“When you’ve got something to prove, there’s nothing greater than a challenge”, sagte einst Quarterback-Legende Terry Bradshaw und hätte dabei auch über einige Spieler im Kader der Raiders 2022 sprechen können. (Sich) Etwas beweisen zu müssen und dabei einem intensiven Wettbewerb mit denen ausgesetzt zu sein, die exakt selbiges wollen. So ist der Status Quo in der NFL, so ist aber insbesondere der Status Quo derer Spieler, die im letzten Jahr enttäuschten. Prove-It-Players, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen, aber sich bereits unter enormem Druck befinden, aber auch Spieler, die bereits seit ein paar Jahren dabei sind, aber an einem Wendepunkt ihrer Karriere stehen. Im Folgenden beleuchten wir die Top-3 der Spieler im aktuellen Kader, für die die kommende Saison für ihren Verbleib im Team entscheidend sein wird.

Jonathan Abram

Enorm ruhig ist es seit Off-Season-Beginn auf der Safety-Position. Überraschend dahingehend, als dass wir im neuen System unter DC Patrick Graham eine Hybrid-lastige Defense haben werden, die häufig mit vorgezogenen Safeties agieren soll. Zwar hören wir von einer positiven Entwicklung von Tre’von Moehrig, mit Duron Harmon wurde zudem ein Veteran geholt, der das System aus seiner Zeit in New England bestens kennt, dennoch befinden sich mit Tyree Gillespie, Roderick Teamer und Dallin Leavitt drei unterdurchschnittliche Safeties an Bord, von denen kein Sprung Richtung Pro-Bowl-Level zu erwarten ist. Die Strong-Safety-Position wird daher wohl weiter von Jonathan Abram besetzt werden, der in den letzten Jahren zwischen Gut und Böse spielte. Für Abram geht es dabei sprichwörtlich um die Wurst. Seine 5th-Year-Option wurde nicht verlängert, weswegen 2022 zum Prove-It-Year für ihn wird. Abrams Hauptproblem lag seit seinem NFL-Start 2019 in seiner Verletzungsanfälligkeit. Von 51 möglichen Spielen (inkl. Play-Offs) bestritt er nur 28, verletzte sich zudem letzte Saison am 14. Spieltag und verpasste die letzten drei Regular Season Auftritte, sowie das Playoff-Spiel gegen Cincinnati. Dennoch gehörte er mit 116 Combined Tackles zu den besten Tacklern im Team (2.) und konnte insbesondere gegen den Lauf glänzen, wo er es auch auf 5 TFL brachte. Abrams Stärken liegen im physischen Spiel, zu seinen Schwächen zählt allerdings eine mangelhafte Raumdeckung. Als Box Enforcer spielte Abram satte 99% aller Snaps in der Verteidigung, in den OTAs sah man ihn mit Moehrig am häufigsten in 2-Deep-Formationen, da Graham kaum Box Safeties einsetzt. Ein leichter Umbruch ist daher bereits jetzt erkennbar und sollte die neue Philosophie auf Abram zugeschnitten sein, kann man erwarten, dass er sich vielleicht bald enorm verbessert. 2021 ließ Abram knapp 80% aller Pässe auf ihn zu, was einem QB-Rating von 112.0 gegen ihn gleichkommt. 2022 wird er häufiger in 2-Deep oder Single High auflaufen. Sollte er stagnieren, wird er wohl keine Chance mehr vom neuen Regime bekommen.

Alex Leatherwood

Die gute Nachricht: wir hören Positives aus den OTAs, was die Entwicklung von Alex Leatherwood angeht. Beobachtern zu Folge hat der 1st-Round-Pick des letzten Jahres sein Hand Placement und seine lateralen Bewegungsabläufe enorm verbessert – zwei seiner größten Schwächen (obwohl er am College dafür noch gelobt wurde). Zudem kam nun heraus, dass der an Position #17 gedraftete Tackle, der bislang als overdrafted und möglicher Bust galt, auch auf der Wunschliste der Patriots stand. Ein Wunder, dass McDaniels ihn jetzt ein Jahr später in seinem neuen Team bekommt. Leatherwood in Runde 2 zu kriegen scheint also rückblickend unwahrscheinlich. Die Transition von einem Zone Blocking-  zu einem Power-Scheme dürfte Leatherwood nun noch zusätzlich begünstigen. Im neuen System ist Wendigkeit gefragt und es sind keine 330 Pfund Körpermasse (Leatherwood wiegt 312) nötig. Der Draft von Dylan Parham hat dies verdeutlicht: die Raiders suchen athletische Linemen. Und wie man ebenso sehen konnte: bei den OTAs lief Leatherwood bisher hauptsächlich als Right Tackle auf – ich hatte es prognostiziert. Seine Verwendung auf der „ursprünglichen Position“ ist daher ein Zeichen, dass die neue Führung ihm Vertrauen schenkt. Sieht McDaniels in ihm gar einen neuen Trent Brown? In der abgelaufenen Saison war Leatherwood derjenige, der unter allen NFL-Linemen die zweit- meisten Pressures zuließ. Jahr 1 ist für die meisten Rookies ein Lehrjahr und auch wenn das Ex-Alabama-Prospect bis Mitte der Saison noch als Bust galt, hat er sich doch am Ende verbessert. Als Guard zu spielen ist gemeinhin einfacher, aber im zweiten Jahr dürfte der Entwicklungsschub nochmals deutlich zu spüren sein – egal auf welcher Position. Wenn Alex Leatherwood die Chance nutzt, kann aus ihm ein ganz Großer werden. Sollte er sie verpassen, müssen wir bereits nächstes Jahr damit rechnen, dass er der Rotation zum Opfer fallen wird – oder schlicht und einfach durch einen stabileren Typen ersetzt wird. Daher: Prove it, Alex!

Andre James

Enorm gespannt bin ich auf die Entwicklung von Andre James und ob er im zweiten Jahr mit Derek Carr under-center einen Entwicklungssprung nach oben machen kann. Normalerweise sollten hier Namen wie Clelin Ferrell stehen. Doch bei ihm sei die Frage erlaubt: wer glaubt da eigentlich noch an eine Verbesserung? Bei Andre James ist die Lage etwas weniger eindeutig, aber ich liste ihn dennoch hier, denn: einerseits gilt er als klarer Starter und hat auch noch einen Vertrag, der ihn die nächsten zwei Jahre ans Team bindet. Andererseits kamen in letzter Zeit immer wieder Gerüchte auf, die Raiders könnten die Neuzugänge Dylan Parham oder Hroniss Grasu als Center einsetzen. Nothing is for granted, also auch im Falle James und das zweite Jahr der Carr-James-Kombination wird zeigen, ob James für Längerfristiges gemacht ist. Am Anfang der 2021er-Saison war diese Koexistenz nämlich alles andere als in Stein gemeißelt. Nachdem James vor der Saison einen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieb (12.5 Mio.$), zeigte er in den ersten Spielen unterdurchschnittliche Leistungen. Dass sein Deal vor dieser Saison einer Restrukturierung zum Opfer fiel war daher nicht ganz überraschend. Die Raiders konnten seinen Cap-Hit für 2022 auf knapp 1,6 Mio. $ senken und müssen ihn erst 2023 dicker bezahlen. So ist James hier augenscheinlich ein Surprise Pick, aber auch für ihn gilt: Verbessere dich, sonst werden wir Ersatz finden! James ist übrigens ein gutes Beispiel für die multiple Einsatzfähigkeit unter Linemen. Während er am College noch Left und Right Tackle spielte, wurde er erst in der NFL zum Center. Das Erbe eines Rodney Hudsons anzutreten ist allerdings auch nicht einfach…

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