Finales CFP-Ranking – Die Gewinner und Verlierer
Nach dem Championship Weekend hat das College Football Playoff- Komitee sein finales Ranking veröffentlicht. LocoFootball wirft einen Blick auf die Gewinner und Verlierer des neuen Formats.
Die College Football Saison 2024 geht in die entscheidende Phase. Für einige Teams ist die Saison bereits gelaufen, während die besser abschneidenden Programme in den kommenden Wochen in den traditionellen Bowl Games gegeneinander antreten. Da am ersten Wochenende nur zwei Spiele von minderer Relevanz stattfinden, konzentriert sich die CFB-Welt bereits auf Week 2 (18.12. – 23.12.), die am Mittwoch startet und in deren Zentrum die erste Runde der College Football Playoffs steht. Zu Wochenbeginn veröffentlichte das Playoff-Komitee nun seine finale Version der Rankings – und bestimmte damit das Teilnehmerfeld der zwölf Kontrahenten um den National Title. Dabei gab es neben einigen freudigen Gesichtern bei den Gewinnern auch jede Menge Kritik – vor allem von denen, die sich durch den Ausschluss benachteiligt fühlen. Im Folgenden präsentieren wir euch daher je vier Gewinner und Verlierer des neuen Systems in seinem ersten Anwendungsjahr.
Verlierer
Alabama Crimson Tide (9-3)
Nach einer vergleichsweise schwachen Saison (9-3) ziehen die Crimson Tide als First Team Out nicht in die Playoffs ein – eine Kontroverse? Nach der Niederlage der SMU Mustangs in Clemson hoffte Head Coach Kalen DeBoer bis zuletzt auf ein besseres Seeding aufgrund des schwereren Spielplans. Während SMU (11-2) im Strenght of Schedule- Indikator landesweit nur den 60. Platz innehatte, war Bamas Schedule gespickt mit Top-25-Teams (Georgia, South Carolina, Tennessee, Missouri). Gegen diese sah die Squadra aus Tuscaloosa mit einem 3-1-Record gar nicht schlecht aus. Dennoch riss sich Alabama mit den Niederlagen gegen Vanderbilt (35-40) und das nicht-gerankte Oklahoma (3-24) selbst den Boden unter den Füßen weg. Obwohl es dazu bereits kritische Stimmen gab (u.a. äußerte sich Ex-Bama-Coach Nick Saban), hat das Komitee hier entschieden: Value the Win! Und ganz im Ernst: Mit drei Niederlagen hat man es im CFB bisweilen noch nie zu etwas gebracht!
Miami Hurricanes (10-2)
Für Frust sorgte das Ranking auch in Miami. Die Hurricanes zählten über Monate zu den besten Teams des Landes und fuhren mit ihrem zukünftigen NFL-Quarterback Cam Ward gar Rekordzahlen ein. Der 13th-Seed daher ein Tadel? Kritiker der Rankings argumentieren, dass die beiden Canes- Niederlagen (23:28 bei Georgia Tech, 38-42 in Syracuse) nur knapper Natur waren, da sie aber gegen Teams aus der gleichen Conference folgten, nahm Miami in der ACC hinter SMU und Clemson nur den dritten Platz ein. Ward hatte nach dem Ausscheiden keine warmen Worte übrig: Miami verfüge neben der Top-Offense des Landes (538,3 Yards und 44,2 Punkte pro Spiel) über eine ebenso solide Defense – im Gegensatz zu Alabama. Hätte das Komitee Miami vor Alabama gerankt, so stünden mit großer Wahrscheinlichkeit heute die Canes in den Playoffs – zumindest hätten sie ihren Final Shot im ACC-Finale gegen SMU bekommen. Für ein letztes Highlight kann das Team aus Florida allerdings noch sorgen: Im Pop-Tarts-Bowl trifft man in Bowl Week 3 auf #18 Iowa State. Die Cyclones verloren im Big-12 Championship Game eindeutig mit 19:45 gegen Arizona State.
Lane Kiffin und Ole Miss
Objektiv gesehen haben die Rebels ihre Saison schon vor ein paar Wochen verspielt. Trotz tadelloser Leistungen von Quarterback Jaxson Dart und einer Aufsehen erregenden ersten Saisonhälfte schaffte es Ole Miss nicht, Konstanz abzurufen. Obwohl in Woche Zwölf ein eindrucksvoller 28:10-Erfolg gegen Georgia verbucht wurde, verlor Head Coach Lane Kiffins Mannschaft wichtige Spiele in entscheidenden Momenten. Insbesondere die Niederlagen gegen Kentucky (17:20) und Florida (17:24) verhinderten einen Durchmarsch ins SEC-Finale, während der Overtime-Loss in Baton Rouge (26:29 gegen LSU) zwar wehtat, angesichts eines massiven Heimvorteils der LSU aber zu erwarten war. Nachdem das Komitee den Rebels abschließend keinen Playoff-Platz zugestand, meldete sich Kiffin zu Wort. Er kritisierte nicht nur die für das Ranking benutzten Kriterien (Strenght of Schedule), sondern bezeichnete das System darüber hinaus an sich als „dumm“ und „lächerlich“. Die hohe Schwierigkeit des Spielplans eines SEC-Teams sei nicht mit der einer leichteren ACC- oder Big-12-Schedule vergleichbar. Obwohl die Entscheidung des Komitees letztlich auch im Falle Ole Miss vertretbar ist, lieferte Kiffin noch einen weiteren Kritikpunkt: die frühzeitige Öffnung des Transferportals verzerre jedwede Competition und gebe dem weiteren Saisonverlauf eine geringere Bedeutung. Zumindest in diesem Fall scheint Kiffin Recht zu haben, denn bereits jetzt mehren sich Stimmen, die auf eine weitere Umstrukturierung des gesamten College Football- Formats abzielen.
Die Big-12-Conference
Eine ganze Conference als Leidträger des neuen Systems? Abwarten, wie sich die Ligen – und vor allem das Format selbst – in den kommenden Jahren entwickeln. Für diese Saison gilt jedoch: Mitglieder der Big-12 hatten vergleichsweise schlechte Karten bei der Vergabe der Playoff-Spots. Nicht nur belegte ihr bestes Team (Arizona State) den niedrigsten Rang aller Group-of-Four-Teilnehmer (#12), die Sun Devils hatten mit einem 7-2-Conference-Record gar den schlechtesten In-Conference-Abschluss aller weiteren Playoff-Teams. Dies verweist auf ein enges Teilnehmerfeld innerhalb der Big-12 – und auf eine große Lücke zur Avantgarde des Landes. Das Problem: Über die Saison hinweg standen mit Arizona State, Colorado, BYU, Iowa State, Texas Tech und Kansas State insgesamt sechs Big-12-Programme zwischenzeitlich in den Top-25. Die beste Poll-Platzierung (BYU auf #4 in Woche Neun) und der anschließende Absturz aus den Top-12 zeigen aber: auf lange Sicht hinkt die Conference qualitativ hinterher und der einzige Weg in die Playoffs könnte zukünftig ausschließlich über den Gewinn eben jener folgen. Wird die Big-12 damit zum „kranken Mann“ des College Football?
Gewinner
Boise State und alle zukünftigen Group-of-Five-Champions
Boise State steht nicht nur überraschend in den Playoffs, die Broncos bekommen sogar Heimrecht und eine Bye-Week. Und das obwohl das Team um Heisman-Finalist Ashton Jeanty „nur“ Platz Elf im CFP-Ranking einnimmt. Weil Clemson als ACC-Gewinner allerdings auf Rang #16 eingereiht wurde, bekommt Boise nun den Vorzug. Wir erinnern uns: die Champions der Group-of-Four-Conferences (SEC, Big Ten, Big-12, ACC), sowie der beste Group-of-Five-Sieger bekommen automatisch einen Playoff-Spot, über das Heimrecht entscheidet die bessere Platzierung. Am Beispiel Boise erkennen wir: das neue Playoff-Format wird auch in Zukunft für Spannung sorgen und unkonventionelle Überraschungsteams ins Gespräch bringen. So befanden sich dieses Jahr mit UNLV und Army noch zwei weitere Teams bis zuletzt im Playoff-Kampf. In Zukunft dürften ähnliche Konstellationen zu einem Segen für alle Group-of-Five-Contender werden. Eine Chance für kleine Programme, groß rauszukommen?
SMU Mustangs (11-2) und die Clemson Tigers (10-3)
Die lachenden Gewinner standen sich erst am letzten Wochenende in der ACC-Conference-Championship gegenüber. Dort gewann Clemson mit einem Game Winning Fieldgoal mit 34:31 gegen die SMU Mustangs und zog buchstäblich in letzter Sekunde als einer der Group-of-Four-Sieger in die Playoffs sein. Bis zuletzt strauchelte Clemson, stand zwar konstant in den Top-25, ehe es am entscheidenden Spieltag aber lediglich auf #16 gerankt war. Nach einer erschreckenden Auftakt-Niederlage gegen Georgia (3:34), fuhren die Tigers zwischenzeitlich einen sechs Spiele umfassenden Winning Streak ein, patzten dann aber gegen Louisville (21:33) und South Carolina (14:17). Der Last Minute- Erfolg kam daher umso überraschender, war aber aufgrund seiner Knappheit ein Indikator für die Mitnahme der SMU in die Playoffs. Diese wurde für eine umfassend positive Gesamtleistung vor Alabama gerankt. Da sowohl die Tigers, als auch die Mustangs in mehreren offensiven Kategorien in den Top-10 angesiedelt waren und im Saisonverlauf gegen mehrere Top-25-Teams gewannen, gehen die beiden ACC-Teilnehmer letztlich als lachendes Duo vom Feld. Trotz aller Diskussionen dürfte klar sein: ein Sieg in den schweren Auswärts-Spielen in Texas (Clemson) und Penn State (SMU) würde rückwirkend jegliche Kritik verstummen lassen – und den beiden unabstreitbare Legitimität verleihen.
Arizona State (11-2) und Cam Skattebo
From Hell to Heaven, so könnte das Saison-Motto der Sun Devils lauten. Nach finsteren Prognosen und einem Projected Lower Seed innerhalb der Big-12 brachte das Programm um Coach of the Year- Anwärter Kenny Dillingham die Fachwelt zum Staunen und marschierte letztlich bis ins Conference-Finale, das souverän mit 45:19 gegen Iowa State gewonnen wurde. Bereits jetzt kommt die Achterbahnfahrt der Devils einem Märchen gleich. In Week 8 hatte AZ-State bei einem 5-2-Record bereits zwei deftige Niederlagen bei Texas Tech (22:30) und in Cincinnati (14:24) erlitten, das Comeback des Jahres gelang dann aber mit einem Winning Streak von sechs Partien, in denen unter anderem die gerankten Conference-Rivalen Kansas State (24:14) und BYU (28:23) besiegt wurden. Die Formkurve des Teams wurde dabei angetrieben von der Leistung ihres Running Backs Cam Skattebo. Der Senior startete trotz eines Monster Games mit 262 Yards gegen Mississippi State mit schwankenden Leistungen in die Saison, fand seine Form aber in der Saison-Mitte wieder und wartete mit beeindruckenden Zahlen auf: In 263 Lauf-Versuchen holte Skattebo 1568 Yards bei 15 Touchdowns und fing zudem weitere 37 Receptions für 506 Passing Yards und drei Touchdowns. Die anstehende Möglichkeit, sich in der Prime Time in Szene zu setzen dürfte nicht nur Skattebos Draft Stock erheblich aufwerten, ein Weiterkommen im CFP sollte die märchenhafte Saison für immer in die Annalen der College Football History einziehen lassen.
Das Playoff-Komitee selbst – und alle Football-Fans!
Trotz anfänglicher Kritik an den ersten CFP-Rankings hat das Komitee durchaus bewiesen, dass es in der Lage ist die große Landschaft des College Football so zu ordnen, dass neben der Anwendung objektiver Kriterien bei der Vergabe der Playoff-Plätze auch das Thema Fairness eine (wenn auch geringe) Würdigung erfahren hat. So bekamen mit Alabama, Ole Miss oder South Carolina mehrere Teams mit drei Niederlagen trotz schwererem Spielplan keinen Zuschlag, wohingegen im Falle der SMU die höhere Anzahl an Siegen den Ausschlag gab. Obwohl die „Grenzfälle“ Miami und Alabama zu weiteren Diskussionen führen werden, kann im ersten Jahr durchaus von einem Erfolg des neuen Formats gesprochen werden. Weitere Änderungen und gar eine erneute Erweiterung der Playoffs zählen zu den Tagesordnungspunkten, mit denen sich die Ligen und das Komitee in der Off-Season beschäftigen werden. Für College Football- Fans dürfte allerdings jetzt schon klar sein: Das Verlassen des gewohnten Rahmens führt bereits jetzt zu mehr Spannung, hitzigeren Gemütern und einem deutlich ausgeglicheneren Contender-Feld. College Football Playoffs 2024? Let’s go!
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