In der heutigen Folge der Future Diamonds stelle ich euch zwei Spieler vor, die für die Las Vegas Raiders im Draft 2023 interessant sein könnten. Ihre bisherige Projection im Consensus reicht von Runde 1 bis Runde 3. Zudem könnten sie wichtige Roster Spots füllen, auf die Vegas im kommenden Jahr Wert legen sollte. Es handelt sich um den Cornerback Devon Witherspoon von Illinois, sowie Oregon Ducks Cornerback Christian Gonzales. Beide zählen zu den besten Man-Coverage-Corners im College Football. Somit dreht sich der zweite Teil der Future Diamonds Serie ausschließlich um die Secondary. Enjoy your read!

Devon Witherspoon, CB, Illinois Fighting Illini

Ganz aktuell ist die Info, dass der ehemalige Fighting Illini Cornerbacks Coach Aaron Henry intern promoviert wurde und zum Defensive Coordinator in Illinois ernannt wurde. Er ersetzt den nach Purdue abgewanderten Ryan Walters, der die Illini in den letzten Jahren zu einer der besten und physischsten Defensiv-Units im CFB-Bereich machte. Dies krönt für Henry die erfolgreiche Schaffung eines High End Defensive Backfields, aus dem erst vor zwei Jahren ein bekannter Raider in die NFL kam: Nate Hobbs. Ähnlich wie Hobbs ist auch CB-Kollege Devon Witherspoon ein interessanter Kandidat für die Raiders. Wenn man sich Spielszenen von Witherspoon ansieht, merkt man schnell: er ist ein extrem physischer und aggressiver Spieler, der Gegner dominieren kann. Er hat den Swag und erinnert mich etwas an Jalen Ramsey, ein Bad Boy Type of Player. Er spricht auch ununterbrochen mit seinen Gegnern, foppt sie und feiert seine harten Hits selbst ab. Ein Spieler-Charakter, mit dem man umgehen können muss? Laut Aaron Henry ist er aber dennoch eine Führungsfigur, er schlage sich „phenomenal“ beim Mentoring jüngerer Spieler. Ich lasse ein wenig laufen und schaue mir seine Skills weiter an. Er steht bei vielen Snaps enorm nah am Gegner und schafft es trotzdem an ihm zu kleben. Ein Press-Man-Bilderbuch-Corner? Mir gefallen seine Richtungswechsel, sein Footwork, sein Augenkontakt mit Receivern und QBs. Mir fällt auf, dass er ein gutes Verständnis fürs Spiel mitbringt, wird bspw. ein Receiver auf Slant angespielt und er befindet sich auf der Deckung einer Out-Route, schaltet er blitzschnell um und holt während des Passes bereits die ersten Meter auf, kann mit seinem Antritt schnell am Tackle sein, deckt große Räume ab. Die Tackles sind dann auch schön anzuschauen, auf allen Levels. Manchmal versucht er zwar einen Risiko-Tackle mit zu niedrigem Pad-Level, meistens ist er aber ausreichend ausbalanciert. Witherspoon ist enorm physisch. Nicht selten bleiben Offender kurz gefasst am Boden zurück und müssen sich erst mal wieder erholen. Was auffällt: er spielt zwar meistens auf der Outside, hat aber auch im Slot die nötigen Tools. Und er macht immer wieder Pass Breakups. 14 an der Zahl in 2022. Das gegnerische QB Rating gegen ihn liegt bei knapp 25. Er ist ein Island-Spieler. Kein Revis und im Vergleich mit den Corners 2021 zwar nicht so overall talented wie bspw. Sauce Gardner, aber durchaus solide. Er wird in den meisten Mocks in der Mitte der zweiten Runde, in einigen in der 3.Runde geholt. Dennoch frage ich: hat er ein First Round Potential? Ich glaube ja! Seine Maße sind zwar etwas unterrepräsentiert, seine Erfahrung ist aber einschlägig nach drei Jahren als Starter und mir gefällt hauptsächlich die oben erwähnte Anticipation und Play Recognition. Der Rest ist coachable. Er muss in jedem Fall seine Run-Defense etwas überarbeiten und vielleicht noch minimal zulegen. Seine Größe könnte ihm hier und da zum Nachteil ausfallen, er ist der kleinste Cornerback der Consensus Top-15 CBs 2023. Gegen große Receiver scheint er etwas mehr Probleme zu haben als gegen den Rest. Ein i-Tüpfelchen auf seinem Skillset aber: seine Einsetzbarkeit in den Special Teams. Dort führte er die Illini Spieler bereits in seinem ersten Jahr 2019 bei den ST-Tackles an. Seine Ball-Skills sind schon auch ziemlich gut. Er kann Gegnern auch in der Endzone in letzter Sekunde den Ball wegschlagen, hat ein Feeling dafür, wo er seine Arme zu platzieren hat, ohne unnötige Strafen zu begehen. Mental ist er bereits gut vorbereitet. Ex-Coach Walters lobte ihn, Witherspoon sei ein „football junkie“ und lerne den ganzen Tag Tape. Ideale Voraussetzungen also. Stellt euch ein Illinois CB Duo bei den Raiders vor. Hobbs auf der Outside, Witherspoon im Slot, wahlweise auch andersrum. Die Physis, mit der beide spielen und die 1A Coverage Abilities, sowie Anticipation und Ballhawking sind Skills, die in der NFL gebraucht werden. Für mich ist Witherspoon ein Top-3 Corner der kommenden Klasse. Und immer noch leicht under-the-radar bei den meisten. Für mich mindestens so gut wie Amik Robertson, mit viel Glück ein weiterer Nate Hobbs.

Christian Gonzales, CB, Oregon Ducks

Gonzales kann durchaus als einer der ersten Risers der anstehenden Draftclass gesehen werden. Viel Hype gab es während der Saison um Spieler wie Joey Porter Jr. oder Kelee Ringo. Gonzales‘ Name fiel eher selten, aber er dürfte der vielleicht beste Press-Man-Corner aller CBs sein. Und ein positives Feature: er ist schon konstant, die besten Phasen seines Spiels kommen allerdings dann, wenn es zählt. Primetime Gonzales lief in entscheidenden Momenten zur Höchstform auf. Seine Credentials tragen die Handschrift einer guten Zukunft. Von der High School gekommen entschied sich Gonzales, trotz Angebote von Ohio State, Notre Dame und Alabama, zunächst zu Purdue und anschließend zu Colorado zu gehen. Er nahm also den schwereren Weg, abseits des Fokus vieler Scouts. Als er im letzten Jahr nach Oregon transferierte, war klar: Die Ducks besitzen eine DB-Schule mit NFL-Kaliber. Man denke nur an Oregons Schüler, welche es in die NFL schafften: Mykael Wright, Deommodore Lenoir oder Verone McKinley. Ein weiterer Hoffnungsschimmer: Gonzales‘ Familie war bereits erfolgreich im Sport, weswegen er sich um seine Athletik keinerlei Sorgen machen muss. Er wurde deswegen sogar in die sagenumwobene Freaklist von Bruce Feldman aufgenommen. Eine Auszeichnung. Im Gegensatz zu Witherspoon ist bei Gonzales klar, wo er spielen wird: er ist ein klassischer Outside Corner, der für den Top Receiver zuständig ist, ist nicht so variabel wie Witherspoon, der auch im Nickel und Slot spielt. Dafür ist er etwas physischer an der Line, leistet gute Arbeit mit seinen Händen, er versteht es, Separation zu verhindern. Wenn er wirklich in den Draft geht, ist er einer der Youngster. Als Redshirt Sophomore könnte er noch ein weiteres Jahr im CFB bleiben. Er müsste dann noch an Details feilen. Bspw. seinem Change of Direction, dort kommt er wie man so schön sagt, ein wenig sloppy daher. Redirection und Burst wären die beiden verbesserungswürdigen Skills. Seine Hüften bewegt er gut und sein Footwork ist auf hohem Level. Leider zeigt es sich immer wieder, dass er noch nicht die Routine eines Witherspoon hat. Im 1v1 ist er mehr auf den Receiver fixiert und zeigt nicht die Feinabstimmung zwischen Ballortung und Klettenhaftigkeit. Er schaut selten auf den Ball, liest mehr den Receiver. Dies könnte ihm auch zum Nachteil werden, wenn er seine Hände zu sehr am Receiver hat. Eine Anfälligkeit für Strafen könnte auf dem NFL Level ein Problem darstellen. Ihm fehlt hier und da noch die Routine, aber seine Lernkurve geht überproportional nach oben. Ich würde sagen während Witherspoon der feinere Techniker ist, ist Gonzales der grobkörnigere Athlet. Sein Speed und Closing Speed sind jedoch 1A und wenn er es schafft, Bälle in der Luft besser zu orten und seine Receiver häufiger während des Fang-Prozesses  herausfordert und nicht erst nach einem Catch, könnte er ebenfalls ein klasse NFL-CB werden. Er ist kein Ballhawk, aber füllt gut Räume und kann aufgrund seiner Physis Receiver an der Line locken. Im Vergleich zu Witherspoon gibt es bei Gonzales jedoch einen Nachteil. Er tut sich deutlich schwerer im Run Stop. Dies kann auch an dem einen Jahr Erfahrungsunterschied liegen, allerdings macht ihm die Lokalisierung von Plays teilweise Probleme. Nicht ausgereift, aber durchaus coachable. Alles in allem ist Gonzales ein Spieler auf hohem Level, der in manchen Gebieten Elite Traits unter sich vereint, insgesamt aber noch zu fehleranfällig wirkt und im Backfield zwar wenig Versatility besitzt, dafür aber eine ideale Kombination aus Größe und Stärke. Und vor allem: große CBs, die zudem noch extrem schnell sind, sind in der NFL Mangelware. Gonzales ist groß UND schnell, muss nur noch etwas muskulärer werden. Einen AJ Brown könnte er nicht stoppen.

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