Die Raiders starteten gestern mit einer vermeidbaren, aber gleichzeitig auch verdienten 19-24 Niederlage bei den LA Chargers in die neue Saison. In einem bis kurz vor Schluss spannenden Spiel verpassten es die Silver&Black aufgrund des eigenen Leichtsinns und hoher Fehleranfälligkeit vor allem in der Offense, die nötigen Punkte aufs Board zu bringen. Dabei stachen insbesondere die drei Interceptions von Derek Carr und die schwache O-Line, die insgesamt sechs Sacks zuließ, negativ hervor. Was man durchaus anerkennen sollte: auch die Chargers und insbesondere Quarterback Justin Herbert lieferten ein grandioses Spiel ab und verdienten sich den Sieg letztlich redlich. Dennoch: die gravierenden Fehler der Raiders gaben den Ausschlag, denn in der zweiten Hälfte setzte Vegas Herbert und seiner Offense einige Male zu, machten weil zu wenig aus ihren Chancen. Im Folgenden schauen wir uns an, was gestern gut funktioniert hat und woran die Raiders noch arbeiten sollten.

THE GOOD

DAVANTE ADAMS

Balsam für die geschundene Seele! The dream came true! In seinem ersten Spiel für die Raiders konnte Davante Adams nicht nur überzeugen, er dominierte vielmehr die gegnerische Secondary. Adams fing 10 Pässe für insgesamt 141 Yards und machte den wichtigen 2nd Half Touchdown an der Goalline, der die Raiders im Spiel hielt. Die Carr-Adams-Connection funktionierte reibungslos, wenngleich zwei Lob Passes von Carr in die Endzone nicht von Adams gefangen wurden und ein weiterer tiefer Pass auf Adams in der Endzone abgefangen wurde. Dennoch: Adams strahlte eine elitäre Wendigkeit aus, kreierte konstant Separation und holte einige spektakuläre Catches. Die übrigen Receiver sahen kaum Targets. Darren Wallers 79 Yards mit drei wichtigen und schönen First Downs trugen zwar positiv zum Spielverlauf bei, Hunter Renfrow allerdings fing den ganzen Abend nur zwei Pässe. Eindimensionales Spiel also ausschließlich über Adams? So einfach ist es nicht, denn 1. versäumten andere Passempfänger es häufig sich frei zu laufen und 2. lief sich Adams in gefühlt jedem Spielzug frei. Die Raiders haben hier die Waffe, die sie wollten und brauchten. Das hat Adams gestern eindrucksvoll bewiesen.

NATE HOBBS

Nate Hobbs ist DER Killer! Ich kann nicht mehr aufhören ihn zu hypen! My Guy, sozusagen. Seine Entwicklung habe ich seit seinem Draft prognostiziert und werde davon nicht wieder abgehen. Hobbs wird dieses Jahr zu einem Top-Tier Elite-Corner aufsteigen, Pro Bowl incoming, eine grandiose Karriere steht bevor. Gestern machte Hobbs neun Tackles, davon sechs solo. Im ersten Drive schoss er bei einem Blitz gegen den Run direkt durch die offene Lücke und sorgte für einen sehenswerten TFL, im vierten Quarter machte er die absurd geniale Pass Deflection, die zu einem 4th Down für LA führte. Hobbs wechselte auf die Outside und wirkt dort sicher, spielt nun gegen No.1 Receiver und seltener gegen Slots. Sein Aufgabenfeld wurde stark vergrößert und er war allgegenwärtig. Insgesamt hielt die Secondary recht gut. Man muss aber auch zweifelsfrei anerkennen, dass Justin Herberts Clutch Potential riesig ist. Herbert war gestern der Hauptunterschied zwischen LA und Vegas. Von seinen 34 Pässen komplettierte er 26 und sorgte mit drei TDs für den Sieg. Dennoch: die Raiders limitierten die Chargers auf 24 Punkte bei 279 Passing Yards. Hätte schlimmer kommen können und viele Fehler wurden in der Front Seven gemacht (inkl. LBs!), das Backfield war größtenteils stabil. Auch Rock Ya-Sin und insbesondere Jonathan Abram legten gute Auftritte hin. Zumindest im 1st String sehe ich da kaum Probleme, die größten Raumverluste fielen auf den 2nd String. Zudem fielen Trevon Moehrig und Anthony Averrett während des Spiels aus. Hobbs führte die geschrumpfte Truppe erfolgreich an. Gegen andere QBs wäre die Secondary mit einem besseren Resultat belohnt worden.

MAXX CROSBY (& RAIDERS RUN-DEFENSE)

Mad Maxx war es zu verdanken, dass Herbert nicht noch mehr Zeit hatte, Punkte aufs Board zu bringen. Crosby setzte das ganze Spiel über die Chargers O-Line massiv unter Druck. Seine 10 Tackles (und das als Edge Rusher!) mit einem TFL belegen dies wunderbar. Ebenso erwirkte Crosby mehrere Pressures und sogar zwei QB-Hits und sackte Herbert im letzten Viertel um ein Haar. Die Ausbeute des Raiders Pass Rush war mangelhaft bzgl. Big Plays, so konnten die Raiders keinen einzigen Sack verzeichnen. Dennoch war ein deutlicher Unterschied zwischen Crosby und Jones zu sehen. Chandler Jones fiel kaum auf, konnte Austin Ekeler einmal an der Goalline zu Fall bringen, meistens jedoch war er passiv, konnte von Slater in Schach gehalten werden. Nicht so Crosby. Hätte Vegas hier mehr Interior Pressure ausüben können, Crosby hätte einen Career Day hinlegen können. So jedoch war er mit seiner Druckausübung meist limitiert und isoliert, bekam einige Double Teams. Und konnte dennoch einen glanzvollen Auftritt hinlegen. Positiv muss man hierbei noch die Raiders Run-Defense erwähnen. Sie limitierte die Chargers auf insgesamt 76 Yards bei 31 Läufen. Ekeler und der kürzlich verpflichtete Sony Michel kamen gar nicht weit und wurden meist direkt in LOS-Nähe eingefangen. Die Chargers machten 2,5 Yards pro Lauf, was unterirdisch gewesen wäre, wenn Herbert nicht so gut drauf gewesen wäre. Das LA-Laufspiel gilt gemeinhin nicht als Vorzeige-Prädikat, dass die RBs sich jedoch gar nicht entfalten konnten spricht für eine deutliche Verbesserung auf Seiten der Raiders, zu deren Schwächen bis dato die Laufverteidigung zählte.

THE BAD

DEREK CARR

Es tut so weh das schreiben zu müssen, aber Derek Carr und die O-Line waren die Hauptgründe für die gestrige Niederlage. Carrs drei Interceptions trugen entscheidend zur Niederlage bei und insbesondere die letzte entschied über den Ausgang. Die Raiders hatten nämlich noch knapp drei Minuten Zeit für einen Touchdown gehabt. Klar, Khalil Mack war unaufhaltsam und zerlegte die Pass Blocker reihenweise. Dennoch wirkte Carr gestern wie ein billiger Abklatsch von sich selbst. Werden da etwa Erinnerungen geweckt an frühere Zeiten? Klar ist, Carr machte genau dieselben Fehler, die KritikerInnen ihm immer nachsagten. Eine lausige Pocket Präsenz, die Fokussierung auf den First Read und Entscheidungslosigkeit, wenn es darum geht die kollabierende Pocket zu verlassen. Besonders bitter: in der ersten Hälfte hätte er Waller in der Endzone finden können, unterwarf den Pass und die Raiders bekamen statt sieben nur drei Punkte. Den Deep Pass auf Adams in Hälfte 2 hätte er auch länger spielen können, stattdessen warf Carr einen Meter zu kurz in die Coverage. Resultat: Interception. Nimmt man die letzten Spiele der letzten Saison mit rein, so warf Carr in sechs von sieben Spielen jeweils mehr als eine Interception. Nach dem Spiel konstatierte Carr, er sei zu aggressiv gewesen. Man merkt ihm in jedem Fall die Umstellung auf das neue System an. Die Raiders spielten viele Looks, die sich von denen der Gruden-Jahre deutlich unterschieden. U.a. vielleicht auch ein Grund, warum Adams 14 Targets bekam, der am zweitmeisten angespielte Receiver (Waller) nur vier. Es war nicht Derek Carrs Spiel, dennoch sollte hier keine unnötige Panik verbreitet werden. Wir spielten hier gegen einen möglichen Super Bowl Contender und diejenigen, die vor wenigen Tagen noch High Praises für Carr über hatten gehen als Folge der Niederlage jetzt in Kampfstellung? Auch irgendwie schizophren, was ich gestern Nacht (vor allem von US-Usern) so alles auf den Socials lesen musste. Relax, Bitches!

OFFENSIVE LINE

Was gestern kaum jemandem auffiel: die O-Line machte einige richtig gute Plays. Vielleicht komme ich die Woche noch dazu euch eine Videoanalyse zu schicken, die das untermauert. Das große ABER: sie ließ halt auch heftige sechs Sacks zu. Ohne jemanden explizit verteufeln zu wollen, ohne eine Veteran Addition wird das nichts! Ich glaube aber das haben McDaniels & Co. auch erkannt. Nachdem in knapp zwei Monaten Trainingcamp, Preseason und jetzt im  ersten Spiel die Frage nach den endgültigen Startern immer noch nicht beantwortet wurde, verweist dieser Umstand mit großer Sicherheit auf den Gedanken, den wohl auch der Coaching Staff hatte: es wird solange rotiert, bis wir ein Ergebnis haben oder schlicht und einfach für ein Replacement sorgen müssen. Überraschend lief bspw. gestern Dylan Parham als Starter auf Right Guard für Lester Cotton auf. RT Jermaine Eluemunor überzeugte in wenigen Snaps, wurde im zweiten Viertel von Thayer Munford ersetzt, der struggelte, aber letztlich doch keinen Griff ins Klo in seinem NFL-Debut fabrizierte. Leider gab es gestern niemanden in der Line, der fehlerfrei spielte, selbst Kolton Miller hatte einen eher schlechten Tag. Aber es waren gleichzeitig auch Ansätze vorhanden, die einem suggerieren: mit etwas Geduld könnte das was werden. Leider hat in dieser Saison kaum jemand mehr Geduld und die Raiders sind in Win Now Mode, weswegen es uns schwer fällt die Leistung der Line unerwähnt zu lassen, selbst wenn sie Derek Carr mit einigen Blocks mehr Zeit erschleichen konnte. Die Raiders haben knapp 11 Mio. in verfügbarem Salary Cap. Sie sollten es jetzt in die O-Line stecken. Noch in dieser Woche, bitte!

WHERE ARE THE RUNS?

Nahezu unglaublich erscheint auch die Tatsache, dass die Raiders im ganzen Spiel nur 13 Mal ihr Laufspiel bemühten. Die Verteilung des hochgepriesenen Committees: 10 Runs für Jacobs, drei für Bolden. Was soll das denn bitte? Dabei hätte es durchaus Sinn gemacht, Jacobs lief ein AVG von 5,7 Yards pro Spielzug, der Run Block war auf besserem Level als das Pass Blocking und überhaupt: bei fünf Running Backs nur zwei verwenden? Klar, da war noch der lange Pass auf Ameer Abdullah (no catch), aber, ach, ich kann es einfach nicht nachvollziehen, 13, dreizehn (!) Versuche im gesamten Spiel. Warum explizit die Redzone zu einer Passing Zone deklariert wurde, selbst an der Goalline der Pass gesucht wurde, ist mir schon ein großes Rätsel. Eines soll klar sein: zu behaupten McDaniels würde Carr oder seinen RBs nicht vertrauen grenzt an Blasphemie. Es gibt keine Spieler im Kader, denen der Coach nicht vertraut! Besser sollte man sagen: McDaniels würde gut daran tun, in seinem Playcalling einiges umzustellen! Hier hat sich auch unser Coach nicht mit Ruhm bekleckert, es sind nicht immer die unfähigen Spieler, die Schuld am Desaster sind. Und überhaupt: warum jetzt die Köpfe in den Sand stecken? Es war das erste Spiel der Saison und nächste Woche gegen die 21-44-Cardinals kann alles schon wieder ganz anders laufen.

 

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