texas A&M: Jameson Williams (Alabama WR) vs Texas A&M (2021) - YouTube
Vs. Miami: Jameson Williams (Alabama WR) vs Miami (2021) - YouTube
Vs. Georgia: Jameson Williams vs Georgia 2021 SEC Championship - TOO FAST - YouTube
Highlights: Jameson Williams - Fastest Player in College Football ᴴᴰ - YouTube
Draft Alternativen:
Garrett Wilson, WR, Ohio State / Chris Olave, WR, Ohio State / Jahan Dotson, WR, Penn State
Ahmad “Sauce” Gardner, Cornerback, Cincinnati
35 Tackles (26 solo), 3 Interceptions, 1 Forced Fumble, 4 Pass Deflections
Die Raiders müssen ihre Secondary upgraden. Die Verletzungen von Treyvon Mullen und Jonathan Abram haben dies noch einmal bestätigt. Und wenn es um die Kadertiefe geht sieht es auf den Defensive Backfield Positionen eh schon relativ dünn aus. Zudem haben viele Secondary Spieler von Vegas Probleme mit der Manndeckung und lassen regelmäßig größere Raumgewinne (auch häufig bei 3rd&long) zu. In einer Division mit Stars wie Tyreek Hill ist es von größter Wichtigkeit sich mit starken, physischen, aber auch wendigen Corners auszustatten. Gardner ist einer der besten, wenn nicht gar DER beste press coverage Spieler im Draft. Sein unglaubliches Talent bereits an der Line of Scrimmage für disruption zu sorgen und Laufwege der Receiver zu cutten, dürfte ihn zu einem der wertvollsten Corners im kommenden Draft machen. Seine Körpergröße (1,88m) und sein Gewicht von 86 kg stellen einen NFL Prototyp dar. Gardner macht sich dies auf dem Feld zunutze und ist dabei selten auf Hilfe von den Safeties angewiesen, er verteidigt gut sowohl gegen schnelle Passempfänger, als auch gegen physische und besitzt die nötige Beweglichkeit, sich nicht im open field outplayen zu lassen. Er hat starke Sprungskills, weswegen er hohe Bälle ebenso abbrechen kann, besitzt aber auch weiche Hände für Interceptions. Davon brauchen die Raiders deutlich mehr! Ein Indikator dafür ist seine Fähigkeit mit den Augen den QB zu lesen und dennoch weiter an seinem Gegenspieler zu kleben. Des Weiteren hat er eine wahnsinnige Körperkontrolle, die ihm hilft balanciert zu bleiben und sich nicht täuschen zu lassen. Dies sieht man auch bei seinen Tackles, die er fast immer punktgenau timed. Eine Statistik wird euch sicherlich umhauen: Gardner ließ in seiner College Karriere keinen einzigen Touchdown bei 1on1s zu. Die Raiders könnten Hilfe im Backfield benötigen. Casey Hayward ist im kommenden Jahr Free Agent und sollte er die Raiders verlassen wäre es umso wichtiger neben Treyvon Mullen und Nate Hobbs noch mindestens einen zusätzlichen, soliden Corner zu haben. Gardner wäre dafür der ideale Mann, auch wenn spekuliert wird, dass er Probleme in der Zone Coverage hat. Die Raiders spielen häufig Zone. Davon abgesehen handelt es sich bei Gardner um einen top Pick, den die Raiders zumindest erwägen sollten. Mein Number One Lieblingspick wäre er nicht, aber je nachdem wer beim Raiders Pick noch auf dem Board ist, würde ich zuschlagen.
Filmmaterial:
Vs. Notre Dame: “SAUCE” 🔥🔥🔥 || EVERY Ahmad Gardner SNAP vs. Notre Dame (2021) ᴴᴰ - YouTube
Study Sauce Studying Sauce: Studying Ahmad Gardner in man coverage - YouTube
Draft Alternative:
Kaiir Elam, CB, Florida
Jordan Davis, Defensive Tackle, Georgia
Über Jordan Davis hatte ich vor ein paar Wochen bereits geschrieben und ihn als mögliche Draft-Option ins Spiel gebracht. In der Zwischenzeit dürfte Davis‘ Draftstock gestiegen sein, in vielen Mocks wird er bereits als Top 10 oder gar Top 5 Kandidat gehandelt. Außerdem ist Interior D-Line eine Position im nächsten Jahr, die beim Draft nicht allzu viel Tiefe erfährt. Holen die Raiders keinen DT in der Free Agency, so sollten sie es tunlichst im Draft machen! Davis ist ein Monster, ein Freak Athlet, der selbst bei Doppeldeckungen ständig für Chaos in der Mitte sorgt. Anfang Dezember gewann er den Chuck-Bednarik-Award für den besten Defensivspieler im College Football, sowie die Outland Trophy für den besten Lineman. Mit seiner Körpergröße von 1,98m und einem Gewicht von 154 kg ist Davis beim point-of-attack kaum zu bewegen und dennoch: Davis ist beweglich ohne Ende. Den 40 Yard Dash läuft er in unter 5 Sekunden. Ich kann es immer noch nicht glauben! Zudem besitzt er laterale Skills, einen guten Release und hohen Football IQ, kann mit Counters etc. umgehen und kennt seine assignments. Für die Raiders wäre Davis der Gamechanger. In der Mitte der double teams auf sich ziehende Davis, außen der energische Pass-Rush mit Yannick Ngakoue und Maxx Crosby – das wäre ein Traum, den man kaum zu träumen wagt. Davis spielt sowohl in der 3-technique, als auch in der 1-technique als klassischer Nose Tackle. Für die Raiders mit ihrer odd-front wäre Davis ideal als two-down-player: Er lässt keine Runs zu. Die Raiders könnten ihre restlichen D-Liner weiterhin in der Rotation einsetzen, hätten die klaffende Lücke in der Mitte aber gefüllt. Zudem ist er bekannt für seinen starken Willen, er ist einer der selten aufgibt und seinen Motor läuft bis zum Spielende. Fazit: wenn Davis noch auf dem Board ist, zuschlagen, Raiders! Ganz egal, ob es dann noch hier und da eine zu füllende Lücke gibt. So einen Ausnahmespieler wie Davis bekommt man selten und ich würde fast behaupten: Davis ist der beste Spieler im NFL Draft 2022!
Filmmaterial:
Vs. Florida: Jordan Davis (Georgia DT) vs Florida 2021 - YouTube
Vs. Cincinnati: Jordan Davis vs Cincinnati 2020 (Chick-fil-A Peach Bowl) - YouTube
Vs. Alabama: (SEC CCG) Alabama OL/Offense vs Georgia Defense (2021) - YouTube
Draft Alternative:
Keine in der ersten Runde!
Nicholas Petit-Frere, Offensive Tackle, Ohio State
Die Offense Line ist mit Sicherheit die Unit der Mannschaft, die am dringendsten einem oder mehreren Upgrades bedarf. Die Rookie-Saison von Alex Leatherwood war trotz Verbesserung in den letzten Wochen insgesamt eine Enttäuschung, Brandon Parker und John Simpson sind höchst fragliche Spieler, die konstant Strafen bekamen und sehr fehleranfällig sind und bis auf Jermaine Eluemunor haben wir kaum Spieler für die Tiefe im Kader. Ein Offensive Liner muss her und ich würde sagen, die OL ist DIE position of need. Dennoch würde ich, Status Quo, in der ersten Runde keinen O-Liner draften. Zu gut sind manche Prospects auf anderen Positionen, ich würde hier deshalb einen best player on the board pick bevorzugen. Zudem: die Offensive Line Class 2022 ist sehr tief. Man kann hier bedenkenlos auch in Runde 3 oder 4 noch fündig werden (bei WR zugegebenermaßen auch). Welche Position in der O-Line die Raiders draften wollen, steht noch in den Sternen. Nach Andre James starker zweiter Saisonhälfte wird es kein Center sein. Leatherwood, eigentlich RT wechselte während der Saison auf RG, wo er wesentlich besser aussieht. Auf LT ist Kolton Miller, unser bester Lineman, gesetzt. Sprich: es wird wahrscheinlich ein Left Guard oder Right Tackle gesucht. Und hier kommt Nicholas Petit-Frere ins Spiel. Sein Draft Stock war, wie man in den Staaten sagen würde, in den letzten Wochen „on the rise“. Petit-Frere spielte bei Ohio zwar zuletzt auf Left Tackle, seine ursprüngliche Position ist allerdings Right Tackle und man kann ihn auch in einem versatility scheme an unterschiedlichen Orten in der Line einsetzen. Was Petit-Frere so stark macht und was ich gleichzeitig für die Raiders als besonders wichtig erachte: er ist extrem gut beim Pass Blocking und sehr stark beim open-field blocking und bei 1on1s. Gegen schnelle Edges verteidigt er sehr solide. Das brauchen die Raiders, wurden sie doch regelmäßig von guten edge defenses überrannt.
Filmmaterial
https://www.youtube.com/watch?v=qBKNJwvECag
https://www.youtube.com/watch?v=1PKRaBcbm_c
https://www.youtube.com/watch?v=D38ITFyaxkc
https://www.youtube.com/watch?v=BlVtaRC2ynY
https://www.youtube.com/watch?v=3YuioqgnAVc
Draft Alternativen:
Charles Cross, Mississippi State / Kenyan Green, Texas A&M / Darian Kinnard, Kentucky