Die OTAs haben offiziell begonnen und die NFL Saison 2023 steht schon bald wieder in den Startlöchern. It’s football time, soon! Während die 32 Teams zum ersten Mal mit einem Großteil ihrer Spieler auf den Rasen gehen und erste Trainingseinheiten absolvieren, geht auch die schreibende Zunft so langsam wieder zum Tagesgeschäft über. Die Zeit der Spekulationen nähert sich ihrem Ende und obwohl natürlich der ein oder andere Transfer noch getätigt werden kann, konzentrieren wir uns nach der ersten Phase der Free Agency und dem Draft nun wieder hauptsächlich auf das Geschehen in unseren Teams. Auch die Raiders haben nun die Grundbausteine ihrer Kaderplanung gefestigt, weswegen sich eine frühe Bestandsaufnahme des Kaders durchaus lohnt. Im Folgenden lest ihr eine Bewertung der einzelnen Positionen. (A= Elite, F= Total Bust)

Offense

Quarterbacks

Jimmy Garoppolo – Aiden O’Connell – Brian Hoyer – Chase Garbers

Die Quarterback-Frage wird entscheidend für den Verlauf der kommenden Raiders-Saison werden. Jimmy G’s 3-Jahres-Vertrag hat durchblicken lassen: er ist der Mann, mit dem die Raiders gewinnen wollen. Die Vertragskonstruktion zeigt aber, ähnlich wie bei Derek Carr, dass eine frühzeitige Trennung bei Misserfolg durchaus möglich ist. Bei Jimmy G steht vor allem eine Frage im Mittelpunkt: wird er eine Saison ohne Verletzung durchspielen können? Ansonsten fahren McDaniels & Co. eine für sie sichere Nummer: sie haben einen QB der gewinnen kann, mit dem sie bereits zusammengearbeitet haben und der das System kennt. Jüngste Diskussionen um Garoppolos Bein-Operation zeigen aber auch: die Raiders brauchen einen fähigen Backup, der gewinnen kann. Dass sie diesen haben bezweifle ich. Zwar wird Neuzugang und 4th-Round-Draftee Aiden O’Connell bereits mit Tom Brady verglichen (ähnlicher Spielstil, schneller Release und präzises Pass-Spiel), abgesehen von diesen blasphemischen Vergleichen bleibt aber durchaus die Frage, ob eine zu hohe Erwartungshaltung in dieser Division von Vorteil ist. Backup Brian Hoyer ist hauptsächlich aufgrund seiner Mentoring-Funktion mit an Bord und ob Chase Garbers im September überhaupt noch im Team sein wird, bleibt zu bezweifeln. Die Raiders pokern hoch auf Quarterback und man könnte mit etwas Glück mehrere gute Treffer landen. Die Realität hält mich aber etwas davon ab, der Entwicklung allzu großen Glauben zu schenken.

Grading: C+

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Running Backs

Josh Jacobs – Zamir White - Jakob Johnson– Ameer Abdullah – Brandon Bolden – Brittain Brown – Austin Walter – Sincere McCormick

Ohne Josh Jacobs würde ich dieser Unit eine unterdurchschnittliche Prognose geben. Mit Josh an Bord wendet sich das Blatt allerdings um 180 Grad. Der Pro Bowler, der in der Off-Season mit dem Franchise Tag belegt wurde, kommt aus einer Saison, in der er für 1.653 Yards und 12 Touchdowns lief, sowie 53 Pässe fing. Jacobs übertraf fast schon locker die 2.000 Yard-Grenze und sein Impact brachte den Raiders einige Siege ein. Einzig und allein die Vertrags-Fragen nerven: wird man ihn verlängern? Oder muss er notgedrungen unter dem Franchise Tag spielen? Die Option, dass wir ihn in diesem Jahr gar nicht in Silver&Black sehen, ist zwar noch nicht vom Tisch, gilt aber doch als unwahrscheinlich. In einem Run-First-Team wird also wieder einiges an Workload auf Jacobs zukommen. Auch Zamir White sollte im zweiten Jahr deutlich mehr Reps bekommen, auch im Hinblick auf seine zukünftige Entwicklung und die Zeit nach Josh. Bis auf Ameer Abdullahs gelegentliche Präsenz bei Big Plays oder im Passing Game bekommen wir vom Rest der Unit eher Fragezeichen oder die Hoffnung auf Breakouts. Bis auf Jakob Johnson natürlich: unser Fullback ist und bleibt einer der besten FBs der Liga. Diese Blocks…hmm, lecker…

Grading: B

Offensive Line

Kolton Miller – Dylan Parham – Andre James – Alex Bars – Jermaine Eluemunor – Justin Herron – Greg Van Roten – Hroniss Grasu – Netane Muti – Brandon Parker – Thayer Munford – Jordan Meredith – McClendon Curtis – Vitaliy Gurman – Dalton Wagner – Justin Murray

Die O-Line sorgte im letzten Jahr für positives Aufsehen. Von der grauen Maus entwickelte sie sich schnell zu einer der aufstrebenden Units des Kaders. Mehr noch: vor der Saison wurde die Einheit verspottet und durchweg als unterdurchschnittlich projected. Was sie dann aber zeigte war bemerkenswert. Insbesondere im Running Game sorgte sie für ein Grading im oberen Drittel der Liga. Auch das Pass Blocking war insgesamt auf gutem Level und obwohl einige Akteure noch deutlich weniger Fehler hätten machen können, ist Lob doch angebracht. Auf diesem Level wird es auch weitergehen. McDaniels ist bekannt für die Ausbildung guter Linemen und man darf gespannt sein, ob Spieler wie Parham oder Munford sich im zweiten Jahr entwickeln. Mehr Aufgaben bekommen auch Justin Herron und Netane Muti, von dem sich der Staff einiges erwartet. UDFA McClendon Curtis könnte sich als absoluter Draft-Steal entpuppen. Brandon Parkers Fortbestehen im Kader dürfte für einige überraschend kommen, es zeigt aber auch, dass die Raiders trotz guter Entwicklung immer noch Probleme auf der rechten Seite haben. Kolton Millers Monster-Saison auf LT sollte Ansporn genug sein, sich auch auf rechts so langsam zu konsolidieren. Doch sind Leute wie Alex Bars dort wirklich die Lösung? Und wo wird Jermaine Eluemunor spielen? Werden die Raiders noch nachbessern und sich auf dem FA-Markt umsehen? Oder werden sie erneut die Rotation den Ton angeben lassen?

Grading: B-

Wide Receivers

Davante Adams – Jakobi Meyers - Hunter Renfrow – DeAndre Carter – Phillip Dorsett – Keelan Cole – Tre Tucker – Chris Lacy – Kristian Wilkerson – Cam Sims – DJ Turner

Don’t dis-re-spect my boy! Können die Spekulationen über Davante Adams‘ Verbleib endlich ein Ende finden? Herrgott, Adams wird nicht getradet! Und Adams ist auch nicht unzufrieden! Klar bleibt nach dem Abgang Derek Carrs bzw. dem WIE der Causa Carr noch ein fader Rest-Beigeschmack, es sollte jedoch außer Frage stehen: Adams wollte schon immer und will auch aktuell ein Raider sein! Und seine öffentlich gesprochene Kritik ist nicht die eines Quitters, sondern die eines Führungsspielers, der Perfektion als seinen Maßstab setzt. Davante Adams wird im kommenden Jahr ein WR-Squad anführen, das durchaus zu den Top-5 Liga-weit zählen kann. Und ganz ehrlich: ich sehe mittlerweile auch keinen Grund, Hunter Renfrow weg zu geben. Rookie Tre Tucker ist m.M.n. eher ein Ersatz im Falle eines Cuts von DJ Turner. Tucker kann zudem auch als Special Teamer agieren – der Hauptgrund seiner Verpflichtung. Im Rennen um einen Platz im Active Roster wird es daher hauptsächlich ein Duell zwischen Carter, Dorsett, Wilkerson und Cole geben. Für letzteren dürfte 2023 ein Prove-It-Year werden. Im Vergleich zum letzten Jahr sehe ich die Unit deutlich stärker mit weiterem Entwicklungspotenzial nach oben.

Grading: A-

Tight Ends

Michael Mayer – Austin Hooper – O.J. Howard – Jesper Horsted – Cole Fotheringham – John Samuel Shenker

Der Abgang von Darren Waller schmerzte natürlich – war aber auch keineswegs überraschend. Bereits im letztjährigen Saison-Verlauf wurde Kritik an seiner Off-Field/On-Field- Balance laut und die dauernden Verletzungen taten dem Team langfristig nicht gut. Zudem ist Waller mit 31 auch nicht mehr der Jüngste! Dass die Raiders im Draft mit Michael Mayer gingen war daher nicht überraschend. Was Mayer mitbringt? Konstantes Playmaking im Passing Game und als Blocker, sowie eine gute, stetige und solide Production. Mayer fing in den letzten drei Jahren immer mindestens 800 Yards und gilt obendrauf als wichtiges RedZone-Target. McDaniels & Co. sehen in ihm einen möglichen Gronk 2.0 und in der Tat sieht Gronkowski Mayer mit ähnlichem Talent bestückt. Der 2nd-Round-Pick, den die Raiders überraschend auf #38 bekamen, hätte durchaus als 1st-Rounder durchgehen können und wird mit Sicherheit gesetzter Starter sein, hinter ihm konnten mit Austin Hooper und O.J. Howard zwei Veteranen verpflichtet werden, die mehr als solide sind. Obwohl ich die Unit noch nicht im Elite-Segment verankert sehe, glaube ich doch, dass sie zu den besseren Positionsgruppen im Liga-weiten Vergleich zählt.

Grading: B

Offensive Overall Grade: B

Defense

Cornerbacks

Nate Hobbs – Duke Shelley – David Long Jr. – Tyler Hall – Jakorian Bennett - Brandon Facyson – Amik Robertson – Sam Webb – Bryce Cosby – Ike Brown – Jordan Perryman – Azizi Hearn

Die Positionsgruppe der Cornerbacks könnte dieses Jahr komplett durch die Decke gehen – oder auf voller Linie untergehen. Nach dem Abgang von Rock Ya-Sin drafteten die Raiders zur Überraschung vieler erst relativ spät (4th-Round) einen Corner. Und konnten sich in der Free Agency zudem kaum mit hochkarätigen Namen verstärken. Und dennoch schlummert hier das größte Potenzial des Kaders. Viel wird sich bis zum Saisonstart um folgende Fragen drehen: wie gut ist Nate Hobbs und wird er eher im Slot oder als CB1 agieren? Ist Brandon Facyson nach seiner Rückkehr das Geld wert? Und können Hoffnungsträger wie Amik Robertson, Tyler Hall oder Sam Webb (endlich) ein Breakout-Year hinlegen? Die Raiders stehen hier kurz vor einem Durchbruch. Hobbs hatte vor seiner Verletzung ein zugelassenes QBR von knapp 71.0. Nach seinem vorübergehenden Ausscheiden lag der Wert bei 107.0. Kann er wieder an alte Leistungen anknüpfen, haben wir im Idealfall einen Top-20 Corner. In Tyler Hall schlummert auch ein Star. Seine Statistiken hätten ihn zu einem Top-5 Cornerback der Liga gemacht – hätte er mehr gespielt. Das Los dieser Unit wird Competition sein und es stehen zudem Fragezeichen hinter den Neuankömmlingen Duke Shelley und David Long Jr. Alle Corners haben jedoch eines gemeinsam: sie dürften ideal zum System Patrick Grahams passen: sie zeigen eine unglaubliche Versatility und sind zudem starke Man-to-Man/ Press-Corner. Trotz vieler Fragezeichen glaube ich, dass wir hier mit etwas Glück eine Unit geschaffen haben, die es langfristig mit Mahomes & Co. aufnehmen kann – im schlechtesten Fall aber immer noch ein Upgrade zum Vorjahr darstellt.

Grading: C+

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Edge Rushers / Defensive Ends

Maxx Crosby – Chandler Jones – Tyree Wilson – Jordan Willis – Malcolm Koonce – Adam Plant – David Agoha – George Tarlas

Nehmen wir die UDFAs und Tiefen-Spieler mal aus dem Blick, so können wir unweigerlich behaupten: unsere Edge Rusher / Defensive End- Unit stellt eine sehr gute Einheit im NFL-Vergleich dar. Über Maxx Crosby brauchen wir nicht zu sprechen, seine knapp 90 Pressures zeigen, dass er ein absoluter NFL-Star ist. Doch die Raiders holten, wider aller Position Needs, in Runde 1 des Drafts den Best Player on the Board. Tyree Wilson wird sich super in das Teamgefüge einbetten lassen. Mit Chandler Jones bekommt er einen direkten Lehrer vorgesetzt, der selbst nochmal an seine zweite Saisonhälfte anknüpfen will, in der er deutliche Leistungssteigerungen verzeichnen konnte. Obwohl wir von Jones zunächst enttäuscht waren, ihn zeitweise gar als Bust wahrnahmen, so wird sich mit wachsendem Wettbewerb auch seine Rolle zuspitzen, er wird im kommenden Jahr deutlich mehr zeigen, als im letzten. Und überhaupt, hat Wilson nur ansatzweise das Talent, was ihm zugeschrieben wird, so sprechen wird hier von absolutem Elite-Tier-Talent. Mein vollstes Vertrauen gilt hier der Crosbyschen Schule. Bezüglich der Kader-Tiefe schauen wir vor allem auf einen Namen: Malcolm Koonce. Er zeigte im letzten Jahr einen kleinen Leistungsabfall und es könnte eng werden. Koonce steht mit einigen anderen Spielern des Old Regimes unter Druck und könnte einen Cut-Candidate darstellen. Jordan Willis ist ein solider Spieler und wird ebenfalls als Contributor in Erscheinung treten. Die Edge Rusher zählen in diesem Jahr unweigerlich zu einer unserer besten Positionsgruppen – vor allem wegen unseren Superstars.

Grading: B+

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Defensive Line

Jerry Tillery – Bilal Nichols – Neil Farrell Jr. – Matthew Butler – Adam Butler – Byron Young – John Jenkins – Nesta Jade Silvera

Ich mache mir Sorgen um die Defensive Line. Zwar glaube ich durchaus an ein erfolgreiches Rookie-Jahr von Byron Young, doch insgesamt hätte ich mir mehr erhofft. Ein großer Name hätte hier viele Wogen geglättet und nach dem Abgang von Andrew Billings, der m.M.n. noch einen unserer besseren D-Liner darstellte, müssen wir nun auf einen Entwicklungssprung unserer letztjährigen Rookies hoffen. Während ich bei Farrell Jr. schon Bedenken habe, so bete ich doch inständig darum, dass Matthew Butler mal irgendwelche brauchbaren Ansätze zeigt. Ob Jerry Tillery die Lösung ist, wage ich zu bezweifeln. Sollte die Free Agency und spätere Roster-Cuts anderer Teams hier nicht dafür sorgen, dass wir uns im Nachhinein verstärken, dann sehe ich in dieser Unit keine glorreiche Zukunft. Schwankende Leistungen, zu viele Fehler gegen den Run und zu wenig Druck durch Inside Pressure zeigen: hier muss nachgebessert werden! Im Moment sehe ich bis auf Byron Young keinen DT, den ich in fünf Jahren auch noch im Team sehen werde. Und Young hat noch keinen NFL Snap gemacht!

Grading: D-

Linebackers

Robert Spillane – Divine Deablo – Darien Butler – Luke Masterson – Amari Burney – Curtis Bolton – Kana’i Mauga – Drake Thomas

Die Nicht-Aktivität der Raiders im Linebacker-Markt kommt für mich sehr überraschend. Und bereitet mir Kopfschmerzen! Raiders, ist das euer Ernst? Dass nach dem Abgang von Denzel Perryman als einziger Ersatz Robert Spillane geholt wird und etliche Runden im Draft gewartet wird, um dann eine UDFA Projection zu holen, empfinde ich angesichts der Positional Need und den Vorjahresleistungen als beschämend. Als vor Kurzem Gerüchte um einen Patrick Queen Transfer wach wurden, dachte ich: „Her damit! Mit Handkuss!“. Die Raiders sollten unbedingt im FA-Markt nach den entscheidenden Cut Dates aktiv werden. Andernfalls sehe ich schwarz. Und dies, obwohl ich von Divine Deablo ein Comeback Year erwarte und durchaus Überraschungen möglich sind. Selbst ein Isaiah Pola-Mao schafft wohl gerade die Transition von Safety auf Linebacker. Helft alle mit! Doch auf solche Glücksgriffe oder die Entwicklung von Masterson, Butler & Co. oder ein Boom-Project a la Drake Thomas können wir uns nicht allein verlassen. Die Raiders brauchen m.M.n. einen Hochkaräter oder zumindest einen Coverage-fähigen LB, sowie eigentlich auch einen Kyle Van Noy Type OLB mit Erfahrung, um standfester zu werden. Das Talent ist da, aber die Verluste sind zu groß, um schnell auf ein solides Level zu kommen. So ist die Linebacker Unit für mich immer noch die schwächste Gruppe im gesamten Kader.

Grading: E

Safeties

Marcus Epps – Tre’von Moehrig – Roderic Teamer – Jaquan Johnson – Isaiah Pola-Mao – Chris Smith II – Jaydon Grant

Die Safety Unit kann sich ähnlich wie die der Cornerbacks als Gold oder Magenausscheidung entpuppen. Viele Fragezeichen, aber durchaus Potenzial. Die Neuverpflichtung von Marcus Epps gibt der Gruppe solide Aggressivität und einen Allrounder, der durchaus in der Lage ist einen Duron Harmon zu ersetzen – falls dieser nicht wiederkommt. Begeistert bin ich vom Late Round Draftee Chris Smith II. Ein Under-the-Radar-Dog aus bestem Hause (Georgia), der im richtigen Setting ein absoluter Draft Steal werden kann. Doch ist diese Unit bereit, als Ganzes den Sprung aufs nächste Level zu schaffen? Neuzugang Jaquan Johnson (ehem. Bills) ist mehr als Special Teamer bekannt, Pola-Mao wird wohl kein Vollzeit-Safety werden und die größten Fragezeichen stehen hinter Tre’von Moehrig. Der vielversprechende 3rd-Year-Spieler zeigte sich im zweiten Jahr teils überfordert mit dem neuen System und sollte möglichst wieder an die Leistungen seines Rookie-Jahrs anknüpfen. Andernfalls – und falls Harmon nicht zurückkommt – haben die Raiders in Epps zwar einen Above-the-Average-Starter, aber dennoch nicht die nötige Konstanz und Solidität, um langfristig gut auszusehen.

Grade: D+

Defensive Overall Grade: D+

 

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