Die Top 10 Interior Defensive Line Prospects im NFL Draft 2022
Die NFL Scouting Combine fand dieses Wochenende statt und so einige Athleten sorgten mit ihren Leistungen für erstaunte Gesichter. Highlight des Events waren die 40-Yard-Dashs, die mit großer Spannung verfolgt wurden. Einer sorgte für besonderes Aufsehen mit seiner Performance: Jordan Davis, ein 155 Kilo Freak, der die Strecke in 4,78 Sekunden lief und somit so schnell war wie einige antretende Quarterbacks und nicht mal eine halbe Sekunde langsamer als einige Top Athleten auf den Wide Receiver oder Cornerback Positionen. Grund genug als Nächstes einen Blick auf die Defensive Tackle Klasse zu werfen, die wir in unserer Vorschau-Serie zum NFL Draft 2022 für euch vorstellen.
Die Defensive Tackle- Klasse 2022
Die diesjährige DT Draftclass bietet im Gegensatz zu den Vorjahren nicht viel Tiefe. Waren vor der abgelaufenen Spielzeit nur drei Spieler unter den Top 100 der Prospects, dürften mittlerweile aber doch einige hinzugekommen sein. Erfolgreiche Saisons einiger Athleten und gute Leistungen im Senior Bowl haben doch dazu geführt, dass zumindest etwas Talent vorhanden ist. Die Klasse schwankt jedoch zwischen Gut und Böse. Nur wenige Elite-Talente (Davis, Wyatt), dafür aber Spieler mit großer Upside (Winfrey, Booker, Hall, Jones) und danach: kaum mehr etwas. Nachdem die ersten 15-20 DT-Prospects gedraftet werden, wird das Feld auch schon recht dünn besiedelt sein. Im letzten Jahr konnten wir den ersten DT erst in Runde Zwei vom Board gehen sehen (Christian Barmore). In diesem Jahr wird das nicht so lange dauern, gleich vier Spieler könnten es unter die Top 32 Picks schaffen. Wer das sein könnte erfahrt ihr im Folgenden.
1
Jordan Davis, DT, Georgia
2021: 14 Spiele, 32 Tackles, 5 TFL, 2 Sacks, 1 PD
Mehrere Male habe ich bereits über Jordan Davis geschrieben und er ist immer noch mein top Defensive Tackle. Ein Monster? Ein Koloss? Ein Freak? Man kann es drehen und wenden, wie man will: Davis ist in der Mitte der D-Line nicht weg zu kriegen und benötigt mindestens ein Double Team, zieht in manchen Spielsituationen sogar Blocks von drei Linemen auf sich. Georgias D-Line bringt in diesem Jahr zwei top Prospects an den Start. Wyatt dürfte der technisch versiertere sein, Davis ist mit seinen Körpermaßen allerdings einzigartig. Er ist knapp zwei Meter groß und wiegt satte 155 Kilogramm. Nachdem er in der Combine beim 40- Yard- Dash eine Zeit von 4,78 Sekunden postete, dürften kaum mehr ein Zweifel an seiner Athletik und Explosivität bestehen. Für einen D-Liner seiner Größe ist diese Zeit weltklasse. Elite! Davis hat lange Arme und nutzt diese geschickt, um an die Brust seiner Blocker zu kommen. Dort bewegt er den Gegner mit Bravour und reiner Muskelkraft. Sein schneller First Step ermöglicht ihm eine schnelle Reaktion auf den Run, auch in der lateralen Bewegung und er kann sowohl im 0 Gap als Nose spielen, aber auch im 3 Gap. Dort beweist er exzellente Bull Rush Fähigkeiten. Warum Davis es nur knapp auf Platz Eins geschafft hat? Er wird in einem passenden Schema spielen müssen, um sein Potential voll zu entfalten. Und: Er ist kein typischer 3-Down-DT! Zweifel an seiner Kondition könnten zwar durch anstehende Pre-Season Camps beseitigt werden, dennoch offenbaren sich Davis‘ „Schwächen“ beim Pass Rush. Er verfügt im Gegensatz zu Wyatt nicht über ausgeprägte Moves (sehe ihn so gut wie nie im Swim Move) und tendiert dazu, sich im Backfield nicht schnell genug vom Offender lösen zu können. Dennoch brachte er es in seinen ersten 27 Spielen für Georgia auf acht Sacks. Davis dürfte im richtigen Schema einer der besten DTs des letzten Jahrzehnts werden. Rein vom Skillset her betrachtet bietet er Teams jedoch eine etwas geringere Versatility als Wyatt.
Voraussichtliche Draft-Runde:
Consensus: 1st Round / Mein Board: 1st Round
Filmmaterial:
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DeVonte Wyatt, DT, Georgia
2021: 13 Spiele, 39 Tackles, 7 TFL, 2.5 Sacks, 1 PD, 1 FR, 2 FF
Wyatt ist einer der Risers der letzten Wochen und hat spätestens im Senior Bowl bewiesen, dass er einen Pick in der ersten Runde wert ist. Viele Scouts gehen sogar noch weiter und bescheinigen Wyatt Top- 10- Talent. Zugegebenermaßen bekam Wyatt vorher selten die nötige Aufmerksamkeit, da in Georgias Top Defense meistens immer von Davis die Rede war, wenn es um Interior D-Liner ging. Wyatts Skillset und seine Vielseitigkeit dürften ihm aber zu Gute kommen und was ich auf Tape sehe, begeistert mich mehr denn je. Wyatt verfügt über eine ideale Kombination aus Kraft und Technik, seine Wendigkeit ist verblüffend. Er hat schnelle Hände, effektive Swim Moves, Cross Chops und dennoch die Power für Bull Rushs. Sein Footwork ist ausgeprägter als das von Davis, seine Reaktion schnell und im Gegensatz zu Davis „verliert“ er sich seltener im Block. Seine Gap Penetration ist spitze, verliert er die Lücke, arbeitet er sich blitzschnell wieder zurück. Dies bekräftigt die Vorteile seiner lateralen Skills und Countermoves. Wyatt wirkt gegen Double Teams etwas weniger standhaft als Davis. Sein High Motor zeigte sich allerdings in der letzten Saison im Pass Rush, wo er 23 Pressures generierte. Aber Wyatt ist auch stark gegen den Run, er nimmt mit seinem Quick Step direkt sein Gap ein. Ebenso ist er ein starker Tackler, ist er einmal am QB oder RB, ist der Spielzug vorbei. Wyatt ist also der typische Versatility Spieler, ein NFL-Prototyp und 3-Down-Defender. Verglichen mit Davis würde ich Wyatt denjenigen Teams empfehlen, die keinen spezialisierten Koloss brauchen, sondern auf Vielfältigkeit setzen. Wyatt ist ein Late Riser, seine ersten Jahre in Georgia waren durchschnittlich. Weil die NFL allerdings eine Week-To-Week-Liga ist, spricht seine jüngste Entwicklung allerdings für die Zementierung seiner Präsenz und den Willen, sich stetig zu verbessern. Seinen Entwicklungsstand kann man sehr gut erkennen: wurde er vor einem Jahr noch häufig wegen eines zu hohen Pad-Levels geschlagen, wirkt er mittlerweile wie ein Experte im Bereich „Leverage“. Abschließend sei erwähnt, dass die NFL Teams hier die Qual der Wahl haben. Sowohl Davis, als auch Wyatt werden NFL-Starter mit Immediate Impact sein. Wer allerdings die „wahre Nummer 1“ ist, muss je nach Spielsystem eigens beurteilt werden.
Voraussichtliche Draft-Runde:
Consensus: 1st Round / Mein Board: 1st Round
Filmmaterial:
3
Perrion Winfrey, DT, Oklahoma
2021: 23 Tackles, 11 TFL, 5.5 Sacks, 1 FF
Perrion Winfrey ist einer meiner Lieblinge auf Defensive Tackle. Und obwohl er häufig als typische 2nd Round Selection angesehen wird, sehe ich in Winfrey einen 1st Rounder mit dicker Upside. Mir gefällt fast alles an ihm und er ist der wohl athletischste DT im diesjährigen Top-Tier zusammen mit DeMarvin Leal. Wer ihn draftet, bekommt einen Tackle, der von der 0-technique bis zur 5-technique alle Positionen in der Line spielen kann und enorm Downfield Pressure kreiert. Seine 11 Tackles for loss bestätigen seinen schnellen Antritt. Winfrey ist ein „Gap Filler“, ausgestattet mit beweglichen Händen und einem schönen Set an Moves. Er kann es auch mit Double Teams aufnehmen und sein Football IQ ist groß. Eine schöne Geschichte dazu: im Classic gegen die Texas Longhorns 2020 (Overtime Win für Oklahoma) blockte er im letzten Viertel einen Fieldgoal-Versuch und verschaffte dadurch seinem Team die Möglichkeit das Spiel zu drehen. Besonders daran: er wechselte auf Eigeninitiative die Position an der LOS, weil er eine Schwäche im Lineup der Longhorns erkannte. Verantwortung erfolgreich übernommen und seinem Team einen historischen Moment verschafft. Winfrey ist ein klasse Interior Pass Rusher, seine Run Stop Skills brauchen noch etwas Verfeinerung. Er lässt sich bisweilen manchmal von Blockern schlagen, weil seine Countermoves nicht immer präzise sind. Dies liegt aber nicht an seinem Gesamtarsenal, sondern mehr an Kleinigkeiten wie der Platzierung seiner Hände oder fehlender Konstanz. Dies kann aber auf NFL Level schnell verbessert werden. Ebenfalls sollte Winfrey ein paar Kilo Muskelmasse zulegen, obwohl seine Measurables wie Körperlänge und –proportionen an sich ideal sind. Ich bin gespannt, wie Winfrey sich in der NFL schlägt, sehe eine Huge Upside. Der worst case wäre bei ihm, dass er nicht gerade als Fast Learner bekannt ist. Winfrey kommt vom JUCO, was ich an sich super finde, weil es zeigt, dass er die nötige Willenskraft besitzt. Dennoch hatte er früher mit seinem Universitätsabschluss Probleme. Auf NFL Level sollten zumindest die einstudierten Neuerungen direkt sitzen. Sonst könnte das Experiment ganz schnell nach hinten losgehen. Vielleicht braucht Winfrey auch ein Jahr „Entwicklungszeit“. Dennoch: er ist meine persönliche Nr. 3.
Voraussichtliche Draft-Runde:
Consensus: 2nd – 3rd Round / Mein Board: 1st Round
Filmmaterial:
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DeMarvin Leal, DT, Texas A&M
2021: 58 Tackles, 12.5 TFL, 8.5 Sacks, 2 PBUs, 2 FF, 1 INT
Leal ist einer meiner 1st Round Picks auf Defensive Tackle. Phasenweise wurde er in bisherigen Scouting Reports als Nummer 1 gehandelt, ein Arrest wegen des Besitzes von Mariuhana sorgte aber zum Saisonende dafür, dass mittlerweile viele Scouts die oben genannten Spieler bevorzugen. Dennoch ist Leal für mich ein Athletikfreak und hatte insgesamt eine herausragende Saison. Seine 8,5 Sacks, 12,5 TFL und 37 Pressures zeigen sein enormes Pass Rushing Talent. Leal steht für Versatility, wird überall an der Line eingesetzt, selbst als Edge Rusher. Am besten ist er in der Interior DL in einer 3-technique aufgehoben. Er ist schnell, hat wendige Moves und besitzt die Fähigkeit durch Kraft eventuell verlorene Duelle noch zu gewinnen. In den Videos sehe ich ein schönes Pad-Level und laterale Skills, kein Overpursuing. Stattdessen die Augen im Backfield, schöne Changes of Direction. Bei 1-on-1s meistens klar im Vorteil. Schöne Rip Moves. Tolle Swipes. Insgesamt ein solider Spieler, er wird definitiv kein Bust werden, außer es kommen Off-Field-Issues dazu. Wer raucht heutzutage denn nicht ab und an mal einen dicken Johnny? Marihuana sollte ihm daher nicht zum Verhängnis werden. Ein typischer mid-to-late 1st Rounder. Einer der komplettesten D-Liner im Draft und im richtigen System fähig für einiges an Furore zu sorgen. Ich hatte ihn lange höher als Winfrey, aber Winfrey hat für mich die größere Upside. Dennoch ein super Spieler. Zuletzt galt er als einer der Fallers auf der DT Position, ich sage aber: Don’t believe the (negative) hype!
Voraussichtliche Draft-Runde:
Consensus: 2nd / Mein Board: 1st
Filmmaterial:
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Travis Jones, DT, Connecticut
2021: 32 Tackles, 7.5 TFL, 4 Sacks, 7 QB Hits, 14 Hurries
Jones ist ein großer, schwerer Nose Tackle, der in den letzten Wochen viel Aufmerksamkeit wegen seiner guten Leistung im Senior Bowl bekam. Er verkörpert neben Davis und Ridgeway im diesjährigen Draft wohl am ehesten den Prototyp eines 0-technique D-Liners. Er kennt beide Seiten des Balls, kam als O-Liner nach Connecticut und transformierte schnell zum Defender. Jones ist eine Hausnummer gegen das Laufspiel und ich sehe einen der härtesten Punches in der gesamten Draft-Klasse. Er ist blitzschnell am Defender und hat trotz eines mäßigen First Steps eine krasse Balance in seinen Hüften. Er findet am Point of Attack fast immer einen guten Winkel und wird selten nach hinten gepusht, kann es locker mit Double Teams aufnehmen. Er bringt häufig die Pocket durch bloße Kraft zum Kollabieren. Top Disengagement, schneller Release und gutes Tackling. Im Pass Rush muss Jones allerdings noch zulegen. Zeigt selten die nötige Ausdauer, um eine dauerhafte Gefahr im Backfield darzustellen. Er ist damit eher ein klassischer Two-Down Spieler, ein “Runstuffer”. 2020 spielte Jones aufgrund der Covid-19 Regulierungen gar nicht, im letzten Jahr legte er einige beeindruckende Spiele hin. Insgesamt wirkt er aber bisweilen noch etwas “klobig”. In den Videos kann man klar den Unterschied zu anderen Linemen erkennen: beim Circle Drill hat er zwar eine gute Wendigkeit, wirkt aber noch zu langsam. Bei der Combine lief Jones, der ungefähr 30 Pfund weniger wiegt als Davis, nur eine Zeit von 4.92 Sekunden im 40-Yard-Dash. Sein Draftstock dürfte jedoch kaum darunter leiden, denn die Zeit ist für einen D-Liner seines Kalibers immer noch ordentlich.
Voraussichtliche Draft-Runde:
Consensus: 2nd / Mein Board: 2nd (mit viel Glück late 1st)
Filmmaterial:
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Phidarian Mathis, DT, Alabama
2021: 14 Spiele, 53 Tackles, 10.5 TFL, 9 Sacks, 2 PDs, 1 FF, 2 FR
Phidarian Mathis spielte seine bisher beste Saison in der abgelaufenen Spielzeit und entwickelte sich bei Alabama zu einem Führungsspieler. Dieses Potenzial wurde unter anderem mit seiner Ernennung zum Team Captain bekräftigt. Die Crimson Tide brachten in den letzten Jahren immer wieder Defensive Tackles erfolgreich in die NFL und auch Mathis wird früh vom Board gehen. Beim Studium seines Spiels fällt mir immer wieder ein guter Swipe Move auf und die Fähigkeit, sein Gap zu halten. Er wirkt explosiv nach dem First Contact, wobei sein First Step manchmal etwas langsam kommt. Fällt mir bisweilen durch seine gute Run Defense auf. Er spielt ähnlich gut in einer 3-4 Defense, wie in einer 4-3. Am Point of Attack mit ziemlicher Kraft am Blocker, gute Balance und unersättliches Footwork. Ich denke aber, er braucht noch etwas Zeit. Hat bis auf den Swipe Move und Bull Rush nicht wirklich viel Abwechslung in seinem Arsenal. Manchmal liest er die Spielzüge des Gegners etwas langsam und schlägt sich ab und an wegen eines zu hohen Pad Levels selbst. Seine Größe und Körperrahmen sind perfekt für das NFL-Level und er hat sehr lange Arme. Insgesamt glaube ich, dass Mathis ein Run Stopper auf hohem Niveau sein kann, wenn es um den Pass Rush geht, wird noch einiges an Arbeit auf ihn warten.
Voraussichtliche Draft-Runde:
Consensus: 2nd Round / Mein Board: 2nd Round
Filmmaterial:
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John Ridgeway, DT, Arkansas
2021: 11 Spiele, 39 Tackles, 4 TFL, 2 Sacks
Einer meiner Lieblinge auf Defensive Tackle. John Ridgeway macht Spaß und auch wenn es bestimmt einige verbesserungswürdige Fähigkeiten gibt, ist er einer der Spieler, bei dem man fast sicher sagen kann, dass er es in der NFL schaffen wird, sich zu behaupten. Der vom Körperrahmen her gesehen beste Spieler auf DT. Hat die ideale Größe, lange Arme und das nötige Gewicht. Als Nose Tackle oder 1/2-gap Spieler einsetzbar und immer mit Power unterwegs. Bei 1on1s kaum aufzuhalten, aber auch bei Double Teams weicht er selten nach hinten. Seine Release Skills sind nicht immer top, es kann sein dass Runner knapp an ihm vorbeilaufen, aber er nutzt jede kleinste Gelegenheit und hat eine große Reichweite, wenn er in der Nähe des Ballträgers ist. Seine Hände sind stark und wenn er einmal beim Tackling ist, gibt es keine YAC für den RB. Er kreiert wegen seinen Händen sowohl Chancen auf der Outside Shoulder, als auch auf der Inside. Sehr flexibel im Richtungswechsel auf engem Raum. Was mir bei Ridgeway sehr gefällt: er ist ein Competitor und spielte in Arkansas meist gegen gute Offenses: Texas, Texas A&M, Georgia, Ole Miss, Bama, LSU, Penn State oder Auburn. Er hinterließ überall seine Spuren. Klar, gegen Outside Runs hat er aufgrund seines geringen Closing Speed Probleme und kommt nicht hinterher, aber das ist auch nicht seine primäre Aufgabe. Seine Kondition sollte auf NFL Niveau überarbeitet werden. Er muss häufiger auf dem Feld sein, war bei einigen Spielen phasenweise auf der Bank. Insgesamt aber nach Davis und Jones für mich der beste Inside DT / NT der Klasse.
Voraussichtliche Draft-Runde:
Consensus: 3rd-4th / Mein Board 2nd Round
Filmmaterial:
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Haskell Garrett, DT, Ohio State
2021: 10 Spiele, 22 Tackles, 7 TFL, 5.5 Sacks, 2 FR
Haskell Garrett ist einer der Risers der letzten Wochen und wenn man sich seine Background Story anschaut, sieht man seinen langen Atem und den Willen, sich immer wieder zurück zu kämpfen. Als 4-Star-Recruit 2017 ans College gekommen, überlebte er 2020 einen Pistolenschuss in sein Gesicht, als er einen Streit schlichten wollte. 2021 machte er fast problemlos das 1st Team der Big Ten Conference. Was für ein Comeback! Garrett ist ein typischer Downfield Player, der in einer vertikalen one-gap Defense eine große Rolle spielen kann. Er zeigt seine Stärke durch einen top First Step und starke Hände. Leider wirkt er oft unbalanciert gegen den Lauf und lässt sich zu häufig von Cutback Lanes abbringen. Gute Hüften, wenn er auf der Outside Shoulder der Blocker spielt. Aber er ist kaum effektiv gegen Double Teams. In Ohio spielte er ab und an in der 1-technique, in der NFL sollte er nur in der 3-technique zum Einsatz kommen. Generell hat er einen High Motor und man sieht, dass er kein Quitter ist. Einsatz bis zum Schluss des Spielzugs! Garrett spielte fünf Jahre am College und war am Ende seiner Karriere einer der Führungsspieler der Buckeyes Front Seven. Wenn er seine Pass Rush Moves noch verbessert, hat er ein großes Potential in der NFL. Ich liebe Spieler, die beeindruckende Geschichten erzählen können uns die nicht aufgeben. Diejenigen, die die dunkle Seite des Lebens erfahren haben, tun sich leichter auf der hellen Seite zu leben! Tough as nails!
Voraussichtliche Draft-Runde:
Consensus: 3rd-4th Round / Mein Board: 2nd Round
Filmmaterial:
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Thomas Booker, DT, Stanford
2021: 12 Spiele, 59 Tackles, 5 TFL, 1 Sack, 1 PD
Book it! Booker ist DER Under the Radar- Pick im NFL Draft 2022. Und Teams, vor allem 3-4 Defenses, warden ihren Spaß mit ihm haben. Er hätte gut und gerne auch in der DT/DE Hybrid Klasse kategorisiert warden können, er spielt aber am liebsten 3-technique. In Stanford spielte er das komplette Spektrum der D-Line. 0-technique bis 9-technique. Und dazu noch Special Teams. Ein Versatility Spieler also. Booker besitzt großen Football IQ und gute Maße (1,93 m / 140 kg) für das nächste Level. Er war vor Kurzem noch in den hinteren Runden gelistet, arbeitete sich aber nach oben und ist für mich ein solider Depth Player mit Starter-Qualitäten und langfristiger Upside. Ein Fast Learner, der seine Schwächen wohl schnell beheben kann. Er gewann 2021 die William Campbell Trophy für den Athleten mit herausragenden schulischen Leistungen. Könnte ein High Character Guy sein. Zudem explosiv, schwer berechenbar und ein Tough Guy. Working off the Block könnte noch besser sein. Und im Pass Rush zu inkonstant, dort wechseln sich Highlight-Momente mit Bust-Momenten ab. Für meine Top 10 reicht es aber noch!
Voraussichtliche Draft-Runde:
Consensus: 3rd - 4th Round / Mein Board: 2nd - 3rd Round
Filmmaterial:
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Neil Farrell, DT, LSU
2021: 45 Tackles, 9.5 TFL, 2 Sacks, 2 PDs
Farrell ist ein Lineman mit großer Upside und dem seltenen Talent für Chaos sorgen zu können. Top Körpergröße und Gewicht für einen „schweren Jungen“. Sein großes Problem ist allerdings fehlende Konstanz. Sein Spiel ist sehr kraftbetont und er verfügt über einen High Motor. Spielt im 1on1 sehr gut sein Gap Assignment und kann sowohl in der 1-technique, als auch der 3-technique starten. Hat einen schönen First Step, aber gehört zu den langsameren Linemen. Seine fast fünfeinhalb Sekunden im 40-Yard-Dash verdeutlichen dies. Auf dem Feld macht sich das im lateralen Bewegungsablauf bemerkbar. Allerdings spielt er gut gegen Double Teams. Und: bei 3rd Downs oder in wichtigen Spielmomenten ist er hellwach und macht kaum Fehler. Seine Schwächen und Inkonstanz kommen meist erst, wenn sein Team klar führt oder es „um nichts mehr geht“. Farrell ist jemand, der Druck generiert, was sich auch im Run Stop bemerkbar macht, aber er kommt selten bis zum Quarterback durch. Dafür besitzt er eine hohe Recovering Ability, also die Fähigkeit sich wieder in den Spielzug zurück zu kämpfen. Die NFL-Voraussetzungen stimmen, aber ein Biest ist er nicht.
Voraussichtliche Draft-Runde:
Consensus: 4th Round / Mein Board: 3rd Round
Filmmaterial:
DT/ DE Hybriden
Zwei Spieler muss ich hier noch erwähnen, die ich im Edge Rusher Ranking noch beleuchten werde. Zwei Defensive Ends, die in der NFL als Interior DT spielen könnten bzw. am College in Rotational Roles zum Einsatz kamen und sich auf der In- und Outside abwechselten. Wo sie auf NFL-Level spielen werden ist noch fraglich, am ehesten sind Weakside Assignments in einer 3-4 Defense vorstellbar. Logan Hall ist für seine Geschwindigkeit bekannt und seine wahnsinnige Athletik bekannt, Zachary Carter für sein ausbalanciertes Skill-Set.
Logan Hall, DT/DE, Houston
Filmmaterial:
https://www.youtube.com/watch?v=pvyHWNBpm0Y
https://www.youtube.com/watch?v=nABiXK0eERQ
Zachary Carter, DT/DE, Florida
Filmmaterial:
https://www.youtube.com/watch?v=fXVsJY3DFjs
https://www.youtube.com/watch?v=J1OADMpItz4
Weitere Prospects auf Interior Defense Line:
Otito Ogbonnia, DT, UCLA (3rd – 4th Round)
Matthew Butler, DT, Tennessee (3rd – 4th Round)
Akial Byers, DT, Missouri (3rd – 4th Round)
Colby Wooden, Auburn (4th Round)
Tyler Davis, Clemson (5th Round)
Damion Daniels, DT, Nebraska (5th Round)
LaBryan Ray, DT, Alabama (5th Round)
Geheimtipps und Risers:
John Ridgeway, DT, Arkansas
Matthew Butler, DT, Tennesse
Akial Byers, DT, Missouri
Wen sollten die Raiders draften?
Ich plädiere dafür, in den ersten drei Runden einen Defensive Tackle zu draften. Josh McDaniels hat kürzlich verkündet, immer den Best Player on the Board draften zu wollen. Spieler, die sein Team in der Gesamtheit besser machen und nicht nur eine Position of Need füllen. In der ersten Runde sehe ich aber auf einigen Positionen größere Talente und daher kommt für mich als Erstrunden-Pick nur Jordan Davis in Frage. Man bekommt hier einen einzigartigen Spieler, der selten zu finden ist. Und: im letzten Jahr adressierten die Patriots früh den DT-Spot durch den Draft von Christian Barmore. Ein starker DT spielt im System von McDaniel also eine große Rolle, da DC Patrick Graham häufig 3-4 spielt und wir bereits einen elite Pass-Rush haben. Es wäre vollkommen verständlich, wenn die Raiders in der ersten Runde eine andere Position anvisieren. Ab Runde Zwei ist DT realistischer. Ich würde jemanden wie John Ridgeway, Haskell Garrett oder Matthew Butler in Runde 2 bzw. 3 gutheißen. Oder Otito Ogbonnia in Runde 4. Mit Andrew Billings verpflichteten die Raiders bereits einen massiven DT. Ich bin gespannt, ob man hier einen Foundational Player früh draften will oder die Position wie im letzten Jahr mit Veteranen auffüllen wird. Man merke: auch die Zukunft von Quinton Jefferson ist noch nicht abschließend geklärt.