Heute bei den Draft Diamonds präsentiere ich euch den zweiten QB im Bunde der diese Woche vorgestellten Spielmacher: Tennessees Hendon Hooker. Lange Zeit als #1 Quarterback der Klasse gehandelt, verletzte sich Hooker im letztjährigen Saisonverlauf am Kreuzband und fiel für den Rest der Saison aus. Rund um den Senior Bowl tauchte sein Name dann wieder häufiger auf. Hooker erklärte, er sei Ende März wieder fit und könne definitiv an den Training Camps im Sommer teilnehmen. Im Folgenden eine kurze Erörterung seiner positiven und negativen Aspekte.

Der Senior Bowl gilt als wichtige Etappe in der Vorbereitung auf den jährlichen Draft-Prozess. Obwohl Hendon Hooker bei den on-field Workouts nicht teilnehmen konnte, war er dennoch vor Ort anwesend und fokussierte sich dabei auf mentale Aspekte des Spiels. Soll heißen: ein erstes Beschnuppern und erste Gespräche mit NFL Scouts gab es bereits und diese sollen vielversprechend verlaufen sein. Für Beobachter ist das keineswegs überraschend. In einer historisch guten College-Offense warf Hooker letzte Saison 27 Touchdowns und sage und schreibe nur zwei Interceptions. Seine College-Karriere begann das ehemalige 3-Star-Prospect zunächst bei Virginia Tech, wechselte dann Ende 2020 zu den Volunteers, wo er seiner bis dato enttäuschenden Karriere neuen Aufwind verleihen konnte. 2021 machte sich dies in den Statistiken bemerkbar. Er spielte alle 13 Saisonspiele, brachte es auf 2948 Yards und 31 Touchdowns - doppelt so viele Spiele, 23 TDs und knapp 1500 Yards mehr als noch im Vorjahr. Zudem lief er für559 Yards bei 88 Laufversuchen. Diese Statistiken konnte er 2022 toppen, obwohl er zwei Spiele weniger bestritt. Seine Ausbeute: 3135 Yards, 27 TDs und 786 Yards bei einem QBR von 123.9.

Pro Comparisons gibt es viele für Hooker, am häufigsten las ich jedoch von Dak Prescott. Und in der Tat, Hooker ist ein ähnlicher Spielertyp. Seine Maße, Gewicht und Körperrahmen sind ähnlich, aber auch sein Skillset. Vor allem seine Mobilität ist hier zu erwähnen, wobei er ebenso Pocket Passer sein kann. Ähnlich wie CJ Stroud wirft er genaue, präzise Pässe. Seine Comp.% verdeutlicht dies: 69.2% seiner Pässe kamen an. Was noch an Stroud erinnert: sein schneller Release, die Fähigkeit in enge Fenster zu werfen und seine Wurftechnik. Was er noch besser kann als Stroud: lange Pässe werfen. Und: er hat außerhalb der Pocket die Fähigkeit, Plays zu erweitern und seine Genauigkeit im Laufen beizubehalten. Ein vorzüglicher Skill für die NFL. Ähnlich wie Stroud zeigt er Antizipation, Timing und Vision. Er ist sogar ein paar Zentimeter größer als Stroud, hat mit 6-4 die ideale Größe für einen QB. Kleine Randnotiz: seine Hände sind die größten der diesjährigen Draft-Klasse.

Was man im Vergleich mit Stroud jedoch auch sieht: er hat antizipiert zwar, insgesamt ist seine Pocket Awareness allerdings nicht auf Strouds Level. Wenn es um ihn herum eng wird, hat er die Tendenz aus der Pocket auszubrechen, manchmal abenteuerlich und zu frühzeitig. Gelegentlich braucht er lange mit seinen Entscheidungen. Dies sieht man, wenn er bspw. keine Anspielstation findet. Er hält dann zu lange den Ball und tendiert dazu ihn in Coverages zu werfen, falls niemand offen ist. On-the-run mag ich ihn. Er hat vielleicht nicht den Swag eines Richardson, ist aber ein Punisher, bspw. wenn das Containment zu viele Yards ins Backfield tendiert. Er schaltet dann blitzschnell zum Lauf um. Wenn er einmal die LOS überschreitet, ist er dabei schwer zu stoppen, wenn er im eigenen Backfield agiert, zeigt er weniger Vertrauen. Sobald er die Pocket verlässt, tendiert er zum Run, etwas was er unbedingt abstellen muss im nächsten Level. In der Pocket selbst bedarf es zudem noch der Verbesserung seiner Footwork. Er steht manchmal zu breitbeinig. Eventuell könnte diese Tendenz auch seine Würfe, insbesondere under pressure, beeinflussen. Ein gutes Beispiel ist die Unterscheidung seiner Wurftechniken. Für aggressive Würfe steht er vielleicht genau richtig, bei Würfen mit Touch (bspw. Lob Passes) ist er gelegentlich zu wenig ausbalanciert.

Insgesamt sind es bei Hooker drei Aspekte, die wohl zu seinem Deranking im Consensus geführt haben und er in vielen Mock Drafts erst in Runde 3 genommen wird. Erstens seine Verletzung und die Angst vor einem langanhaltenden Leistungsabfall bzw. einer langwierigen Genese. Zweitens die eben angesprochenen Feinmechaniken, die es durch NFL Coaching zu verbessern gilt. Und drittens: die Tatsache, dass Tennessee doch eher ein rudimentäres Scheme spielte, das in der NFL so wohl nicht zum Einsatz kommt. Tennessee spielte überwiegend RPO, was zu leichteren Reads für Hooker führte, da er nicht das gesamte Feld im Überblick haben muss. In der NFL wird er, obwohl RPO Plays in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben, vor der Herausforderung stehen, seine Progressions auf das ganze Feld zu verteilen. Den nötigen Football IQ dürfte er haben, die Zeit arbeitet aber gegen ihn.

Die größten Bedenken habe ich allerdings, was seine Verletzung angeht. Sie wird aus einem potentiellen Starter ein Developmental Prospect machen, wohingegen das Finetuning und das Spielverständnis bei ihm, da bereits auf hohem Level und coachable, wohl kaum zu negativen Entwicklungen führen dürften. Zudem wird noch sein Alter (25) angeführt. Schon ziemlich alt für einen Rookie QB, aber in meinen Augen überhaupt kein entscheidender Faktor in seiner Analyse. Vor der Verletzung habe ich am meisten Skepsis, wenn es um seinen Eintritt als QB1 geht. Für mich ist das Projekt Hooker keine Frage des ob, sondern eine Frage des wann.

Zu guter Letzt, macht Hooker aus Raiders-Sicht Sinn? Definitiv! Draftet man nur nach Traits und lässt gewisse Umstände mal außen vor, so denke ich, dass er immer noch das Potenzial eines 1st Rounders hat. Ich würde daher eine Draft-Strategie anstreben, die ihn in Runde 2 vorsieht. Runde 3 ist zu spät! Aus Sicht der Raiders macht Hooker durchaus Sinn, allerdings weniger, wenn sie in Win-Now-Mode sind. Hooker wird ein, zwei Jahre brauchen, um sich in der Liga zu etablieren. Als Backup oder Competition zu einem Starter, der sich beweisen muss, kann man ihn allerdings durchaus hinzufügen. Vergleiche beispielsweise die Tennessee Titans im letzten Jahr und ihren 3rd Round Pick: Malik Willis.

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