Ohne Umschweife geht es weiter, heute stelle ich euch meine Top-10 Tight Ends der Draft-Klasse vor. Nach den Edge Rushers ist die Tight End-Gruppe eine der besten, zumindest was das Top Level angeht. Von der Tiefe der Klasse her gesehen bin ich hingegen weniger überzeugt. Ich habe aber dieses Jahr auf ein tieferes Scouting der Gruppe (u.a. aus Zeitgründen) verzichtet. Ich belasse es nach 13 gesichteten Spielern dann doch bei dieser 10er-Spitzengruppe, weswegen es durchaus sein kann, dass der ein oder andere Spieler sich einen Platz in ihr verdient hätte, aber bei mir einfach keine Beachtung fand. Der Draft steht bald an und andere Positionen müssen ebenso noch durchgearbeitet werden. Auch inhaltlich fasse ich mich etwas kürzer, was eine geringere Lesezeit zur Folge haben dürfte. Habt Spaß und diskutiert das Ranking gerne auf meinem Twitter-Kanal!
1. Dalton Kincaid, Utah
Dalton Kincaid ist für mich eine gute Mischung aus George Kittle, Travis Kelce und Zach Ertz, ein Spieler bei dem man nichts falsch machen kann und ein New Generation Tight End, der genau die Dinge mitbringt, die es braucht um in der NFL erfolgreich zu sein. Was gute Teams alle gemeinsam haben: sie spielen mit Tight Ends, die Receiver Abilities mit einer guten Athletik vereinen und hybrider wirken als in den Vorgenerationen. Kincaid kann (fast) alles. Er ist der wohl beste Route Runner der Klasse mit spektakulären Händen. Seine Catches sorgen regelmäßig für Highlight Reels. In allen Zonen des Spielfelds ist er vertreten und stellt eine Deep Threat Gefahr dar. In Short Distance und Intermediate Range ist er ein zuverlässiger 1st Down Producer und unterlegte seine Leistungen mit eindrucksvollen Stats: er fing 2022 70 Pässe für 890 Yards und acht Touchdowns. Ursprünglich kam Kincaid von San Jose, transferierte 2020 dann nach Utah und konnte sich konstant steigern. Als ehemaliger Basketball-Spieler zeigt er neben guter Sprungkraft ein Gefühl für den Ball in der Luft und ein perfektes Timing beim Route Running mit einem enormen Catch Radius. In der Redzone findet er vorzüglich Lücken in der Defense und kann auf engem Raum Separation erzeugen. Im Slot ist er ein absolutes Mismatch! Hat Kincaid überhaupt Schwächen? Ja. Sein Blocking ist quasi kaum existent und er muss Wege finden auch dort erfolgreich zu sein. Seine primäre Nutzung wird allerdings sowieso nicht in diesem Bereich liegen. Wenn er es schafft physischer und mit mehr Stärke zu spielen, könnte er ein zukünftiger Pro Bowl Caliber Draft Pick werden. Er erzielt bei mir in diesem Jahr ein Top-5-to-10 Grading und ist einer der besten Spieler, die ich in meiner Draft-Vorbereitung geschaut habe. Ein Plug&Play Starter und potenzieller Star! Die Bedenken bzgl. seiner Rückenverletzung, die er sich im Pre-Draft-Prozess zugezogen hat, haben sich übrigens erledigt: vor wenigen Tagen bestand er den Physical und wird demnächst wieder auf 100% spielen können.
Grade: 9.2
2. Michael Mayer, Notre Dame
Michael Mayer war der erste Tight End, der mir für dieses Jahr ins Auge stach. Und ich war begeistert. Bei näherem Hinsehen hat sich das wenig geändert, wenngleich ich mittlerweile nicht mehr glaube, dass er einen Hall-of-Fame Status erreichen könnte. Ein Close-to-Elite Tight End kann Mayer aber im richtigen Setting werden. Er ist aber wohl mehr ein Jason Witten, als ein Travis Kelce oder Rob Gronkowski. Was Mayer mitbringt: einen Ideal Built und die Fähigkeit Contested Catches zu gewinnen, sowie ein großes YAC- Potenzial und die ausgewogenste Balance zwischen Blocking und Receiving, die wir in diesem Jahr sehen können. Er ist ein sehr intelligenter Spieler, der in allen Formationen und Plays eingesetzt werden kann und er wird ein Spieler mit sofortigem Impact werden. Was mir sehr gefällt: er ist enorm gut gegen Press-Man und kann Separation durch Physis erzeugen. Er hat Violent Hands an der LOS und löst sich durch einen guten Burst. Er kann den Seam spielen, zeigt aber Highlight Catches in allen Field Ranges. Zudem fängt er seine Bälle mit den Händen und nicht mit dem Körper, mit dem er gelegentlich Mismatches erzeugt. Was mir an ihm weniger gefällt: er wird nie an den Elite Play Speed von Kincaid herankommen, spielt manchmal etwas langsamer als seine Werte es vorhersagen, sein Route Tree wird daher nicht so ausgewogen sein wie bei meiner #1. Erstaunlich auch viele Pro Comps: er soll unserem neuen Raiders-Tight End Austin Hooper ähneln. Für mich ist Mayer ein überdurchschnittliches TE-Prospect mit einer hohen Erwartung an eine lange NFL-Zukunft. Er kratzt am Elite Tier, sein Floor könnte ihn allerdings irgendwo ins Mittelfeld der NFL Starting Tight Ends katapultieren. Ich habe mich in Mayer nicht geirrt, aber mein Hype nahm Pre-Draft doch etwas ab. Insgesamt würde ich ihm ein 1st Round Grade geben, wenngleich er für mich kein Top-20 Pick mehr darstellt.
Grade: 8.9
3. Luke Musgrave, Oregon State
Musgrave landet bei mir nur knapp hinter Michael Mayer, es gibt so viele überzeugende Gründe, die diese Einschätzung untermauern. Er kommt aus einer NFL-Familie, sein Onkel war NFL Coach und sein Vater spielte bei Oregon College Football, weswegen er einer guten Football-Sozialisation entspringt. Er ist erst 22 Jahre alt und erinnert mich in seinem Overall Play an Leute wie Jimmy Graham. Er ist groß (6-6) und hat einen schönen Frame, sowie die Durchsetzungskraft, in allen Lagen Pässe zu fangen. Er ist ein schöner Mover mit Speed und eine legitime Deep Threat Gefahr, fängt teilweise Downfield Pässe in Traffic und zeigt enorme Sprungkraft sowie Wendigkeit in der Luft. Gemessen an seiner Größe ist er athletisch auf gutem Niveau, er landete auf Feldmans Freak List. Zudem hat er noch Upside in seinem Overall Game. Er stellt eine Redzone Target dar und kann auch ansehnlich blocken. Seine Beweglichkeit und sein Spieltempo sind noch etwas verbesserungswürdig, er ist auch kein Route Runner wie Kincaid, aber er findet dennoch Wege zu Big Plays. Zu schaffen machte ihm 2022 eine Knie-Verletzung, wegen der er in nur zwei Spielen eingesetzt wurde. Insgesamt lief Musgrave in nur 31 College Spielen auf, weswegen ihm große Bust-Gefahr nachgesagt wird. Seine Production gehörte ebenfalls nicht zur Creme de la Creme. 2021 fing er nur 22 Pässe für 304 Yards und einen Touchdown. Bei Musgrave werden die Teams einen Project Player draften, der enormes Talent besitzt. Ein Rohdiamant, der mit etwas Feinschliff ein ganz Großer werden könnte. Seine Senior Bowl und Combine Leistungen brachten ihm allerdings einen gehörigen Boost und er zeigt enorme Entwicklungsprünge. Musgrave ist ein Spieler, der dich belohnt, wenn du ihm etwas Zeit gibst. Ich gebe ihm ein 2nd Round Grade.
Grade: 8.6
4. Darnell Washington, Georgia
Darnell Washington ist ein überaus interessanter Spieler, bekommt bei mir ein Early 2nd Round Grade und könnte im richtigen Setting sogar ein projected 1st Rounder sein, sogar ein Star werden. Wenn man Washington sieht, weiß man direkt warum: sein gesamter Körper und seine Spielweise sind selten und stehen für sich. Nicht umsonst findet man einige Pro Comparisons zu Martellus Bennett, Jelani Woods oder Marcedes Lewis. Physischere, größere Tight Ends mit elitären Blocking-Fähigkeiten im Run (er ist so kraftvoll, dass er bei Georgia teilweise als Fullback eingesetzt wurde) und genügend Catch Radius und Speed, um in der Feldmitte zu gewinnen. Er ist 6-7 groß und wiegt über 270 Pfund und man verwechselt ihn gerne mal mit einem Offensive Linemen und dennoch hat er weiche Hände, eine Short Area Quickness und lange Arme. Ein Spieler für Contested Catch Situationen oder den Seam gleichermaßen. Doch es gibt auch einige Ungereimtheiten. Sein Pass Blocking ist ausbaufähig und im Pass-Spiel sollte er von den oben genannten Traits profitieren, wenn er mehr den Ball angreift. Am Point of Catch erscheint er manchmal zu „effortless“. Zudem zeigt er häufig ungenügende Leverage und Balance. Obwohl er eine sehr spezielle Technik besitzt und diese ihm oft zum Erfolg verhilft, wirkt er dennoch etwas „steif“. Gegen ihn spricht auch seine geringe Production, er fing letztes Jahr nur 26 Catches für 417 Yards und zwei Touchdowns. In drei Jahren am College waren es nur 46 gefangene Pässe insgesamt. Man sollte sich keine Monster Production in der NFL vorstellen, in manchen Spielsituationen wird er aber im Elite Segment mitspielen. Für mich ist er einer der wertvollsten Upside-Player in diesem Jahr.
Grade: 8.5
5. Zack Kuntz, Old Dominion
Kuntz behandelte ich kürzlich in meinen Draft Sleepers, kurz darauf wurde auch der Konsensus auf ihn aufmerksam und sein Draft Stock steigt derzeit erheblich. Er verdankt dies seiner unglaublichen Athletik, er ist ein wahres Athletik-Monster. Time for a Freak Show! Feldmans Freaklist: double check! Sowohl seine Körpermaße, als auch seine Drill-Resultate fuhren ihm einen „Elite“ Composite Grade ein und zudem kommt, dass er ein Route Runner auf hohem Level ist. Für seine Größe (6‘7) ist er phänomenal schnell (4.55 40-Yd.), krönt seine Measurables aber mit schönem Tape. Seine Blocking Upside könnte höher sein, aber er ist gewillt, kontaktfreudig zu spielen. Im Pass-Spiel legt er mit seinen sicheren Händen aber noch einen drauf. Auf Intermediate Routes ist er am besten, zeigt schönes Ball Tracking, er ist aber auch in der Tiefe eine Gefahr und erzeugt schnellen Release. 2022 spielte er jedoch kaum, 2021 war aber ein Highlight: er fing satte 73 Pässe für 692 Yards und fünf TDs. Kuntz ist ein Zukunfts-Projekt, kein Immediate Impact oder gar ein Starter. Sein Potenzial scheint aber irrsinnig groß zu sein.
Grade: 8.2
6. Sam Laporta, Iowa
Sam Laporta ist ein sehr beweglicher Spieler mit einer schönen Toughness und der Fähigkeit, vielfältig eingesetzt zu werden. Er produziert viele YAC und er ist sehr produktiv. 2022 fing er 53 Pässe für einen Raumgewinn von 592 Yards und einem TD. Im Vorjahr waren es ebenfalls 53 Catches, sowie 670 Yards und drei TDs. Er fing in keinem College Jahr weniger als 188 Yards und zeigte über seine gesamte Karriere zuverlässige Konstanz. Er kann Wide Receiver Routen laufen und verfügt über hohen Football IQ und stellt ein Mismatch gegen Linebacker dar. Seinem Blocking fehlt es an Speed, er lässt sich gerne von schnellen Edges schlagen und muss hier noch zulegen. Seine Pro Comps sind Tyler Higbee oder Jonnu Smith und tatsächlich stellt er einen ähnlichen Spielertyp dar. Ein grundsolider Tight End mit großem Aufgabenfeld, schöner Elusiveness und ausreichender Athletik. Laporta ist vielleicht kein High Upside Player, aber seine Bust-Gefahr ist kaum vorhanden. Wahrscheinlich wird Laporta ein 3rd/4th Round Player werden, in dieser Range sehe ich ihn auch.
Grade: 7.9
7. Davis Allen, Clemson
Davis Allen ist der wohl beste Blocker der Klasse und besitzt weitere wertvolle Fähigkeiten, bspw. seine Dominanz bei Contested Catches. Im Laufspiel zeigt er ein schönes Pad Level, einen tollen First Step und ist in der Lage auch Guards bewegen zu können. Im Pass-Spiel ist er ein guter Ball Attacker, er gewinnt Duelle nicht durch Schnelligkeit und Wendigkeit, aber durch Ball Shielding und aufgrund seiner großen, sicheren Hände. Allen ist zwar kein Highlight Reel Guys, aber sein QBR von 123.5 lässt sich ordentlich sehen. 2022 fing er 35 Pässe für 394 Yards und vier Touchdowns. Er ist eine Day 3 Projection, dabei wird es auch bleiben, mit viel Glück schafft er es in Runde 5 und stellt einen soliden Backup TE dar.
Grade: 7.7
8. Luke Schoonmaker, Michigan
Schoonmaker ist mit 25 Jahren ein älteres Prospect, er gilt aber als Allrounder mit Upside sowohl im Blocking, als auch im Passing Game. Interessant aus Raiders-Sicht: er bekommt immer wieder Pro Comparisons mit Foster Moreau. Und so spielt er auch. Ein Tough Guy, der dorthin geht, wo es weh tut, ein guter Blocker, der zudem seinen Route Tree verbessern kann und in keiner Area wirklich schlecht ist. Er hat keine Soft Hands, aber ist ein zuverlässiger Catcher. Im Pass Blocking zeigt er ebenfalls Talent. Seine Projection geht in die Runden 4-5, wobei ich ihn aufgrund der Upside von bspw. Kuntz eher in der 5.Runde sehe. Seine Ausbeute 2022: 34 Catches, 386 Yards und drei TDs. Im Combine-internen Tight End- Vergleich ist er in zwei Skills der beste: Explosivität (Broad Jump) und Beweglichkeit (3-Cone). Ein solides Entwicklungsprojekt, das sich länger in der NFL halten wird und zwischen gelegentlichen Starts und Backup lavieren wird.
Grade: 7.6
9. Tucker Kraft, South Dakota
Tucker Kraft ist ein Small School Project von South Dakota State und fuhr 2021 beachtliche Statistiken ein. Er fing 65 Bälle für 770 Yards und sechs Touchdowns bei einem QBR von 129.4. Ein zuverlässiger Pass Catcher, der 2022 allerdings eine Verletzung erlitt und nur in sechs Spielen eingesetzt wurde (19/232/2). Er ist einer der tougheren TEs der Klasse und ein sehr guter Blocker, sowohl im Run als auch im Passing Game. Er ist nicht der Athlet und wird einen recht limitierten Route Tree spielen. Er ist auch weder präziser Route Runner, noch ein Separation kreierender Speed Guy, er spielt aber mit einer guten Toughness und YAC Ability. Er macht keine spektakulären Catches, fängt aber recht zuverlässig, zeigt gelegentlich Soft Hands. Sein großer Catch Radius hilft ihm enorm und er ist ein Effort Player. Kraft wird nicht in jedem System funktionieren, das Team das ihn drafted, bekommt aber einen zuverlässigen Backup mit wenig Elite Upside, aber genügend Upside, um bspw. durch die Verbesserung seiner Athletik noch einiges bewirken zu können. Er ist gut in Vielem, aber außerordentlich in Wenigem. Die Bedenken was Competition angeht müssen zudem bedacht werden. Er wirkte dominant, aber kann er das auch gegen bessere Gegner?
Grade: 7.5
10. Will Mallory, Miami
Will Mallory ist ein schöner Allrounder mit wenigen, aber wertvollen Elite Traits. Er war der schnellste Tight End (4.54 40-Yd.) der Combine und zeigt ein gutes athletisches Profil (guter Broad, Vertical, 10 Yd. & 40 Yd.). Auf dem Feld besticht er durch ausgeglichenes Spiel, als außerordentliche Redzone Target und ist für mich ein Sleeper in diesem Draft-Jahr. Er zeigt eine gute Vision für Laufwege und offene Räume, ist gut in Short Yardage Situationen und bei Contested Catches. Er kann bei Deep und Intermediate Routes durch seine Sprungkraft und Körperstellung auch Catches in Rücklage machen und zeigt eine schöne Antizipation bei Pässen. Aufgrund seines Natural Feel für Coverages stellt er eine Big Play Gefahr dar, denn er kann gut sein Tempo regulieren und variieren. Er muss technisch noch an sich arbeiten, ist kein wirklich guter Hand Catcher, teilweise fängt er Bälle mit dem Körper. Seine Blocking Upside ist wohl nicht so groß und er ist noch zu inkonstant um auf höherem Level zu gewinnen. Auf vielen Boards ist Mallory in Runde 7, ich wage zu behaupten, dass man ihn in Runde 5/6 als holen könnte. Im richtigen Setting könnte er ein Großer werden. Letzte Saison hatte er eine Ausbeute von 42 Catches, 538 Yards und drei Touchdowns.
Grade: 7.5
Honorable Mention
Brenton Strange, Penn State (7.4) / Josh Whyle, Cincinnati (7.4) / Cameron Latu, Alabama (7.4)
Sleeper
Zack Kuntz, Old Dominion