„Mahomes 2.0“? Wie ein True Freshman die College-Welt begeistert
Dylan Raiola ist nahezu der einzige aller College-Quarterbacks, die 2024 in ihrem ersten Jahr als True Freshman von Saisonbeginn an eine Starter-Rolle übernehmen. Der 19 Jahre alte Spielmacher der Nebraska Cornhuskers fällt aber nicht nur wegen seines Talents auf, vielmehr erinnert er an einen der besten Spieler unserer Zeit: Patrick Mahomes. Im Folgenden berichtet TOUCHDOWN24, warum der Raiola-Hype durchaus legitim ist – und warum der „Next Mahomes“ dennoch eine ganz eigene Geschichte zu schreiben hat.
Vergleiche von heranwachsenden College-Spielern mit gestandenen NFL-Stars sind oftmals zum Scheitern verurteilt. Zu hohe Erwartungen führen nicht selten zu falschen Projektionen und zusätzlichem Druck für die Prospects. In manchen Fällen scheinen die klassischen Pro Comps allerdings angebracht – selbst wenn noch ein großer Schritt zum Prädikat „NFL-Star“ aussteht. So auch bei Nebraska-Quarterback Dylan Raiola, dessen Parallelen zu einem der ganz Großen des Sports nicht zu verkennen sind. Ein virales Foto zeigte jüngst den Top-Recruit der 2024er-Klasse in typischer Patrick Mahomes Pregame-Pose: mit gleichem Bart, gleicher Frisur und einer ähnlich coolen Sonnenbrille erschien der CFB-Rookie beim Sommercamp – als stünde er dem dreifachen Super Bowl-Sieger in nichts nach. Doch nicht nur optisch sorgt Raiola für Mahomes-Vibes. Er wird mit den Quarterback-Coaches Jeff Christensen und Bobby Stroupe auch vom gleichen Erfolgs-Duo betreut, das bereits Mahomes formte und weiteren heutigen NFL-Stars zum Sprung nach ganz oben verhalf. Und: Raiola selbst steht gelegentlich mit dem großen Idol in Kontakt, um sein Gameplay zu verfeinern und vom Besten persönlich zu lernen. Und dennoch steht der Mahomes-Vergleich nach Saisonbeginn nicht im Fokus der CFB-Presse. Denn Raiolas Story hat ihre eigenen Feinheiten und steht zudem im Zusammenhang mit dem Wiedererstarken einer traditionellen Football-Universität: der fünf-fache National Champion Nebraska strebt nach mehreren erfolglosen Jahren wieder eine positive Sieges-Bilanz an und will dadurch an die Erfolge der 1990er Jahre anknüpfen.
True Freshmen Quarterbacks und ihre NFL-Karrieren
Im diesjährigen College-Jahr spicken insgesamt sieben Quarterback-Neulinge die Top-100 der ESPN300 (Anm.: Talentliste mit den besten College-Rekruten). Dass True Freshmen in ihrem ersten Jahr nach der High School überhaupt zum Einsatz kommen ist nicht selbstverständlich. Eine Rolle im Start-Aufgebot zu bekommen ist ergo umso schwieriger. Als Quarterback-Freshman für ein gestandenes Programm mit großer Geschichte aufzulaufen? Nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Im vergangenen Jahr brachten es Freshman-QBs auf insgesamt elf Starts und 53 Spiele. Beim Blick aufs Detail wird daher schnell klar: Raiola befindet sich auf einer kleinen Liste – mit großen Namen.
Von allen College-Quarterbacks in der CFB-Geschichte starteten nur wenige direkt im ersten Jahr. Unter ihnen befinden sich allerdings namhafte Stars wie Jalen Hurts, Lamar Jackson, Trevor Lawrence, Tua Tagovailoa oder auch die NFL-Rookies Caleb Williams, Bo Nix und Jayden Daniels. Der bekannteste True Freshman Quarterback aller Zeiten ist wohl Peyton Manning, der 1994 seine Tennessee Volunteers zu einer 8-4-Bilanz führte.
Raiolas Einsatz beim 40:7-Auftaktsieg gegen UTEP macht ihn damit zum einzigen vollumfänglichen QB-Starter der NCAA-Saison 2024 neben San Diego States Danny O’Neil. DJ Lagway, ein weiterer hochgepriesener Quarterback der Freshman-Klasse, durfte in Woche zwei bei den Florida Gators ran. Er ersetzte vorübergehend Starter Graham Mertz, der verletzungsbedingt ausfiel.
Raiola und seine NFL-Bloodline
Doch kann Raiola die großen Erwartungen erfüllen? Ein Grund, warum er sich überhaupt für ein Committment bei Nebraska entschied ist der Werdegang eines prominenten Familienmitglieds. Zuvor hatte er Angebote von namhaften Universitäten wie Ohio State oder Georgia ausgeschlagen, um in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, der es seinerseits bis in die NFL schaffte. Dominic Raiola spielte vor Dylans Geburt für die Cornhuskers und mauserte sich als Offensive Lineman zum All-American. Anschließend wurde er von den Detroit Lions gedraftet und kann heute auf eine imposante Karriere mit 14 Jahren NFL-Erfahrung zurückblicken. Auch sein Onkel Donovan gehört direkt zum talentierten Coaching Staff und ist als Offensive Line- Trainer in Nebraska tätig. In der NFL spielte er als Center zwischen 2006 und 2011 unter anderem für die Tampa Bay Buccaneers. Raiola hat also beste Voraussetzungen und Schützenhilfe aus seinem innersten Kreis. Die Entscheidung für Nebraska erwuchs also aus dem Gedanken, einem alten Traditionsteam wieder auf die Beine zu helfen, nachdem dieses seit 2016 kein Bowl-Game mehr erreicht hatte.
Nebraska – vom ausrangierten Traditionsteam zurück zum Erfolg?
Doch kann sich Nebraska langsam von sieben Jahren mit negativer Bilanz erholen und in eine neue Ära eintreten? Kann es gar an die Erfolge der 90er anknüpfen, in denen man insgesamt drei nationale Titel gewann? Unterstützung erhofft sich Raiola allen voran vom Ex-NFL-Head Coach Matt Rhule, der Ende 2023 die Position des Chef-Trainers bei den Huskers übernahm. Nach einer 5-7-Saison festigten die Cornhuskers in der Offseason allen voran ihre Offensive Line und die Wide Receiver-Unit, um Raiola die besten Voraussetzungen für den Wurf ins kalte Wasser zu bieten. Zudem ist er nicht der erste True Freshman, der für Rhule aufläuft. Bei seinen Trainer-Stationen in Baylor und Temple spielte Rhule ebenfalls zeitweise mit Neulingen.
Die Erwartungen erfüllte Raiola bislang zur vollsten Zufriedenheit: Sein Einstand verlief positiv und bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe entschied Nebraska auch das zweite Saisonspiel für sich und Raiola konnte beim 28:10 gegen die von Deion Sanders angeführten Colorado Buffaloes mit konstantem Playmaking, ausgefeilter Wurftechnik und weiten, punktgenauen Würfen überzeugen. Zudem lobten Experten seine Spielintelligenz, Pocket-Präsenz, sowie sein Gespür für situationsbedingten Football. Raiola könnte sich daher bereits in seinem ersten Jahr im College Football für eine großartige Zukunft empfehlen und zudem Nebraskas fanatischer Fanbase einen Gefallen tun und dem Programm einen Weg zurück zum Erfolg ebnen – obwohl ein großer Coup wie in den 90ern in einer starken Big Ten-Conference wohl noch ausbleiben wird.
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