Am Montag starten die Raiders Rookies und weitere 2nd Year Spieler ins Training Camp 2023, ehe eine Woche später die Veteranen hinzukommen. Während aktuell die Josh Jacobs Thematik den Alltag der letzten Tage bestimmte und nach der Listung von Jimmy Garoppolo auf der PUP-List mögliche Verletzungssorgen wiederaufkommen, haben wir fast den Blick auf das große Bild verloren. Auf einigen Positionen wird ab Tag 1 ein intensiver Wettbewerb um die Startplätze für den 53-Man-Active Roster stattfinden. Die Top 3 Positionsgruppen, bei denen diese Roster Spots am härtesten umkämpft sein dürften, präsentiere ich euch im Folgenden.
Cornerbacks
Gerüchten zufolge könnte es bereits am kommenden Montag passieren: die Raiders stehen angeblich kurz vor einer Verpflichtung von Marcus Peters und würden damit ihrem Roster nochmal ordentlich Leben einhauchen. Zwar ist Peters kein Prince Amukamara 2.0, der als Auslaufmodell vor wenigen Jahren von Oakland nur für die Competition geholt und beim nächsten Cut Day bereits wieder entlassen wurde, elitäre Leistungen dürfen wir uns von ihm aber nicht erwarten. Dennoch würde er ein vielseitiges CB Corps verstärken, in dem bisher noch gar nichts eindeutig scheint. Bis auf Nate Hobbs dürfte in diesem noch keiner einen gesetzten Platz haben. Und selbst bei ihm bleibt die Frage offen, wo er letztlich aufläuft (Outside oder Slot?). Neben ihm wirkt es schon etwas spärlicher. Die Neuzugänge Duke Shelley und David Long Jr. dürften zwar beide Scheme Fits sein. Beide fühlen sich wohl in Press Man und beide haben aufstrebende Ansätze gezeigt. Ihnen stehen ähnliche Gesamtentwicklungen bevor wie Rock Ya-Sin, der sich nach guten Ansätzen in Indy bei den Raiders weiter steigern konnte. Doch bisher hat keiner von ihnen langfristig zeigen können, was in ihnen steckt. Die Rückkehr von Brandon Facyson ist damit eine Absicherung gegen eventuelle Leistungsabfälle der anderen. Facysons Vertrag überrascht dabei etwas. Der 2,8 Mio. $ umfassende Cap Hit zeigt, dass Vegas mehr mit ihm plant, als Kritikern lieb ist. Und wenn wir ehrlich sind: Facysons Leistungen in Indy verbesserten sich. Hinter ihm beginnt die Kader-Tiefe. Und Fragezeichen kommen auf. Kann Amik Robertson endlich einen Standpunkt setzen? Kommt ein Breakout Year oder wird es seine letzte Chance sein im Team zu bestehen? Rookie Jakorian Bennett (er bekam ein glattes 96er Speed Ranking bei Madden) besitzt enormes Talent, dürfte aber noch etwas Zeit brauchen sich zu akklimatisieren. Wir erinnern uns: sein Ex-Teamkollege Deonte Banks war offiziell der #1 Corner in Maryland. Hinter Bennett besitzen wir mit Sam Webb und Tyler Hall zwar talentierte Youngsters, sich aber auf gute Saisons von ihnen zu verlassen könnte gefährlich werden. So oder so, die Kadertiefe ist enorm und ich bin sehr gespannt auf die Gruppe. Ich würde die Raiders CBs rein vom Talent her sogar in die obere Hälfte der Liga ranken. Mit Peters in jedem Fall, ohne Peters sieht das vielleicht anders aus. Ebenso stellt sich die Frage, wer genau wo spielen wird. Und: wie häufig? Sollte es jemals so etwas wie ein CB Committee gegeben haben, dann haben die Raiders aktuell eines. Ich persönlich traue Hall einen großen Sprung zu, während es für Sam Webb knapp werden könnte. Shelley mag als CB #2 gesetzt sein, er könnte bei einem schlechten Camp aber schnell in der Gunst abrutschen. In jedem Fall erwarte ich einen harten Wettbewerb. Wir schauen hier vor allem auf folgende Position Battles: Tyler Hall vs. Sam Webb vs. Amik Robertson. Und Duke Shelley vs. David Long vs. Brandon Facyson. Das. Und alles dazwischen.
Interior Defensive Line
Die für mich wohl spannendste Competition zeichnet sich in der Interior Defensive Line ab. Auf Edge sind die Raiders gesetzt und werden an Tyree Wilson Freude finden. Wilson wird eine Chandler Jones’sche Schulung unterlaufen und enorm von Maxx Crosby profitieren. Die Inside ist davon unberührt, hier wird ein harter Wettkampf erwartet. Momentan scheinen die Routiniers Jerry Tillery und Bilal Nichols gesetzt zu sein. Was sie besser machen? Nicht zwangsweise viel, aber sie haben die meiste Erfahrung. Doch auch ihre Startplätze sind kaum bis gar nicht gesichert, denn Tillery zeigte schwankende Leistungen und Nichols kehrt gerade erst von einer Verletzung zurück. Neuzugang Adam Butler könnte sich als Fit erweisen, Garantien sind dafür aber kaum gegeben. Butler erinnert mich ein wenig an Andrew Billings. Nicht vom Auftreten her gesehen, aber vom Werdegang und der Rolle, die er wahrscheinlich einnehmen wird. Und dann wären da noch unsere beiden Rookies vom Vorjahr: Neil Farrell Jr. und Matthew Butler. Sie als Bust zu kategorisieren ist zwar noch übertrieben, ihr Erstarken in Jahr 2 zu fordern allerdings Pflicht. Insbesondere Butler hat kaum Akzente gesetzt. Klar, er hatte auch mit Verletzungen zu kämpfen, doch bei beiden sahen wir nur minimalen Progress in ihrem ersten Jahr. John Jenkins stellt die große Unbekannte dar, nachdem er sich letztes Jahr nach wenigen Snaps verletzte und mit Byron Young und Nesta Jade Silvera haben die Raiders zwar zwei vielversprechende Rookies geholt, diese sind aber eben noch: Rookies. Ich persönlich erwarte, dass Byron Young das Zeug hat, langfristig auf höherem Niveau in der Liga zu spielen und mit viel Glück ist Jade Silvera ein Rohdiamant. Gerade aber DTs brauchen eine gewisse Einarbeitungszeit und sollte keiner der Hoffnungsträger direkt einschlagen, haben wir es hier auf dem Papier mit einer Gruppe zu tun, die maximal im Mittelmaß der Liga anzusiedeln ist. Die Raiders verpassten es in der Offseason erneut, eine Position of Need mit einem Highlight zu verstärken. Oder: kommt am Ende doch Aaron Donald? Ich wage es zu bezweifeln.
Linebackers
Eigentlich hätte ich hier die Offensive Line als weitere Competition-Group benennen können. Doch nach der überraschenden Positiv-Entwicklung im letzten Jahr wirkt sie doch um einiges stabiler. Klar gibt es dort Position Battles und insbesondere werfen wir ein Auge auf die Entwicklung von Dylan Parham, Jermaine Eluemunor, Justin Herron oder Thayer Munford, doch im Wesentlichen haben wir hier unsere Starter. Anders sieht es bei den Linebackern aus. In dieser chronisch kranken Unit erwarte ich einen harten Kampf um Startplätze, der sich bis tief in die Saison ziehen könnte. Die LB Unit zählt zu den jüngsten im Raiders-Team und wurde zur Überraschung einiger kaum verstärkt. Neuzugang Robert Spillane war in Pittsburgh nicht mehr als Mittelmaß, mit Denzel Perryman verloren die Raiders einen Leistungsträger. Nun soll es allen voran Divine Deablo richten. Dessen Formkurve zeigt konstant nach oben und wenn er in seinem dritten NFL-Jahr die Details in seinem Spiel verbessern kann und verletzungsfrei bleibt, haben wir eine solide Tackling Machine in unseren Reihen. Hinter ihm sieht es bitter aus. Zwar sahen wir einige schöne Auftritte von Luke Masterson, aber bereits bei Darien Butler und Curtis Bolton müssen wir uns Sorgen um ihre Competitiveness machen. Rookie Amari Burney und UDFA Drake Thomas gelten als Linebacker mit Potenzial, aber die Tatsache, dass wir in der ganzen Unit nur zwei Spieler haben, die mehr als zwei NFL-Jahre auf dem Buckel haben, beunruhigt. Zu Gute kommen könnte den Silver&Black wiederum die Transition von Isaiah Pola-Mao von Safety auf Linebacker. Man fragt sich dennoch, welchen Plan die Raiders mit ihrer Defense verfolgen und ob es nicht fahrlässig ist, keine Führungsfigur in der Spielfeldmitte geholt zu haben. Vegas verlässt sich hier auf Überraschungen, hat aber wenige Garantien. Meine persönliche Meinung: ich bin unzufrieden mit der Entwicklung der Unit und würde die Strategie befürworten, sich nach den Roster Cuts noch nach weiteren Verstärkungsmöglichkeiten umzusehen.