Liebe Community und werte Leserschaft, ihr habt auf meinem Twitter-Kanal @LocoFootball_TV abgestimmt und euch in der heutigen Vorstellung der Position Groups zum anstehenden NFL-Draft für das Ranking der besten Offensive Linemen entschieden. Zu meiner Überraschung. Die Edge Rusher (bei mir dieses Jahr ziemlich hoch im Kurs) kommen dann in der nächsten Preview dran, welche die letzte Top 10 – Reihe sein wird, wie ihr sie gewohnt seid.

Nachdem wir bis dahin einige Positionen abgearbeitet haben werden (WR, CB, DB, LB, DTs, OL, Edge), werden die noch übrigen (QB, RB, TE) von mir etwas stiefmütterlich behandelt. Weniger Videos, etwas kürzere Texte. Der Grund liegt auf der Hand: da die Raiders auf diesen Positionen quasi „ausgebucht“ sind, ihren Kader aufgefüllt haben, stellen letztere keine Positions of Need dar. Eine qualitative Auffrischung kann dem Kader aber immer gut tun und wer weiß, vielleicht kommt ja spontan ein Trade oder ein unerwartetes Draft-Prospect rein. Im Status Quo jedoch gehen wir davon aus, dass Vegas auf eben angesprochenen Positionen gesättigt ist. Eine kleine Anmerkung zur O-Line Top 10 gibt es dauch noch, ich muss hier eine Einschränkung machen: im Folgenden habe ich alle Offense Line Positionen zusammengefasst. Statt eigener Top 10 Listen für jeweils LT, LG, C, RG und RT (oder Center, Guard, Tackle) findet ihr in diesem Ranking Spieler der unterschiedlichen Positionen zusammengewürfelt. Neben dem Zeitfaktor (ich gebe ehrlich zu, dass ich jetzt nicht nochmal 50 weitere Prospects anschauen kann) spielt vor allem die Tatsache eine Rolle, dass etliche Prospects am College mehrere Aufgaben hatten. Viele der angesprochenen Spieler spielten bspw. sowohl Guard, als auch Tackle, einige waren am College Left Tackles, werden aber wahrscheinlich in der NFL eine andere Projection bekommen. Dies als kleine Anmerkung vorweg geschickt. Am Ende des Fließtextes findet ihr dann aber kurze Top-Listen der einzelnen Positionen, allerdings in Listenform und eben ohne Scouting Reports.

Die Offense Line Klasse 2022

Ich finde die O-Line-Class 2022 ist anderen Positionsgruppen deutlich überlegen. Zwar ist auch hier die Frage, ob abgesehen von den Top 5 Talenten wirklich viele High-End-Prospects dabei sind, in der Tiefe ist die Klasse allerdings schwer zu schlagen. Wir haben hier locker Value-Picks bis in die mittleren Runden und sogar danach noch. Die besten Spieler der Klasse sind seit Monaten Konsens und da wird es auch bei mir kaum Ausnahmen geben. Talente wie Tyler Linderbaum, Evan Neal oder Charles Cross säumten schon vor langer Zeit die Boards. Hinzu kommen die 2021-Risers Ikem Ekwonu und Trevor Penning. Allen attestiere ich 1st Round Talent. Spannend wird es allerdings in den Runden danach. Ich sehe hier einige Picks, die im richtigen Team/System zu Stars avancieren könnten. Darunter der Österreicher Bernhard Raimann, Kenyon Green von Texas A&M, Darian Kinnard (Kentucky), Zion Johnson (Boston College), Minnesotas Tackle Daniel Faalele, Sean Rhyan von UCLA, Luke Goedeke von Central Michigan oder Nicholas Petit-Frere von Ohio State, einer der vielseitigsten Linemen im Draft. Ebenso finden wir überragendes Mid-Round-Talent mit Tyler Smith (Tulsa), Abraham Lucas (Washington State), Rasheed Walker (Penn State) oder Dylan Parham (Memphis). Selbst ab Runde 4 können die Teams hier noch Build-Up-Value finden, vielleicht sogar überraschende First Year Starters kreieren. Spieler wie Jamaree Salyer, Ed Ingram, Ja’Tyre Carter, Thayer Munford oder Dohnovan West sind hier zu nennen. Die wohl dünnste Positionsgruppe finden wir bei den Centern. Tyler Linderbaum ist hier die unangefochtene Nummer Eins. Danach wird es schon etwas mau. Die Tackles, vor allem LT, sind in der Klasse die talentiertesten. Zwar haben wir auch einige „reine“ LTs, die meisten von ihnen könnten aber auch als RT zum Einsatz kommen. Es wird spannend sein, wen die NFL Teams hier für welche Spots favorisieren und ob nach Tyler Linderbaum ein „Center-Rush“ entstehen wird (denke ich nicht). Insgesamt würde ich die O-Line Klasse als eine der besten des Drafts charakterisieren.

1

Charles Cross, LT, Mississippi State

Ich halte enorm viel von Charles Cross. Der Left Tackle von Mississippi State ist unangefochten der technisch versierteste Spieler und wohl beste Pass Blocker der Klasse. Es macht Spaß Cross zuzusehen, er zeigt eine unglaubliche Finesse und Athletik. Zudem bringt er exzellentes Footwork mit und ist sehr schnell am Mann, kann immer wieder Blocks erfolgreich setzen, selbst wenn er in eine nicht aussichtsreiche Position kommt. Er findet immer den richtigen Winkel und arbeitet auf Elite Level mit seinen Händen, als wäre er ein Wing Tsun Master. 2021 lief er zu seiner persönlichen Bestform auf, spielte über 900 Snaps (!) als Starter in 10 Spielen. Dabei ließ er lediglich 2 Sacks und nur 14 Hurries zu. Noch beeindruckender: keinen einzigen QB Hit. Obwohl er ein guter Run-Blocker ist, wird häufig behauptet er müsse noch ein paar Kilo zunehmen, um in der NFL überdurchschnittlich zu spielen. Ich denke aber Cross kompensiert dies leicht mit seiner Leverage, er lässt sich nie im Bull Rush schlagen und nimmt Blitzes ordentlich auf. Im Run-Blocking zeigt er schöne 2nd-Level Awareness und ist explosiv beim Ansetzen eines Blocks. Er ist äußerst flexibel und zeigt feine Hüftarbeit, hat gute Balance und schnelle Dropbacks. Ich persönlich bin von Charles Cross überzeugt und würde ihn vor allen anderen Prospects in der Offense Line draften. Gerade in einer pass-heavy NFL braucht man gute Pass-Blocker und Cross ist ein Plug-and-Play Spieler, der im überdurchschnittlichen Segment zu finden sein wird, wenn er noch etwas Fine-Tuning bekommt. Zudem spielte er gegen die top Defenses im College Football.

Voraussichtliche Draft Runde:

Consensus: 1st Round / Mein Board: 1st Round

Filmmaterial:

2

Tyler Linderbaum, C, Iowa

Es ist durchaus möglich, dass Linderbaum erst als dritter, vierter, fünfter, sechster O-Liner gedraftet wird und wahrscheinlich geht auch Ikem Ekwonu vor ihm vom Board. Dennoch: für mich ist er auf seiner Position (Center) das noch bessere Prospect. Man könnte Linderbaum auch problemlos an #1 aller Offensive Line Spieler draften. Der ehemalige State Champion im Ringen ist ein Bollwerk in der Spielfeldmitte. Ringer sind meistens gute Footballer, denn sie bringen die nötige Leverage, Balance und Technik mit. Doch bei Linderbaum geht es darüber noch hinaus. Er besitzt auch enorme Stärke und Explosivität, ist ein athletischer Spieler, der zudem schnell im 2nd Level ist. Linderbaums Physis ist von der Sorte Penning, er kann ein Mauler sein, der auch mal nasty werden kann. Weiterhin zu den Ball-Skills: seine Snaps sind fehlerlos, aus der Shotgun präzise und schnell. Er hat instant die Arme am Verteidiger. Ein weiterer Segen: seine lateralen Bewegungen und sein hervorragendes Hand Placement. Linderbaum hätte locker schon ein Jahr früher in die NFL kommen können. Er hatte einen irren PFF 2020er Grade von 91.5, was nahe an dem von Alabamas Landon Dickerson lag – der es vor einem Jahr in die NFL schaffte. Doch der Iowa Hawkeye-Center entschied sich, seinen Draft Stock noch einmal anzuheben und blieb ein weiteres Jahr am College. In dem er fast fehlerlos performte. Nun ist es soweit und die gute Iowa O-Line Schule wird einen weiteren ausgereiften Spieler mit NFL Kaliber produziert haben – gute Arbeit! Linderbaum wird es auf meinem abschließenden Big Board wahrscheinlich sehr weit nach oben schaffen. In diesem Ranking erhält er immerhin Platz 2. Und Platz 1 bei den Centern.

Voraussichtliche Draft-Runde:

Consensus: 1st Round / Mein Board: 1st Round

Filmmaterial:

3

Evan Neal, LT/RT, Alabama

Auf einigen Boards ist Neal so etwas wie ein Faller. Wenngleich man das nicht wirklich sagen kann. Ein Minimal Dropper vielleicht. Während er vor einem Jahr noch als DAS Elite Prospect gehandelt wurde und gefühlt monatelang an Nummer 1 aller simulierten Draft-Runden und Big Boards stand, hat er mittlerweile seinen hohen Status zwar nicht verloren, büßt aber hier und da mal ein paar Ränge ein. Dennoch sehe ich ihn in 90% aller Mocks noch in den Top 10. Dem schließe ich mich an und würde ihn mit Charles Cross auf eine Stufe stellen – wenngleich sie minimal andere Spielertypen sind. Dazu gleich mehr. Wissen muss man noch, dass Neal ein 5-Star-Recruit ist und von allen Linemen mit am meisten Snaps in der letzten Saison gespielt hat (1073), er bringt also eine Menge Erfahrung mit und seine Entwicklung ist durch intensives Scouting von Anfang an belegt. Für NFL Teams ist er ein idealer Left Tackle, kann aber genauso gut Right Tackle spielen. Egal wo, er wird im Elite Segment seine Herausforderung suchen. Und hier kommen wir schon zu den feinen Unterschieden mit u.a. Cross etc. Neals Hauptelement kommt nicht durch seine hervorstechende Technik, sondern durch den Einsatz seines Körpers und seine Athletik. Neal war der Anführer von Bruce Feldmans Freak List, bei satten 350 Pfund Körpergewicht hat er es geschafft auf nur 22% Körperfett zu kommen. Er zählt zu den besten Schnellkraft Spielern, die die NFL seit langem gesehen hat und er zählt zu den größten Spielern auf seiner Position. Zudem konnte er in Alabama gegen die Creme de la Creme des College Football antreten. Und tat eigentlich nie etwas Falsches. Warum ich ihn bei den LTs „nur“ auf Nummer 2 habe? Ich glaube, dass Cross der sauberere und technisch versiertere Spieler ist und aufgrund seines weniger ausgereiften Scoutings in den letzten Jahren im Gegensatz zu Neal noch einige Highlights in seinem Spiel zu finden sein werden, von denen wir noch nichts wissen. Dennoch ist Neal für mich quasi mit Cross auf einer Ebene und es wird am Ende nur der Scheme Fit ausschlaggebend sein, wer zuerst gedraftet wird. Ich kann dennoch eines wagen zu behaupten – und da stelle ich mich quasi etwas gegen den Konsens – dass ich Cross und Neal VOR Ikem Ekwonu draften würde, da beide in der Pass Protection noch eine Schippe mehr drauf haben.

Voraussichtliche Draft-Runde:

Consensus: 1st Round / Mein Board: 1st Round

Filmmaterial:

4

Ikem Ekwonu, LT, North Carolina State

Über Ekwonu habe ich in mehreren Scouting Reports Statements wie „plays angry“ oder „shows aggressiveness“ gelesen. Und in der Tat: Ekwonu ist ein Effort-Player, der seinen Gegner nicht nur blocken, sondern zerstören will. Der irrste Mutant, wenn es am Point-of-Attack heiß her geht und zwei schwere Körper kollidieren. So kann man Ekwonus Spiel beschreiben. Ein Blick auf seine Wurzeln bringt Verheißungsvolles zu Tage: er kommt aus einer Familie von Athleten. The Family Franchise sozusagen. Das habe ich zuletzt übrigens vor einem Jahr über Asante Samuel Jr. verlautbart. Jetzt hört ihr es wieder: Prospects mit einer Sporttradition in der Familie sind hot! Ekwonus Mutter war erfolgreiche Highschool Athletin in der Leichtathletik, sein Vater ein bekannter nigerianischer Basketballspieler und sein Bruder spielt bei den Notre Dame Fighting Irish als Linebacker. Neben diesen faszinierenden Fakten: schaut euch Ikems Tape an! Destruction! Der definitiv beste Run-Blocker der Klasse. Schnelles Footwork und Explosivität inside, schnell an der outside Shoulder wenn nötig bei Outside Runs. In der Pass Protection hat er sich 2021 verbessert, er lässt hin und wieder aber Hurries und Sacks zu (immerhin 3 Sacks 2021). Seine Versatility ist aber ein Vorteil. Hauptsächlich auf LT eingesetzt, kann Ekwonu gut und gerne auch als Guard spielen und wenn nötig auf beiden Seiten der Line. Was mir immer wieder auffällt ist sein schöner Kick Slide und weil er ziemlich groß ist und lange Beine hat, deckt er auch effektiv gegen schnelle Edges, denen er wenig Boden für Moves gibt. Gepaart mit seinem Football IQ ist er eine echte Waffe und seine Leistungen bei der Combine haben diesen Eindruck nochmals verfestigt. Als ehemaliger Ringer (schon wieder einer) hat er es zudem in Bruce Feldmans Freak List geschafft. Die Referenzen stimmen also und ich habe keinen Mock gesehen, der Ekwonu nicht in der ersten Runde hat. Dem schließe ich mich an, wenngleich ich ihn (noch) nicht am Elite End verorte. Dazu muss seine Technik noch verbessert werden, allen voran im Pass Blocking. Wie gesagt, die NFL ist eine Passing League!

Voraussichtliche Draft-Runde:

Consensus: 1st Round / Mein Board: 1st Round

Filmmaterial:

5

Zion Johnson, G, Boston College

Schon wieder ein Name, bei dem ich mir zu 100% sicher bin, dass er kein Bust sein wird. We proudly present, the best Guard in the NFL Draft 2022: Zion Johnson! Einer der ultimativen Risers der vergangenen zwei Jahre. Mittlerweile geht Johnson in den meisten Boards in Runde 1, gelegentlich noch in Runde 2. Er ist ein großer, schwerer Guard mit Prototype Size und einem großen Rahmen, sowie langen Armen. Johnson zeigt sehr gutes Pad Level und ist ein schneller Kickstarter, der an der Line of Scrimmage meistens gewinnt. Er ist ein typischer Mauler, der seinerseits wenig nach hinten gedrängt wird. Seine Stärken liegen eindeutig im Running Game, spielte er doch bei North Carolina und am Boston College in starken Run Offenses. Er ist ein klassischer Pulling Guard und spielte in Triple Option Systemen mit teils unglaublichem Erfolg. Beim Einstand am College trug er zu über 400 Rushing Yards seines Teams (North Carolina) gegen NC State bei. Danach ging er nach Boston, wo sein Erfolg erst richtig entfesselt wurde und er hätte sogar bereits letztes Jahr in den Draft gehen können, entschied sich dann aber für ein weiteres Jahr „Reifungszeit“. Mit Erfolg, denn in der guten O-Line Schule in Boston verbesserte er seine Technik, besitzt jetzt ausgezeichnete 2nd Level Awareness, noch mehr Power und auch sein Pass Blocking hat sich stark verbessert. Wäre er in Boston nicht in sein fünftes College-Jahr gegangen, wäre er wahrscheinlich maximal ein late round pick geworden. Was gibt es Negatives? In den Videos fallen lediglich kleine Fehler auf. Beispielsweise beim Lesen seiner Assignments oder seiner Konsistenz im Allgemeinen. Dennoch: Johnson hat den nötigen Willen, um in der NFL erfolgreich zu sein. Er musste sich stets hochkämpfen und fiel beim Recruiting etwas under-the-radar. Ein Beispiel dafür ist, dass er keine FBS Offers erhielt, als er von der Highschool kam. Am Ende war er integraler Teil einer der besten Rushing Offenses der Nation in der FBS, nachdem die großen Schulen auf ihn aufmerksam wurden. In der NFL wird er schnell einen Platz bekommen und wahrscheinlich überdurchschnittlich performen. Er kann es nämlich sogar mit schnellen Edges aufnehmen, da er sogar Tackle gespielt hat. Ein Prototyp-Guard mit Versatility also. Ein weiteres Positivum: er war in seiner gesamten Karriere noch nie verletzt. Zuverlässigkeit und Planbarkeit also für das Team, das ihn bekommt.

Voraussichtliche Draft-Runde:

Consensus: 1st – 2nd Round / Mein Board: 1st Round

Filmmaterial:

6

Daniel Faalele, LT/RT, Minnesota

Mit über 2,05 Metern Größe und satten 387 Pfund Körpergewicht ist Faalele nicht nur das größte und massivste Prospect im gesamten Draft, was seine Statur anbelangt, er ist auch spielerisch ein reiner Pfundskerl. 2021 erlaubte er insgesamt nur acht Pressures auf seinen Quarterback und einen einzigen Sack. Interessant, wenn man bedenkt, dass er trotz seiner Masse ein eher athletischer Spieler ist. Diese Athletik-Größe-Masse-Kombination ist es, die Defendern in der NFL bald große Sorgen bereiten wird. Wie Jordan Davis in der Defense, so ist Daniel Faalele in der Offense derjenige, der einfach nicht bewegt werden kann. Zudem hat er mit die größte Arm-Reichweite in seiner Klasse. Die große Frage wird sein: kann er gegen Speed-Rusher schnell genug reagieren. Wenn ja, ist er praktisch ohne Limits, denn sobald Faalele einmal an seinem Mann ist, wird er ihn nicht mehr loslassen, bis der Spielzug vorbei ist. Die gute Aussicht: bisher macht er seinen Job ganz gut, was die Schnelligkeit seines First Step betrifft. Hinzu kommt, dass Faalele nicht dumm ist. Er hat mit komplexen Systemen keine Probleme und kennt immer seine Assignments. Wenn er sein hohes Pad Level noch verbessern kann und sich beim Open Field Blocking verbessert, sehe ich einen glatten Surprise First Rounder, denn Faaleles Upside ist enorm. Der einzige Grund, warum Faalele in den meisten Mocks nicht in Runde 1 ist, ist seine fehlende Erfahrung. 2020 unterzog er sich Covid-bedingt einem Opt-Out und spielte davor auch nicht lange Football. Denn eigentlich kommt Faalele vom Rugby. Er wuchs in Australien auf und kam nur durch Zufall in die USA. Hawaii scoutete ihn in Australien und öffnete so das Tor zu seiner Football Karriere. Vor 2017 spielte er keinen Snap Football. Als er 2019 ans College kam, war er bereits 4-Star-Recruit. Umso erstaunlicher, wie er sich, trotz im wahrsten Sinne des Wortes „Anfängerfehlern“, so prominent behaupten konnte. Für mich liegt es auf der Hand: der Risk-Pick wird mit ein bisschen Fine Tuning ein Juwel werden. Fast Learner seines Kalibers mit einem Athleten-Herzen und Multisport-Vergangenheit können sich in der NFL durchsetzen. Ich glaube realistisch, dass Faalele bis zur Mitte von Runde 2 gedraftet wird, mein Rating ist noch etwas besser, 1st Round-fähig. Auf jeden Fall ist Faalele bisher derjenige Spieler, bei dem ich mich am strengsten vom Konsens distanziere/absetze.

Voraussichtliche Draft-Runde:

Consensus: 2nd – 3rd Round / Mein Board: 1st Round – mid 2nd Round

Filmmaterial:

7

Trevor Penning, LT, Northern Iowa

Trevor Penning ist der Teven Jenkins des NFL Draft 2022 – zumindest was seine Physis und die Härte seines Spiels angeht. Ein Smash Mouth und Mauler Stil ist es, was ihn ausmacht und er ist eindeutig einer der dreckigeren Spieler im Draft. Ein Tough Guy, dessen Präsenz spürbar ist und der aufgrund seiner Körpermaße für Angst und Schrecken sorgt und im Blocking seine Gegner oftmals wie eine Dampfwalze überrollt. Penning ist das typische Small School Prospect, das in der NFL Erfolg haben wird und mit ein bisschen Coaching könnte er sogar ein ganz Großer werden. Doch auf eben jenes ist er angewiesen und seine undurchschaubar inkonstanten Fundamentals machen ihn in meinen Augen zwar zu einem Prospect mit dicker Upside, aber eben auch zu einem Developmental Player und gewissem Risiko-Pick. Penning wird in der NFL in Jahr 1 ein Plug-and-Play Typ in so einigen Offenses werden, aber zum großen Wurf reicht es meiner Meinung nach noch nicht. Vielleicht so etwas wie ein Leatherwood bei den Raiders letztes Jahr. Ein Reach, der in der Rookie Saison enttäuschen wird, aber irgendwann (bei Leatherwood hoffentlich) aufblühen wird. Im Filmmaterial sieht man schnell, dass er ab und an echte Böcke schießt, seine Assignments nicht kennt, Blocks falsch setzt oder eben viel zu häufig überreagiert. Die Nachteile seines aggressiven Spiels. Nicht selten endet das auch in Strafen, allen voran Holding Penalties. Eine Frage der Disziplin, aber auf jeden Fall auch ein Warning Sign! Warum ich „negativ“ schreibe? Nun, Penning hat viele gute Seiten, aber der Konsens sieht ihn immer häufiger in der Spitzengruppe, Runde 1 ist mittlerweile fast zum Standard-Mock für ihn geworden. Dem schließe ich mich nicht an. Ich sehe Penning in Runde 2. Er muss sich technisch verbessern. Von der Athletik und Stärke sehe ich ihn bereits auf hohem Level. Er kann zudem auch auf der rechten Seite der Line spielen, wird aber wohl die Rolle einnehmen, die er in Northern Iowa hatte: Left Tackle. Dort profitiert er ganz klar von seinem grandiosen Kickslide und der Fähigkeit, es auch mit schnellen Edges aufnehmen zu können. Auf der Inside lässt er sich nach Sichtung des Videomaterials kaum schlagen. Alles in allem ein solides Prospect, aber bitte nicht übertreiben!

Voraussichtliche Draft-Runde:

Consensus: 1st Round – early 2nd Round / Mein Board: 2nd Round

Filmmaterial:

8

Darian Kinnard, G, Kentucky

Kinnard ist ein Fiesling, ein dirty player, nasty as fuck. Und seit Längerem eines meiner Lieblings-Prospects. Bei ihm sehe ich einige Dinge, die anderen Prospects der Klasse fehlen. Eine schöne laterale Beweglichkeit, Mirror-Fähigkeiten, schnelle Füße, Antizipation, Dominanz im Pass Blocking UND im Run Game (in beidem ziemlich gut). Kinnard spielte drei volle Jahre auf der rechten Seite der Line (teilweise auch als RT) und bekam die SEC Jacobs Blocking Trophy für den besten Blocker der SEC. Seine Größe (1,98m) und seine 345 Pfund stellen einen Prototypus auf seiner Position dar und es macht ziemlich Spaß ihm zuzusehen. Er wirkt explosiv, zeigt guten Short Range Burst und besitzt eine gute Recovery. Insgesamt ein Mauler, der in 1on1 Situationen eine Bank ist. Verbesserungswürdig ist sein Speed, seine Handtechnik und Hand Placement. In der NFL wird er aufpassen müssen, dass er nicht zu viele Strafen bekommt. Ich glaube Kinnard wird im Run Game ein vielseitiger Spieler sein und in einer Play Action-heavy Offense auch im Pass Blocking eine Bank werden. Ich sehe ihn allerdings eindeutig als Guard, als Right Tackle wird er gegen schnelle Edges einige Probleme bekommen. Insgesamt zählt Kinnard zu den Spielern mit der größten Upside, aber ich würde ihn erst ab Runde 2 nehmen.

Voraussichtliche Draft-Runde:

Consensus: 2nd Round / Mein Board: 2nd Round

Filmmaterial:

9

Kenyon Green, G, Texas A&M

Green ist der Nummer 3 - Guard auf meinem Board und lange war ich begeistert von ihm, habe ihn in einem meiner ersten Pre-Draft-Artikel bereits vor einigen Monaten gelobt. Mittlerweile ist sein Draft-Stock etwas gefallen und große Unsicherheit ist ausgebrochen. War Green lange für Runde 1 gesetzt, fällt er mittlerweile immer häufiger aus der Spitzengruppe. Der radikale Aufstieg Zion Johnsons und die allgemeine Fülle an talentierten O-Linern könnten Gründe dafür sein. Greens Spiel ist allgemein aber immer noch von enormem Talent geprägt und er ist technisch mindestens ebenso versiert wie Johnson. Was er definitiv aufs NFL-Level mitbringen wird: eine ausgezeichnete Arbeitsethik und Football IQ, das seinesgleichen sucht. Green ist ein Arbeitstier und Effort-Player und zeichnet sich durch Übersicht, Geduld und Schnelligkeit aus. Er ist ein ehemaliger 5-Star-Recruit und war bei Texas A&M an einer Lineman-freundlichen Uni. Man merkt dies wie oben erwähnt an seiner Technik. Er löst sich schnell von Blocks, um zum nächsten überzugehen, setzt Blocks in der richtigen Winkeln, setzt sich schön ins 2nd Level ab und zeigt dabei top Footwork. Seine Vielseitigkeit ist ebenfalls ein Plus. Er hat nahezu alle Positionen in der Line gespielt und kann in der NFL gut und gerne auch als RT oder im Ausnahmefall als LT eingesetzt werden. Dort zeigte er allerdings Schwächen, die auf ein Gesamtproblem bei ihm hinweisen. Seine Pass Protection ist noch sehr ausbaufähig. Beim Blocking generell ist er ein Downhill Blocker und bei der Passverteidigung gut auf engem Raum. Wenn allerdings viel Bewegung von der Defense auf ihn zukommt, ist er manchmal lateral unbeweglich. Dies legt sich dann auf sein Footwork nieder, das eigentlich ja zu seinen Stärken gehört. Manchmal bleibt er beim Pass Blocking nach dem Erstkontakt stehen. Seine Combine Resultate machten ihn auf den Boards zu einem beliebten Faller. Er war mit einer Zeit von 5.24 beim 40 Yard Dash einfach zu langsam und stemmte nur 20 Reps in der Bench Press. Was war da los? Fazit: Green hat in manchen Bereichen Elite Upside, aber momentan ist die Realität eine andere. Er muss stark zulegen und zählt in Folge dessen auch bei mir nicht mehr zur Spitzengruppe.

Voraussichtliche Draft-Runde:

Consensus: End 1st- 2nd Round / Mein Board: 2nd Round

Filmmaterial:

10

Abraham Lucas, RT, Washington State

Vor anderthalb Jahren wurde bereits über Lucas gesprochen, doch dann ging der Hype etwas unter, als er sich entschied 2021 nochmal zu Washington State zurückzukehren. Nachdem etliche Namen bekannter wurden und andere Hypes entstanden, war Lucas zwischenzeitlich fast ausschließlich in Runde 3 oder 4 zu finden. Bevor in den letzten Wochen wieder häufiger über ihn gesprochen wurde. Unverständlich, wenn man bedenkt, dass er sich nahezu stetig verbessert hat. Immer noch ist Lucas im Allgemeinen under-the-radar, auf meinem Board ist er aber einer der Surprise Picks und definitiv ein Riser. Wahrscheinlich ist er neben Daniel Faalele der beste Right Tackle im Draft (wenn wir davon ausgehen, dass Evan Neal LT spielen wird). Und wie bei Faalele sind auch seine Körpermaße erstaunlich und positiv hervorzuheben. Lucas ist mit knapp 2,03m ein Riese, im Gegensatz zu Faalele ist er aber ungefähr 60 Pfund leichter, dafür aber der athletischere Typ. Und das macht sich deutlich im Pass Blocking bemerkbar, wo er zu den besten Prospects im Draft gehört. Sein Football IQ ist ebenfalls im Elite Bereich und seine über 3000 Snaps in den letzten vier Jahren ein Beleg seiner Erfahrung. Ebenfalls elite: seine Balance und sein Footwork, sowie seine Recovery. Ein Beweis für seine Stärken: er ließ 2021 keinen einzigen Sack zu. Und das, obwohl er über 900 Snaps spielte. Sein Run Blocking ist deutlich ausbaufähig, aber wer einen starken Pass Blocking RT sucht, sollte bei Lucas instant zuschlagen. Wenn Lucas bis #86 fällt, wäre er sogar einer meiner Top 5 Kandidaten für den Pick der Raiders, die genau einen Spieler mit seinem Skill-Set suchen.

Voraussichtliche Draft-Runde:

Consensus: 2nd – 4th Round / Mein Board: 2nd Round

Filmmaterial:

Weitere Prospects mit 2nd Round Grade:

Bernhard Raimann, LT, Central Michigan – 2nd Round

Nicholas Petit-Frère, RT, Ohio State – 2nd Round

Tyler Smith, LT/RT, Tulsa – 2nd Round

Sean Rhyan, LT/RT, UCLA – 2rd Round

Jamaree Salyer, G, Georgia – 2nd Round

Ed Ingram, G, LSU – 2nd Round

Quick Top-Lists (nach Positionen):

Tackles Top 10

  1. Charles Cross, Mississippi State
  2. Evan Neal, Alabama
  3. Ikem Ekwonu, NC State
  4. Daniel Faalele, Minnesota
  5. Trevor Penning, Northern Iowa
  6. Abraham Lucas, Washington State
  7. Bernhard Raimann, Central Michigan
  8. Nicholas Petit-Frère, Ohio State
  9. Sean Rhyan, UCLA
  10. Tyler Smith, Tulsa

Guards Top 10

  1. Zion Johnson, Boston College
  2. Darian Kinnard, Kentucky
  3. Kenyon Green, Texas A&M
  4. Jamaree Salyer, Georgia
  5. Ed Ingram, LSU
  6. Dylan Parham, Memphis
  7. Luke Goedeke, Central Michigan
  8. Thayer Munford, Ohio State
  9. Marquis Hayes, Oklahoma
  10. Lecitus Smith, Virginia Tech

Center Top 5

  1. Tyler Linderbaum, Iowa
  2. Dohnovan West, Arizona State
  3. Luke Fortner, Kentucky
  4. Cole Strange, Chattanooga
  5. Cameron Jurgens, Nebraska

Geheimtipps:

Sean Rhyan, LT/RT, UCLA

Nicholas Petit-Frère, RT, Ohio State

Bernhard Raimann, LT, Central Michigan

Wen sollten die Raiders draften?

Heute kurz: mit Pick #86 stehen den Raiders alle Möglichkeiten offen, sie sollten hier um jeden Preis den „Best Player on the Board“ draften. Die O-Line ist die Position of Need, nachdem fast alle anderen Units einem Upgrade unterzogen wurden. Ich würde vom Bauchgefühl her sagen, die Raiders gehen am ehesten auf O-Line, D-Line, Cornerback oder Linebacker. Für die Offense Line kann ich mir am besten jemanden wie Abraham Lucas vorstellen, dem Standout-Right Tackle von Washington State. Er würde mit Brandon Parker/Alex Leatherwood um Spielzeit auf der rechten Seite buhlen. Ein ebenfalls tolles Prospect wäre Nicholas Petit-Frère, der mit seiner Versatility glänzt und sofort die Team-interne Competition ankurbeln könnte. Insgesamt haben die Raiders komfortable Mid-Rounds, mit u.a. zwei 4th Round Picks hintereinander. Massig Trade Potenzial und evtl. die Möglichkeit nach hinten zu traden, um für mehr Depth zu sorgen und evtl. zusätzliche Picks einheimsen zu können. Ein 4th Round Value Pick für die O-Line wäre mir evtl. auch gar nicht so fremd, denn es könnte sein, dass bei Pick #86 unerwartetes 2nd Round Talent droppt und die Raiders dann anderweitig „zuschlagen müssen“.

Ähnliche Beiträge

Ein Kommentar

Kommentar verfassen