Knapp die Hälfte der aktuellen NFL Saison ist abgelaufen, doch der 2-7 Record der Raiders wirft einige Fragen auf und zwingt uns bereits zur Auseinandersetzung mit der Zukunft. Mit oder ohne McDaniels, mit oder ohne Derek Carr und anderen Protagonisten, eines ist klar: die Verantwortlichen sehen sich bereits nach neuen Spielern für 2023 um. Im Folgenden präsentiere ich euch drei mögliche 1st-Round Draft Picks der kommenden Klasse, die die Raiders in Erwägung ziehen sollten. Die folgenden Athleten stellen ernst zu nehmende Optionen für einige Positionen dar und bekommen das Prädikat „immediate impact“. Momentan würde Vegas auf Position #2 draften, die Texans hätten den #1 Pick. Selbst wenn jetzt einige Siege eingefahren werden, wird dieses Jahr wohl realistisch ein Top-10 Pick für die Silver&Black infrage kommen.
Top-3-Kandidaten
Bryce Young, Quarterback, Alabama
Die schwerste Frage, die sich den Raiders stellen wird, ist die Quarterback-Frage. So weh es auch tut, Derek Carr kommt immer mehr ins Kreuzfeuer der Kritik. Das mag an McDaniels liegen, es ist aber auch Carrs mangelnder Progress in den letzten Jahren. Sollten die Raiders wirklich überraschend einen Top-3 Pick innehaben, sind sie gezwungen, sich zumindest die Frage zu stellen, ob man dann einen QB abgreifen kann. Die kommende Klasse verfügt m.M.n. über deutlich mehr Talent als die letztjährige. Ganz oben auf der Liste: Bryce Young und CJ Stroud. Young ist ein sehr seltener Spielertyp und für mich ganz klar die Nummer 1 mit einem wahnsinnigen Ceiling. Der 5-Star-Recruit, der für die berüchtigte Mater Dei High School spielte, zeigt, dass er mit der wohl schlechtesten Receiver-Gruppe, die Bama im letzten Jahrzehnt hatte, dennoch gut zurecht kommt. Young ist ein Leader mit Strong Arm, der eine außerordentliche Mobilität zeigt (Michael Vick Comparison!). Er ist brandgefährlich, ein Playmaker a la Jalen Hurts mit akkuraten Pässen und nahezu perfektem intermediate range, wenngleich er auch kein Problem mit Deep Balls hat. Pressure vereitelt er leicht, da er sich smooth und schnell in der Pocket bewegt, die ideale Balance findet und trotz seiner Vision fürs Defensive Backfield den nötigen Straight Line Speed besitzt, um gegnerischen Defendern zu entkommen. Ein „Generational Talent“. Und ein Quarterback-Typ, der perfekt in moderne Systeme passt. Hätte CJ Stoud Alabamas Receiver, wäre er wahrscheinlich weniger produktiv, hätte Young hingegen Ohios Receiver, wären seine Zahlen noch beeindruckender. Müsste ich einen Rookie-Carr-Ersatz benennen, der immediate impact ausstrahlt und von dem ich langfristig glaube, dass er erfolgreich in der NFL spielen wird, ist es Young. Ansonsten hätten die Raiders in der prallen 2024er Klasse nochmals gute Karten, den „neuen Franchise QB“ zu finden.
Will Anderson, Edge, Alabama
Will Anderson ist der wohl kompletteste Edge Rusher seit Khalil Mack, den Bosa Brüdern & Co. Und der größte Bust der 2022er Raiders? Chandler Jones. Also? Wechsel auf Edge! Die junge Generation rein, die alte raus. Nicht nur wäre Anderson wahrscheinlich besser als der „abgelaufene“ Jones, er wäre auch günstiger. Finden die Raiders einen Tradepartner, würde ich Jones sofort aufgeben. Ob Anderson aus den Top-3 fallen wird ist jedoch fraglich. Wahrscheinlich ist er schon vom Board, wenn die Raiders dran sind, wenn sie unter den Top-10, aber nicht in den Top-5 picken. NFL Teams werden in einer guten QB Klasse mit Young, Stoud, Hooker oder Levis eher dazu tendieren, die Suche nach einem Franchise QB fortzusetzen (Texans? Raiders? Panthers?). Dennoch wird Anderson wahrscheinlich ein high ceiling pick werden. Er zeigt alles, was man braucht und will. Schöne Moves, top Leverage, Burst, einen irren Closing Speed. Und: er nimmt wie Maxx Crosby sehr viel Raum auf dem Feld ein, löst sich schnell von Blockern und zeigt einen absolut flüssigen Bewegungsablauf. Die Frage für die Raiders wird sein, ob man bei einem hohen Pick nicht eher andere Positionen füllen will, zumal die Edge Klasse 2023 in der Tiefe viel Talent vorweisen wird. Es stehen beispielsweise mit Myles Murphy, BJ Ojulari, Jared Verse, Tyree Wilson, Isiah Foskey oder Nolan Smith weitere High Ceiling Picks auch ab Runde 2 zur Verfügung. Die Edge Klasse 2023 ist die dichteste der letzten Jahre und man wird auch in den Mid Rounds noch potenzielle Starter finden. Einziges „Manko“: Anderson wirkt etwas „unterernährt“ im Vergleich zu anderen Edges und muss in der Offseason ein wenig zulegen. Wenn das die einzigen Sorgen sind…!?
Jalen Carter, DT, Georgia
Interior Line Pass Rush? Das, was die Raiders brauchen! Die aktuelle D-Line lebt vom Run Stop, baut allerdings trotz positiver Entwicklungen bei bspw. Neil Farrell, aber auch Veteranen wie Clelin Ferrell, zu wenig Druck auf gegnerische QBs auf. Vickers oder Billings? Short Term Solutions, aber keine Gamechanger! Obwohl Billings ja keine schlechte Saison spielt! Auch gab es weder in der Off-Season, noch vor Ablauf der Transferperiode eine Verstärkung (Stichwort Suh!). Ergo – die Raiders werden Hilfe auf Defensive Tackle suchen. Die 2023er Klasse beherbergt dabei einige Highlights. Bryan Bresee von Clemson beispielsweise. Oder eben Jalen Carter. Letzterer sorgte 2021 für staunende Gesichter und erwirkte satte 4 Sacks, 6 QB Hits und 34 Pressures. Auch in diesem Jahr ist Carter der „heimliche Grund“ für Georgias Erfolg. Er überzeugt jede Woche, lieferte auch letzte Woche ein Top-Spiel gegen Mississippi ab. Carter gilt als ein disruptiver DT, der, ähnlich wie Jordan Davis letztes Jahr, die ganze gegnerische O-Line zerstören kann, Double Teams problemlos auflösen kann. Im Gegensatz zu Davis ist er aber viel wendiger und technisch versierter, nicht nur auf Muskelmasse und Power aus. Gegen Tennessee vor zwei Wochen zeigte sich sein ganzes Potenzial. Vols-QB Hendon Hooker konnte drei möglicherweise spielentscheidende Pässe nicht anbringen, weil Carter in der Mitte für Chaos sorgte. Seine Ausbeute in dem überaus wichtigen Spiel: vier Tackles, ein Sack, zwei TFL. RaiderNation, eventuell ein Prospect für uns?
Weitere Kandidaten für den Top-5 to 15 - Range
Oluwuyima Fashanu, OL, Penn State
Fashanu ist ein Riser und spielte letztes Jahr unter 100 Snaps für Penn State, überragt in diesem Jahr aber. Er ist definitive ein Future 1st-Rounder, viele sehen ihn neben Peter Skoronski und Paris Johnson als Top-3 O-Line Prospect. Er zeigt in Kernbereichen (Movement, Assignment, Kick Slide, Balance, Handtechnik) sog. Elite Traits und ist ein Fast Learner, der mühelos und schnell professionelle Konzepte verinnerlichen wird. Top Season Stat: in über 300 Pass Blocking- Versuchen ließ er keinen einzigen Sack und nur 6 Pressures zu.
Paris Johnson Jr., OL, Ohio State
Paris Johnson Jr. ist für mich eines der besten OL-Prospects der letzten Jahre. An Leute wie Darrisaw, der gerade eine absolut geniale NFL-Saison spielt, reicht er m.M.n. ran. Das Gute hier für die Raiders: Johnson kann alle Positionen der Line spielen. Zunächst mit Bravour als Guard eingesetzt, wechselte er mittlerweile auf Left Tackle, aber diese Versatility ist es, die McDaniels sucht und sind wir ehrlich: glaubt ihr an eine Zukunft von Alex Bars oder Jermaine Eluemunor in unserem Team? Eventuelles Dilemma: Johnsons Ceiling ist hoch, für die Raiders könnte er aber kein Scheme Fit sein!
Joey Porter Jr., CB, Penn State
Ich betone es immer wieder, unter anderem letztes Jahr bei Asante Samuel Jr.: Söhne von ehemaligen NFL-Spielern leben und atmen Football! Die alten Recken werden sich an die Zeiten von Joey Porter bei den Steelers erinnern. Mensch, war der gut! Porter, der das letzte Spiel gegen Maryland verpasste, gilt als absolute Führungsfigur der Nittany Lions, führt mit satten 11 PDs die interne Statistik an und würde jüngst in Dan Brugler’s Liste der Top-50 Draft Prospects an Position #15 geranked. Er ist ein aggressiver Spieler (wie sein Vater), Ballhawk und Playmaker. Neben Kelee Ringo der wohl beste Corner im kommenden Draft.
Bryan Bresee, DT, Clemson
Bresee und Jones sind die besten DTs im kommenden Draft. Man kann hier problemlos zuschlagen und meine subjective Bewertung der beiden beruht wohl nur auf der Quantität der Spielszenen, die ich bisher gesehen habe. Ich denke Bresee hat ausgewogenere Physical Traits (siehe Feldman’s Freak List #14), während Jones ein etwas besserer Leader und Techniker ist.
Peter Skoronski, OL, Northwestern / Broderick Jones, OL, Georgia
Hier nochmal zwei weitere O-Liner mit unterschiedlichen, teils aber ähnlichen Qualitäten. Skoronski gilt als bester Pass Blocker, wohingegen Jones mehr Versatility besitzen dürfte. Jones ist auch ein Prototyp des Spielers, den McDaniels sucht. Athletisch, praktisch, gut. Von der Stamm-Position (LT) den Statistiken her ähneln sich beide. Soronski ließ in knapp 400 Pass Blocking Attempts nur 5 Pressures zu, Jones in knapp 300 Versuchen nur vier Hurries.
Michael Mayer, TE, Notre Dame
Warum nicht? Wenn es bei Darren Waller so weiter geht und der von McDaniels und Mark Davis betonte “Building Process” (oder anscheinend doch “Re”-Build?) zu Überraschungsaktionen führt, könnte man sich auch von Waller trennen (glaube ich erstmal nicht!). Dann wäre Michael Mayer ein Kandidat für den Posten des “Franchise Tight Ends”. Findet man auch selten, letztes Jahr ging der Titel wohl an Kyle Pitts (wie erwartet!). Wenn man einen hat, kann man zufrieden sein. Mayer-Moreau-Kombo? Möglich und auch ein Traum! Aber lassen wir’s! Darren Waller ist noch nciht abgeschrieben und ich glaube nicht, dass er der Grund für den internen Niedergang ist.