Der NFL Draft 2023 ist kaum abgeschlossen, da wird bereits die nächstjährige Klasse ins Visier genommen. Heute präsentiere ich euch daher in einer ersten Übersicht die besten Talente oder interessante Spieler der einzelnen Units für das Draft-Jahr 2024, die bei mir persönlich im Fokus stehen oder die im kommenden Jahr eine große Rolle spielen werden. Den Anfang machen die Positionen der Offense, in einem weiteren Artikel werde ich dann auf die Defense eingehen.

Quarterbacks

Die Top Talente

Caleb Williams, USC

Williams ist das Top Draft Prospect 2024 und erhält als möglicher Mahomes 2.0 bereits einige Vorschusslorbeeren. Sensationelle 4.537 Yards und 42 Touchdowns konnte er in seinem ersten Jahr als Full Starter einfahren, nachdem er vor der letzten Saison von Oklahoma zur USC wechselte. Diesen bereits eindrucksvollen Statistiken fügte er noch 392 Yards und weitere 10 TDs (!!!) im Laufspiel zu. Williams ist ein mobiler QB mit ausreichendem Strong Arm und als Playmaker bekannt. Wenn er seine Mechanics weiter verbessern kann, stehen die Chancen auf den #1 Pick gut. Doch Vorsicht: Williams spielt häufig mit hohem Risiko und seine Wurfgenauigkeit könnte deutlich besser sein. Im Moment finde ich den „Generational Player“-Hype etwas unangebracht. Als Heisman 2022 Winner bringt er ohne Zweifel die nötigen Referenzen mit, in meinen Augen sehe ich ihn aber nicht wertvoller als einen Bryce Young, meinem #1 Player 2023.

Drake Maye, North Carolina

Vom Ersteindruck her finde ich Drake Maye interessanter als Caleb. Wenn man bedenkt, dass beide teilweise zu wenig Hilfe ihrer Offensive Line bekamen (Maye wurde 41x gesacked, Williams 30x) sticht Mayes Leistung noch etwas deutlicher hervor, da er über weniger Weapons verfügte. Seine 4.087 Yards und 34 TDs sprechen für sich. Maye ist ein Dual Threat QB, der auch für 698 Yards und 7 TDs lief, aber ebenso mit einer für Rushing QBs seltenen 66.2% Accuracy glänzt. Maye spielt erst kurz im CFB (war 2021 noch Redshirt Freshman), bringt dafür aber erstaunliche Leistungen und wurde umgehend ACC Rookie und Offensive Player of the Year. Seine fünf Touchdowns in seinem ersten Spiel gegen Texas A&M bleiben noch lange in Erinnerung.

Michael Penix Jr., Washington

Penix führte alle CFB QBs mit einem Yard-Durchschnitt von 357.0 pro Spiel an. Und er verfügt über den besten Strong Arm der Klasse, selbst die Deep Throws von Caleb Williams kann er noch toppen. Penix ist ein typischer Pocket Passer mit guter Wurfgenauigkeit und einem genialen Ball Placement, der aber auch in der Lage ist zur Sideline auszubrechen. Eine Dual Threat stellt er in meinen Augen nicht dar und er sollte seine Genauigkeit im Lauf verbessern. 2022 warf Penix für 4.641 Yards, 31 Touchdowns und nur acht Interceptions.

Guys to Watch

Quinn Evers, Texas

Sam Hartman, Notre Dame

Shedeur Sanders, Jackson State

J.J. McCarthy, Michigan

Jordan Travis, Florida State

Jayden Daniels, LSU

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Running Backs

Die Top Talente

TreVeyon Henderson, Ohio State

Henderson ist bisher mein #1 RB, einfach weil ich ihn schon länger auf dem Zettel habe und ja durchaus viele Sympathien für OSU hege. Er ist kein Bijan Robinson, aber ich schreibe ihm dennoch End 1st Round - Early 2nd Round Potenzial zu. 2021 war enorm wichtig für seine Entwicklung, da er 2022 zeitweise verletzt war und insgesamt nur 106 Carries für 576 Yards erlief. 2021 war aber unglaublich: 1.248 Yards in nur 183 Versuchen, was sagenhaften 11.6 Yards pro Lauf entspricht. Und dazu 15 Touchdowns. World Star? Future Hall-of-Fame? Wir werden sehen, aber eines ist sicher: sollte er sich 2023 wieder verbessern können, sehen wir in ihm unseren #1 Running Back off the board.

Will Shipley, Clemson

Will Shipley gilt als undersized und untergewichtig und bringt für die NFL nicht die besten Measurables mit. Und dennoch: sein Play Style ist so unorthodox und kaltblütig, dass er einen Sonderfall darstellt. Er spielt größer als er ist und bewegt sich dennoch so flink, wie man es erwartet. 2022 brachte er in 210 Carries 1.182 Yards und 15 TDs mit nach Hause. Ob er ein McCaffrey 2.0 werden kann sei mal dahingestellt, unbestreitbar ist aber sein Natural Feel fürs Laufspiel, seine Short Area Quickness und die Fähigkeit auf engstem Raum wahnsinnige Cuts abzuliefern. Sein Burst und Open Field Speed sind auf Elite Level. Ich bin gespannt auf seine 2023-Campaign und glaube, er könnte höher gedrafted werden als man bei einem Spieler seiner Statur denken würde.

Blake Corum, Michigan

Bis zu seiner Verletzung lief Blake Corum wie ein Franchise-RB für die Michigan Wolverines. Sein konstantes Improvement spricht für ihn: 2022 steigerte er sich Yard-mäßig nochmal um knapp 50% zum Vorjahr, lief für 1.463 Yards und 18 Touchdowns und muss nun hoffen, dass ihm der Kreuzbandriss nicht zusetzt. Corum ist ein schneller RB mit guter Vision, hart between the tackles, aber beweglich genug, um Defender mit Moves aussteigen zu lassen. In Pass Pro sollte er sich aber etwas verbessern und im Passing Game ist er bestimmt kein Jahmyr Gibbs, obwohl er sehr gut bei Screens einsetzbar ist, da er hier von seinen enormen Fähigkeiten im 1v1 profitieren kann.

Guys to Watch

Raheim Sanders, Arkansas

Braelon Allen, Wisconsin

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Offensive Line

Die Top Talente

Joe Alt, Notre Dame

Ich halte nichts von Way-too-Early-Mock-Drafts. Also nichts. Absolut nichts. Und dennoch: Joe Alt ist in nahezu jedem dieser Mocks in den Top-10 zu finden. Der junge Left Tackle, der im letzten Jahr noch Junior war, gilt als solider No-Brainer-Pick mit All-American Potenzial. Von PFF mit einem Overall Grade von 91.4 bewertet, ist er einer der besten Run-Blocker (91.0) mit Pass Pro Upside sondersgleichen. Nicht umsonst war er mit nur 2.1% Pressure Rate (allowed) einer der erfolgreichsten Linemen der Power Five. Sein massiver Rahmen (6-8, 315 lbs, 7 ft. Wingspan) ist in Kombination mit seiner guten Technik und Schnelligkeit, sowie lateralem Movement seine große Stärke. Sein Spielstil ist äußerst flüssig, er hat eine wuchtig-standhafte Base und er lässt sich selbst von besten Technikern kaum outmoven. Somit ist Alt ein Skoronski mit langen Armen und ein Broderick Jones, der etwas größer ist. Der beste Tackle seit Penny Sewell und Charles Cross. Eine Hausnummer! Einziges Kuriosum, was mir nicht gefällt: sein Vater John Alt war in den 80ern 1st Round Pick bei den Chiefs. Don’t go there, Joe!

Olumuyiwa Fashanu, Penn State

Viele sehen Olu Fashanu als #1 Pick unter den O-Linern. Und in der Tat ist der Unterschied zu Alt nur marginal. Fashanu wurde bereits für den Draft 2023 projected und teils als #1 Tackle genannt. Er entschied sich dann aber, nach Penn State zurückzukehren und eine CFB-Saison dranzuhängen. Fashanu ist minimal kleiner (6-6) als Alt und etwas schwerer (321 lbs), beide haben allerdings ideale Measurables und eine überdurchschnittliche Armlänge. Fashanu gab 2022 nur zwei (!!!) Pressures ab und ließ keinen einzigen Sack zu. Er gilt als einer der intelligentesten Spieler der nächstjährigen Klasse, setzt mit die besten Winkel beim Blocken und besitzt beim Initial Contact schöne Punches und gewinnt fast immer den First Step. Fashanu und Alt sind unbestreitbar die mit Abstand besten Tackles 2024 und das wird sich im Normalfall auch in einem Jahr nicht geändert haben. Das Wichtigste bei ihm: er wird beim Draft 20 (!!!) Jahre alt sein, sprich sein Developmental Talent ist hoch. Ich kann mir vorstellen, dass er einer der besten LTs der kommenden Generation werden wird.

Guys to Watch

JC Latham, Alabama

Kingsley Suamataia, BYU

Zion Nelson, Miami

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Wide Receivers

Die Top Talente

Marvin Harrison Jr., Ohio State

Marvin Harrison ist das beste Wide Receiver Prospect im NFL Draft seit Marvin Harrison. Klingt gut, oder? Zumindest in einigen Scout-Berichten wird die Frage aufgeworfen: Ist Harrison Jr. ein ebenso talentierter Receiver wie sein Vater, der seinerseits 13 Jahre in der NFL spielte und u.a. einen Super Bowl gewann? Der Druck, der auf dem Sohnemann lastet ist groß, doch Junior scheint mit ihm aufgewachsen zu sein. Harrison Jr. kann alles, er ist ein vollumfänglicher Receiver, angefangen bei seiner Athletik, aufgehört bei seinen irren Highlight Reel Catches. 2022 fing er 1.263 Yards und 14 Touchdowns. Und das neben dem 2023er 1st Round Pick Jaxon Smith-Njigba. Harrison spielt ähnlich wie sein Vater. Er ist beim tiefen Pass erfolgreich und bei Contested Catches. Obwohl er nicht der beste ist, was Separation betrifft, so platziert er seinen Körper dennoch stets richtig. Und macht den Catch. Er ist einfach ein Football Player per Definition. Just give him the ball, he will do something good with it!

Rome Odunze, Washington

Das QB-WR-Duo Penix - Odunze sorgte im vergangenen Jahr für Aufsehen und in der Tat: Rome Odunze wird auch 2023 von sich hören lassen. Was ihn qualifiziert: seine 70 Catches für 1.088 Yards und 7 Touchdowns, sowie ein Elite QBR von 124.9, wenn auf ihn geworfen wird. Doch im Detail liegt die eigentliche Strahlkraft von Odunze: zunächst empfahl er sich mit durchaus nennenswerten 15.5 Yards pro Catch als Deep Threat gleichermaßen wie als sicherer Pass Catcher in allen anderen Situationen. Darüber hinaus aber ist ein Blick auf seine körperliche Durchsetzungskraft interessant: er ist einer der solidesten und physischsten Receiver, wenn es um den Effort an der Line of Scrimmage oder das Zerstören von Press Coverage geht. In der NFL sind diese Tugenden Gold wert. Was Separation angeht ist sein unglaublicher Antritt zu erwähnen, sowie sein flüssiger Bewegungsablauf bei Cuts. Ein sehr kontrollierter Spieler, der viele YAC produzieren kann. 2021 als Sophomore noch kaum auf dem Radar, könnte Odunze im kommenden Jahr seine 2022er Leistungen festigen und somit die Grundlage schaffen, um 2024 in Runde 1 gepickt zu werden.

Guys to Watch

Xavier Worthy, Texas

Emeka Egbuka, Ohio State

Johnny Wilson, Florida State

Beaux Collins, Clemson

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Tight Ends

Die Top Talente

Brock Bowers, Georgia

Von den Tight Ends habe ich noch sehr wenige Spieler gesehen, aber ein Name sticht natürlich heraus: Brock Bowers, seinerseits ehemaliger 4-Star Recruit und nun bereits zwei Jahre mit guter Production für Georgia. Während Darnell Washington in diesem Jahr den Run Blocker der Bulldogs-Tight Ends darstellte, ist Bowers ein natürlicher Pass Catcher, dessen einzige Schwächen bisher im Blocking liegen. Bowers ist sozusagen der Kincaid Light unter den 2024 Draftees. Was ihm in der NFL enorm helfen wird ist seine Fähigkeit den Seam zu spielen, sowie seine Initial Quickness, mit der er stets Box Safeties oder LBs überraschen kann. Bowers ist ein natürlicher Hand Catcher mit schönem Ball Tracking downfield und er kreiert Non-Stop-Separation durch schönes Route Running. 2021 fing er 882 Yards und 13 Touchdowns, 2022 waren es 52 Catches für 726 Yards und 6 TDs. Sein QBR (when targeted) war enorm: mit 146.3 in 2021 und 135.8 in 2022 zählt er zu den fangsichersten Tight Ends der Klasse. Nach ihm kommt erstmal nichts. Das Gesamttalent der 2024er TE-Klasse ist aber in meinen Augen auch nicht so groß wie in diesem Jahr. Bowers stellt da eine Ausnahme dar.

Guys to Watch

Ja’Tavion Sanders, Texas

Cade Stover, Ohio State

Jaheim Bell, South Carolina

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