In der kommenden Nacht (Samstag, 02.15 dt. Zeit) treten die Las Vegas Raiders in ihrem letzten Preseason-Spiel vor Saisonbeginn gegen die New England Patriots an, gegen die sie bereits die letzten drei Tage in ihren Joint Practices bereits gespielt haben. In den gemeinsamen Trainingseinheiten dominierten die Raiders zeitweise ihren Gegner, insbesondere zeigte sich das große Potential, u.a. der Carr-Adams-Connection, aber auch einige andere Starter zeigten gute Leistungen. Was wir vom Spiel zu erwarten haben und worauf wir besonders achten sollten, zeige ich euch im Folgenden.

Spielen die Starters?

Das letzte Preseason-Spiel steht meistens im Zeichen der Starter. Für ein bis zwei Drives gehen für gewöhnlich die gesetzten Spieler im Kader ans Machwerk und versuchen in meist geskripteten Plays für den nötigen Feinschliff zu sorgen und eine Routine für die anstehenden Matchups zu entwickeln. Kommende Nacht könnten wir erstmals unser neues Duo live miterleben. Mit viel Glück. Denn offiziell ist noch nichts und Derek Carr betonte in einem Interview, dass ein Einsatz im Vorbereitungs-Finale spontaner Natur sein würde. „We just prepare as if we’re going in“, erklärte Carr und verwies auf die Joint Practices als realistisches Übungsfeld für die anstehende Spielzeit: „In Joint Practices, people show more stuff.“ Carr sei bereit für Week One, seine Erfahrung der vergangenen Jahre zeige, es komme nicht zwangsweise auf Pre-Season-Spielzeit an. Werden wir kommende Nacht ein paar Spielzüge der Starter sehen? Ich wäre vorsichtig, kann mir aber vorstellen, dass Carr, Adams & Co. für einen Drive auf dem Feld stehen. Wenn nicht, seid nicht traurig, besser wir müssen noch zwei Wochen warten, als einen verletzten Spieler frühzeitig ausscheiden zu sehen.

Performance-Druck für die O-Line

Keine andere Unit der Raiders steht so unter Druck wie die Offense Line. Bei den Joint Practices sahen wir erneut Rotation und es gab Überraschungen. Dylan Parham übernahm zeitweise für John Simpson auf Left Tackle, Jermaine Eluemunor startete für Alex Leatherwood auf Right Tackle und Simpson war zeitweise auf Right Guard zu sehen, in Rotation mit Lester Cotton. Für Brandon Parker ist immer noch nicht klar, ob und wann er diese Saison spielen wird und der angeschlagene Thayer Munford hat bei Weitem noch keine Starting-Rolle inne. Während der Woche gab es Spekulationen um einen möglichen Trade von Alex Leatherwood. Auch wenn ich nicht daran glaube und ein Trade auch nicht wirklich Sinn machen würde (wir brauchen jede helfende Hand und Leatherwoods Entwicklungsrichtung ist in Jahr 2 noch nicht prognostizierbar), steht Leatherwood unter enormem Druck, könnte auf Guard verschoben werden und MUSS sich steigern. Sein Pass Blocking ist, gelinde gesagt, eine Frechheit. Wenn er nicht als vollkommener Bust angesehen werden will, muss in diesem Jahr eine Entwicklung ins Positive folgen. Lester Cottons anfänglich gute Leistungen bekamen nach dem HoF-Game einen kleinen Dämpfer. Außer Kolton Miller und Andre James ist in dieser Line niemand gesetzt, das Patriots-Spiel wird offene Fragen beantworten. In meinen Augen werden die Raiders nach den Cuts am 30. August Verstärkung holen. Derek Carr so willenlos einem Divisions-internen Elite-Pass-Rush preiszugeben, wird in traurigen Spielen enden. Protection MUSS her!

McDaniels gegen sein altes Team

Spannend wird auch das Playcalling werden, denn gegen sein altes Team will Neu-Coach Josh McDaniels beweisen, dass er einen großen Anteil am Erfolg der Patriots hatte und nicht alles auf Belichik zurückzuführen ist. McDaniels war von 2001 bis 2008 und von 2012 bis 2021 in verschiedenen Funktionen bei den Patriots tätig und brachte im letzten Jahr Newcomer Mac Jones nach oben. Sein ausgeklügeltes System steht für Concept-Football, Kurzpass-Spiel mit vertikalen Elementen, eine Mischung aus Erhard-Perkins und oldschool Westcoast. Und vor allem: Disziplin. In den ersten drei Spielen bekamen die Raiders nur 12 Strafen, wobei die Disziplin kontinuierlich zunahm (sechs Penalties gegen Jacksonville, vier gegen Minnesota und nur zwei gegen Miami). Zudem ließen die Raiders keinen Turnover zu, Fumbles und INTs Fehlanzeige. Hinzu kommt eine weit effektivere RedZone Gefahr, die von den Raiders ausgeht und eine deutlich verbesserte Effizienz bei First Downs. Gegen die Jaguars führten 75% der Redzone-Trips zu Scores, gegen Miami 66% und gegen die Dolphins zwar nur 33%, allerdings in einem zerfahrenen, von den Defenses beherrschtem Spiel. In den First Downs outscorten die Raiders ihre Gegner (unentschieden gegen Miami!) und zeigten ihre Effektivität in den Bereichen, die im letzten Jahr noch zu den Schwächen des Teams zählten. Man darf gespannt sein, ob die Raiders weiterhin ein ähnlich smoothes Playcalling haben werden und ob McDaniels den alten Guru Belichik überlisten kann.

Position Battles

Der finale Kader nimmt langsam Konturen an, auf einigen Positionen können wir gut abschätzen, wer sich durchsetzen wird. Dennoch: der Roster wird in der kommenden Woche nochmals um 11 Spieler von 80 auf 69 (inkl. 16-Mann-Practice Squad) gekürzt, wobei 53 es in den aktiven Kader schaffen. Interessant für das Patriots-Spiel sind daher m.M.n. folgende Position Battles: der Kampf um die aktiven Plätze der Running Backs, Wide Receivers und der O-Line, sowie Tiefen-Battles im Defensive End, Linebacker und D-Line-Corps. Einige Spieler stehen kurz vor dem Sprung in den aktiven Roster, heute Nacht könnte für sie der Tag der Entscheidung sein. U.a. werfe ich einen näheren Blick auf DE Tashawn Bower, LB Darien Butler, die CBs Sam Webb und Bryce Cosby, sowie RB Brittain Brown, sowie die WRs Tyron Johnson und DJ Turner. Die D-Line scheint eine der offensten Gruppen für Team-internen Wettbewerb darzustellen. Von den Rookies Matthew Butler und Neil Farrell Jr. erwarte ich positive Akzente, wenn sie nicht dem erstarkten Andrew Billings „zum Opfer fallen“ wollen. Auch ein Luke Masterson kann es schaffen, wenngleich er eher ein PS-Kandidat ist.

Ach ja, und die Patriots…

Ganz vergessen, wir haben ja auch noch einen Gegner. Neben dem Wiedersehen mit Ex-Raider Nelson Agholor schaue ich u.a. auf die multiple Unit der Running Backs, in der sich nach dem gesetzten Damien Harris allen voran Rhamondre Stevenson, Ty Montgomery und Pierre Strong Jr. um weitere Rosterplätze battlen. Und was ist Isaiah Wynn? Der Left Tackle der Patriots könnte Gerüchten zufolge ein Raider werden. Angeblich würden ihn die Patriots abgeben, nachdem ihre O-Line einiges an Tiefe besitzt und Trent Brown wohl auf LT wechselt. Sehen werden wir heute Nacht auch Spieler wie WR Tyquan Thornton, Rookie-QB Bailey Zappe, sowie DE Josh Uche, Rookie LaBrian Ray oder S Jabrill Peppers, allesamt am fighten um bessere Plätze und eine Chance auf Spielzeit.

Das Spiel gegen die Pats steht also auf beiden Seiten im Zeichen des Feinschliffs und der letzten Roster Battles. Wir sind gespannt, ob wir Antworten auf brennende Fragen bekommen und hoffen, dass die Raiders, bei denen es um etwas geht, ihre Chancen nutzen!

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