Nach der neunten Saisonniederlage im 15. Saisonspiel ist ein Playoff-Einzug für die Las Vegas Raiders zwar rein rechnerisch noch machbar, Fans und Verantwortliche denken allerdings bereits über die kommende Offseason nach. Realistisch gesehen wäre ein überraschendes Erreichen der Finalrunde aber auch gar nicht verdient. Wir gehen vom Saisonende und damit einer großen Enttäuschung über das Football-Jahr 2022 aus. Daher stellen wir uns heute die Frage, welche Raiders in den kommenden zwei Partien ihre letzten Einsätze für die Silver&Black absolvieren werden. Welche Spieler im letzten Vertragsjahr erwischt es nach der Saison? Wer kann bleiben? Und wer sollte unbedingt bleiben? Eine Prognose.
One and done
Die folgenden Spieler werden in meinen Augen 2023 voraussichtlich keinen neuen Vertrag mehr bekommen. Unzufriedenheit paart sich in dieser Kategorie mit schlechten Leistungen und einem Ungleichgewicht von zukünftiger Salary Cap Belastung zu wirklich erbrachter Leistung. Kurzum: danke für eure Dienste, aber just move on, baby!
Clelin Ferrell: Trotz des wohl besten Jahres seiner Raiders-Karriere ist Cle wohl nicht mehr tragbar. Die Nicht-Verlängerung seiner 5th Year Option signalisierte bereits was kommen könnte. Bis auf Maxx Crosby und Chandler Jones werden wir unsere Kadertiefe auf Edge erneuern müssen. Ferrells Average Salary beträgt 7,8 Mio. $. Für ein Drittel dieser Summe könnten es sich die Verantwortlichen überlegen. Wahrscheinlich wird Ferrell aber den Markt testen und uns wird ein weiterer 1st Round Bust der letzten Jahre verlassen. Dennoch: Ferrell wäre für mich der einzige Kandidat, der eigentlich weg soll, aber bei angemessenen Konditionen bleiben dürfte. Patrick Graham mag ihn.
Anthony Averett: Rotes Haar und Raiders Backfield? Das passt spätestens seit Damon Arnette nicht mehr zusammen. Wir empfehlen daher eine radikale Haarfärbung oder ein neues Team. Schade, denn Averett war einer meiner Under-The-Radar Hoffnungsträger. Seine Verletzungen und weit unterdurchschnittliche Leistungen werden aber keinen Vertrag mehr rechtfertigen. Für 4 Mio.$ bekommen wir bessere CB-Hilfe.
Brandon Parker: Für alle die es nicht mitbekommen haben. Offiziell ist Brandon Parker immer noch ein Raider. So überraschend das ist, so überraschend wäre auch eine Verlängerung. Die Umstrukturierung der O-Line hat (halbwegs) funktioniert und wenn die Raiders dort Veränderungen vornehmen, dann setzen die auf Solidität und nicht auf erneutes Risiko. Für Parker wird nach der Saison Schluss sein.
Keelan Cole: Trotz des Touchdowns in letzter Minute gegen New England und zwei, drei spektakulären Catches im Saisonverlauf hatte Keelan Cole m.M.n. nicht viel zu bieten. Nach Hollins, Renfrow und Adams erlebten wir einen deutlichen Leistungsabfall im WR-Room. Zu viele Drops und Inkonstanz werden dazu führen, dass Cole seinen Markt in der Free Agency testet.
Jayon Brown: Brown hatte einen guten Start in die Saison, spielte dann aber unauffällig bis unbefriedigend, „gekrönt“ wurde die Enttäuschung mit einer Verletzung und IR-Placement. Für unseren „Top-10 Coverage LB“ zu wenig. Brown war ein missglückter Depth Pick, aber kein zuverlässiger Starter.
Kyle Peko: Es kann passieren, dass Peko weiterhin zwischen Waiver List, Practice Squad und gelegentlichen Active Roster Moves pendeln wird. Mit 29 Jahren und einer Leistungskurve nach unten glaube ich aber weniger an die Sinnhaftigkeit eines weiteren Jahres im Raiders Jersey. Die D-Line braucht einen Depth Overhaul und die Rookies Farrell und Butler müssen nächstes Jahr zeigen, warum die Raiders sie gedraftet haben. Das bedeutet: für Peko ist kein Platz mehr.
Micah Kiser: Leider konnten wir von Kiser keinen Snap in dieser Saison bewundern. Es gibt auch keine Neuigkeiten über den Verlauf und den Ausblick seiner Verletzung. Sprich, seine Rückkehr steht im Zeichen undurchsichtigen Qualms. Mit Masterson oder Butler wollen sich zwei jüngere LBs beweisen. Ich wäre überrascht, wenn die Raiders Kiser verlängern.
Matthias Farley: Farley für mich auch eine Enttäuschung. Wie der Großteil unseres Defensive Backfields. Die Raiders verpassten es, die Defense aufzuplustern. Farley kam als typischer Lückenfüller und erspielte sich zu keinem Zeitpunkt eine bedeutende Rolle im Team. Wenn er spielte, war er fehleranfällig und stellte einen Risikofaktor dar.
Jackson Barton: Es kann sein, dass wir Barton als typischen Practice Squad Player wiedersehen werden. Von ihm wurde nie viel verlangt, weswegen er keine Enttäuschung darstellt. Er überrascht einen aber auch nicht positiv. Barton ist ein ersetzbarer Rotationsspieler, eher im 3rd String anzusiedeln, als im 2nd String.
Roderick Teamer: Teamer ist schon länger ein Raider und ich bedanke mich aufrichtig für seinen Einsatz. Dass er unter Graham überhaupt einen Platz finden konnte war schon Gegenstand mehrerer Diskussionen, er war bereits letztes Jahr ein Kandidat für einen Cut. Die Raiders tun gut daran, als erstes ihr Backfield zu plustern. Soll die Secondary in naher Zukunft erfolgreich sein, brauchen wir keine What Ifs, sondern solide Above-the-average-Guys. Teamer ist eher ein What If.
Curtis Bolton: Bolton ist in meinen Augen einer unserer most underperforming guys. Um nicht zu sagen: er spielt einfach schlecht! Als Aushilfe dazu geholt, wird er nach einem Jahr die Raiders verlassen. Ich sehe hunderte bessere Linebacker als ihn. Sorry!
Jesper Horsted: Auch Horsted fand zu keinster Zeit zu sich und als Darren Waller ausfiel und es sich langsam abzeichnete, dass man von Foster Moreau keine ausgerissenen Berge erwarten kann, schaffte Horsted es auch nicht, zu „übernehmen“. Er ist erst 25 und sollte er sich noch Chancen auf mehr Einsatzzeit ausrechnen, könnte er diese wohl eher bei einem anderen Team bekommen.
Keep Them!
In dieser Kategorie natürlich diejenigen, die wir unbedingt halten sollten. Finanzielle Umstände mal außen vor. Rein sportlich gesehen. Wer soll Raider bleiben? Wer muss es sogar? Damit wir nicht zerbr******
Denzel Perryman: Obwohl Perryman schon bald die 31 erreicht, ist er immer noch eine unserer Disruptive Forces der Defense. 12 Spiele reichten dem Veteranen, um mit 83 Tackles der Leading Tackler der Raiders zu werden. Das Linebacker Corps hat Lücken, aber Perryman ist eine sichere Bank. Selbst bei einer Vertragsverlängerung ist nicht mit einer fundamentalen Gehaltserhöhung zu rechnen. Also selbst 4 Mio. $ (statt der jetzigen drei) wären noch verschmerzbar. Andererseits könnte es bei ihm auch eine Überraschung geben, falls andere mehr für seine Dienste ausgeben wollen. Ich würde ihn aber definitiv behalten.
Josh Jacobs: Spätestens als Josh offiziell in die Gruppe der Team Captains aufgenommen wurde sollte klar gewesen sein: Josh is here to stay! Über das Prove-It-Jahr nach der ausgeschlagenen 5th Year Option werden sich die Raiders noch lange ärgern. Daher wäre es das Mindeste, Josh noch eine Vertragsrunde zu geben. Leistungen auf Hall-of-Fame-Level sollten vergütet werden. Genauso wie die Tatsache, dass Jacobs die NFL in Rushing Yards und Yards per Game anführt. Bitte, bitte, halten!
Rock Ya-Sin: Rock ist noch nicht auf dem Level angekommen, auf dem wir ihn im Idealfall sehen wollen. Aber den Weg dorthin bahnt er sich step by step und auch wenn noch einige Steine weggeräumt werden müssen: der Fels in der Brandung fühlt den Process. Seitdem Ya-Sin in der Liga ist, verbessert er sich konstant. Nächstes Jahr könnte bei weiterer Fehlerliquidation ein Breakout Year werden. Seine Verlängerung ist keine sportliche Frage sondern eine Frage des Geldes und dem Overall Plan der Raiders auf CB. Als CB #2 ist Ya-Sin vollkommen in Ordnung. Ich würde Nate Hobbs aber lieber auf Slot sehen. In diesem Fall bräuchte man dann aber einen Outside CB. Ob es bei Rock dann für die Nummer 1 reichen würde ist fraglich. Anyway, wir sollten ihn, wenn finanziell halbwegs machbar, halten.
Jarrett Stidham: Stidham ist McDaniels‘ Langzeit-Projekt. Und wird mindestens wieder um die Backup-Rolle konkurrieren. An alle, die ihn als Starter sehen wollen: Ihr habt sie doch nicht mehr alle 😉 Obwohl man sich über sein Ceiling uneinig sein mag, sein Floor reicht sicherlich für notgedrungene Backup-Einsätze aus. Ich bin mir sicher, dass wir Stidham wieder sehen werden. Sein Gehalt, das unter 1 Mio. $ liegt, ist ein weiterer Grund. Die Raiders plagt auf QB andere Sorgen: die Derek Carr Frage. Stidham wird damit nichts zu tun haben. Aber wenn sich die Raiders von Carr trennen, könnten sie sich auf QB komplett umstellen. Und dann wäre Stidham nur ein Competitor unter vielen, für den es theoretisch auch schnell vorbei sein kann.
Mack Hollins: Hollins könnte mit 29 Jahren den Payday suchen. Seine Leistungen könnten ihm mindestens eine Million Dollar mehr einbringen. Bei WR-needy Teams vielleicht sogar mehr. Andererseits können die Raiders mit ihm zufrieden sein. Gelingt es ihnen, ihn zu ähnlichen Konditionen zu verlängern, sollten sie von dieser Option Gebrauch machen. Hollins hat in dieser Saison immerhin 52 Pässe für 635 Yards gefangen und vier Touchdowns erzielt. Die Teamkollegen mögen ihn. Verlängern!
Jermaine Eluemunor: Gemessen an den Erwartungen und dem Druck, mit dem er umgehen musste, ist Jermaine Eluemunor einer der Gewinner der Saison 2022. Startplatz erarbeitet, überdurchschnittliche Leistungen gezeigt, Fehler minimiert. So gut es eben ging. Eluemunor zählt laut PFF konstant zu den Top-15 Right Tackles der Liga. Auch wenn der Schein vielleicht manchmal trügt und er in spielentscheidenden Situationen genauso überfordert wie seine Teamkollegen agiert, ist er insgesamt doch eine positive Überraschung. Die Main Need der Raiders O-Line bleibt weiterhin der Guard Spot. Eluemunor muss man halten! Selbst wenn er im zukünftigen Wettbewerb den Kürzeren zieht. Geld sollte kein Problem sein und sein Treue-Grad dürfte hoch sein, verdankt er doch Josh McDaniels einen nicht unbeträchtlichen Teil seines Breakouts.
Ameer Abdullah: Seine NFL-Karriere ist eine Groundhoppingtour durch mehrere Practice Squads mit zwischenzeitlichen Active Roster Teilnahmen. Man würde sagen „he had a promising career, BUT…“- Aber man würde auch sagen: „Finally he got what he deserved“. Abdullah spielt eine gute Saison, gemessen an den Erwartungen und der Rolle im Team vielleicht sogar eine sehr gute. Warum nicht gleich so: Ameer weiter als RB im Passing Game, Boldens Rolle hinterfragen und für ihn noch irgendwo nen 7th Rounder abstauben. Oder endlich Zamir White mehr Bälle geben! Ameer soll gerne bleiben, aber das Committee hat man dieses Jahr nicht gesehen, eher einen übervollen RB-Room mit der Aufgabenlast auf einem einzigen: Josh Jacobs.
Think About It!
Kehren wir in uns. Wir können nicht nur Top-Spieler haben. Und wir haben ein sehr limitiertes Salary Cap. Wer uns nicht unbedingt schlechter macht, kann es doch nochmal bei uns versuchen! Open Doors für die folgenden Spieler. Aber nur, wenn der Gesamtplan stimmt!
Alex Bars: Bars darf im nächsten Jahr nicht der Right Guard der Raiders sein. Eine Backup-Position wäre gerecht und vertretbar. Er macht aber zu viele Fehler und wertet die Line nicht auf. Da auch Justin Herron ins Team kommen könnte, sehe ich Bars eigentlich nicht im Roster 2023, denn nach dem kürzlichen Entlassungswahn (Simpson, Cotton) dürfte für die O-Line klar sein: Für alle gilt der Do-or-Die-Modus! Außer Miller und James ist keiner im festen Sattel. Parham und Eluemunor haben eine zweite Chance verdient. Die Raiders werden aber kein Problem damit haben nochmals fünf neue Rotations-Linemen reinholen, nur um die Frage zu beantworten: wer macht die Line besser? Ich würde Bars nur halten, wenn er in den 2nd oder 3rd String abwandert und wir mehr Qualität von unserem zukünftigen Starter sehen.
Sidney Jones: Jones wurde m.M.n. nicht für kurzfristige Hilfe geholt. Er ist ein „Graham Guy“ und soll im Idealfall länger bleiben. Seine Leistungen schwanken und die Rotation im Defensive Backfield ist derzeit eher ein Problem als eine Lösung. Aber er zeigt auch Flashes eines System Fits. Mein persönlicher Plan wäre, im Draft einen Shotdown Corner wie Gonzales anzuvisieren. Was dann mit Jones passiert, ist unklar. Er kann aber auch gern bleiben – wenn die Coaches ihm auch zur Konstanz verhelfen.
Andrew Billings: Ich will Billings halten. Unser erstes Signing der Offseason kam als Depth Upgrade und hat sich klammheimlich zum Starter gewandelt. Billings ist der neue Philon. Motiviert, mit dem Herz dabei. Aber auch hier gilt: wird ihm ein anderes Team mehr geben? Und wohin wollen die Coaches nächstes Jahr mit der D-Line? Die Leistungen sagen: halten! Eine Billings-Nicht-Verlängerung könnte auch eintreten. Wie bei Philon im letzten Jahr. D-Liner wie ihn gibt es (leider) wie Sand am Meer.
Duron Harmon: viele wollen eine Vertragsverlängerung von Duron Harmon sehen. Ich auch. Aber unter einer Prämisse (vgl. Alex Bars): er darf nicht unser Starter sein! Die Safety Position braucht ebenso wie CB ein hochwertiges Upgrade. Insbesondere bei abnehmenden Leistungen von bspw. Trevon Moehrig oder dem Weggang von Abram muss man aber auch klar konstatieren: es ist derzeit besser, einen Harmon im Haus zu haben, als keinen Harmon Haus zu haben. Hätten wir doch Mathieu geholt…
Jordan Jenkins: Jenkins ist von den Injured Reserve Spielern derjenige, auf den ich am meisten gespannt war. Bei ihm gilt das Gleiche, wie beim folgenden Kandidaten…
Tashawn Bower: Jenkins und Bower haben ein High Ceiling im richtigen System und sie brauchen Einsatzzeit. Je mehr sie bekommen, desto dankbarer sind sie und sie werden Gutes zurückgeben. In dem Fall würde das bedeuten: Als #3/#4-Edge sind sie problemlos einsetzbar und würden einen nicht enttäuschen. Die kritische Frage muss man sich aber gefallen lassen: warum schafft es Bower nicht, den halb ausrangierten Clelin Ferrell zu verdrängen? Meine Tendenz: nicht halten. Würde aber auch keinen Schaden anrichten…
Jerry Tillery: Tillery hat mit einer einzigen dummen Aktion dazu beigetragen die ganze Saison enorm zu gefährden und hat dadurch seinen guten Einstieg relativiert. Man muss ihm aber fairerweise noch eine Chance geben. Zu kurz war er im Team und in seinen ersten beiden Einsätzen hat er gute Ansätze gezeigt. Ich vermute aber nicht, dass McDaniels fest mit ihm plant. Er kam mit einem Prove-It-Contract und sollte er in den letzten beiden Spielen positiv auffallen, könnte man es sich nochmal überlegen…muss man aber auch nicht…persönliche Meinung: holt jemand anderen rein!
Danke fürs Lesen, Raider Nation! In den kommenden Tagen wird dann ein Artikel folgen, bei dem wir die Spieler unter die Lupe nehmen, deren Verträge noch länger bestehen. Wer sind unsere möglichen Surprise Cuts und welche Trade-Optionen haben die Raiders? Und natürlich: wie geht es weiter mit Derek Carr? Dies und mehr -> bald auf Loco Football!