Rückblick: Die College Football Saison 2024

Die College Football Saison 2024 ist zu Ende und wir haben einen neuen Champion. Die Ohio State Buckeyes gewinnen gegen die Notre Dame Fighting Irish und sichern sich damit ihren neunten National Title. Zeit für eine Rückschau auf ein spannendes Jahr mit vielen Umbrüchen, Storylines, Enttäuschungen und Überraschungen.  Auf ein Jahr, das den College Football prägte, indem es ihm ein neues Gesicht für die Zukunft verlieh.

Ohio State gewinnt den National Title

Da gab es ihn dann doch, den viel ersehnten National Title der Buckeyes. Seit 2014 konnte Ohio State nicht mehr auf der großen Bühne die Show stehlen. In den Bilanzen der Vorjahre? Bittere Niederlagen im Hass-Derby gegen Michigan, ein Programm, das von Identität zu Identität hüpfte und dennoch nie den ganz großen Wurf hinkriegen sollte. Die QB-Stars der alten Zeit? Fehlanzeige. Ein Will Howard als großer Hoffnungsanker? Übertrieben. Aber Moment mal. Damit in Columbus alles stimmt, bedarf es nicht zwangsweise eines CJ Stroud. Oder, um in College-Terms zu sprechen, eines Terrelle Pryor. Wisst ihr noch, wer beim letzten Sieg im Championship-Finale die Gallionsfigur der Buckeyes darstellte? Na? Ganz richtig, Cardale Jones. Seinerzeit dem Quarterback seines Final-Gegners aus Oregon meilenweit unterlegen. Oder hättet ihr euch damals nicht für Marcus Mariota entschieden und stattdessen Cardale Jones geholt? Na also. Zu bestreiten, die 2024er-Version Ohio States wäre qualitativ nicht auf dem Level anderer Ohio-Teams der letzten Dekade, dafür muss man kein Experte sein. Und dennoch: Dass die Buckeyes gerade jetzt den nationalen Titel gewinnen, sollte ein Zeichen sein und verdeutlichen mit welcher ground-setting attitude ein paar auserwählte Programme dieses Jahr unterwegs waren – und wie sehr sich die Vorherrschaft von Alabama und Georgia in den letzten Jahren immer mehr in Luft auflöste. Die Buckeyes 2024 stahlen dem einzigen wirklichen Konkurrenten im Wettbewerb um den Jahres-Gewinn schon vor dem Abend gegen Notre Dame die Show. Zu behaupten, ein Buckeyes-Sieg wäre unvermeidlich gewesen, grenzt an Wahnwitz, nach dem Sieg gegen die Oregon Ducks erscheint die Kür gegen Notre Dame im Nachhinein aber als reiner Leistungsnachweis. Das i-Tüpfelchen. Denn sind wir mal ehrlich, nach der knappen Regular Season- Niederlage gegen Oregon wusste der gemeine CFB-Enthusiast bereits, dass die beiden das Ganze unter sich ausmachen werden. Bama? Wagt es nach dieser Saison erst gar nicht, die ins Spiel zu bringen. Georgia? Im Ernst, mit Carson Beck? Wird nix, war bereits im Saisonverlauf klar. Und wie geht’s wie stehts mit Penn State? Eine Verneigung, aber mehr nicht! Oder will mir jemand erzählen, dass Franklins Niederlagen-Serie gegen Top-5 Teams abreißen sollte? Einzig Texas zeigte mit Ausnahmen während des Jahres die Fähigkeit, auch gegen große Namen gut aussehen zu können und wäre dort ein Arch Manning schon einen Schritt weiter, hätte er sicher die 10% Unterschied noch herauskratzen können. So oder so, mit Ewers waren die Longhorns nie ein eindeutiger Contender. Sind wir ehrlich, die Gesamt-Chemie stimmte auch bei den Buckeyes nicht, die Diskurse um Ryan Day lassen grüßen. Man ist also einerseits noch weit von der Perfektion eines Power Houses entfernt (im Vergleich bspw. zum Georgia-Team 2021/22), andererseits könnte man jedoch problemlos behaupten: Ohio State litt wider Erwarten weniger an internen Transitionen wie andere Programme. Im kommenden NFL-Draft sieht man auch verhältnismäßig wenige Buckeyes in den ersten Runden. Die Abwesenheit von Top Picks (bis auf Josh Simmons, Emeka Egbuka und Tyleik Williams) bezeugt, dass es im College Football mittlerweile eine neue Hackordnung gibt, in Zukunft eine Verbreiterung des Contender-Feld erwartet werden kann, die Elite sich auf mehrere Teams aufteilt. Die Dominanz alter Krösen geht zu Ende, doch für Ohio State gilt: Durch den Titel haben sie sich in Position gebracht, die neue Ära zwischen Oldschool- und Transfer Portal- Football anzuführen. Und im Gegensatz zu den Wolverines 2023 haben die Buckeyes nun einen Vorteil: sie werden im nächsten Jahr keinen Umbruch erleiden, wie Michigan nach dem Weggang von Harbaugh und McCarthy.

CFP-Format zwischen Erfolg und Kritik

Hierzu habe ich einen Artikel verfasst, der die Gewinner und Verlierer des neuen Formats präsentiert.

Saison der Coaching Changes

Die „alte“ CFB-Ära ging 2024 auch hinsichtlich des Coaching-Personals zu Ende. Legenden wie Nick Saban oder Jimbo Fisher, aber auch jüngere Kaliber wie Bucs-OC Liam Coen verließen in den letzten Jahren das Football-Unterhaus, beendeten ihre Karrieren oder wagten Neuanfänge in der NFL. Ersetzt wurden sie durch neue, aufstrebende Coaches, jung oder alt – die in manchen Fällen als First Year Head Coaches ihrer neuen Teams anheuerten oder gar im FBS-Bereich ihre Premiere feierten. Insgesamt 13 Trainer übernahmen zum Saisonstart ihre Programme, einige davon konnten sich durchsetzen. Hier wäre vor allem Indiana-HC Curt Cignetti zu nennen, der im Sommer vor die Aufgabe gestellt war, ein neues Team hauptsächlich über das Transfer Portal zusammenzustellen. Cignetti erledigte diese Aufgabe mit Bravour – und wurde im Dezember zum Coach of the Year gekürt. Ebenso frisch in die Verantwortung traten 2024 folgende Coaches: Mike Elko, der bei Texas A&M Jimbo Fisher ersetzte und zuvor als HC bei Duke die Geschicke leitete. Er führte die Aggies mit einem 8-5 Record zwar nicht in die Playoffs, zwischenzeitlich hatte A&M jedoch den ersten Platz in der SEC inne und sah im Saisonverlauf zeitweise wie ein Contender aus. Oder Frank DeBoer in Alabama, der als Hoffnungsträger von Washington kam und nach 17 Jahren Saban (der insgesamt über 50 Jahre coachte) vor einer schweren Aufgabe stand. Oder Manny Diaz, Elkos Ersatz bei Duke, der es bei einem 9-4 Record immerhin zeitweise in die Top-25 schaffte. Auch Boston College (Bill O’Brien), Syracuse (Fran Brown), Houston (Willie Fritz), UCLA (DeShaun Foster), Washington (Jedd Fisch) oder Michigan (Sherrone Moore) vollbrachten eine gelungene Coaching-Transition, wohingegen die Einstände von Jeff Lebby (Mississippi State), Brent Brennan (Arizona) oder David Brown (Northwestern) bislang zu wünschen übrig ließen. Insgesamt lässt sich konstatieren, dass der Coaching Landscape im College Football 2024 einer Veränderung unterlag. Die jüngsten Hirings bestätigen diesen Trend. Zwar wechseln jährlich dutzende Trainer ihre Positionen, was historisch quantitativ keine Besonderheit darstellt, 2024 aber als kleine qualitative Zäsur erschien. Bill Belichicks Vertragsunterzeichnung in North Carolina, Michael Vicks Gig bei Norfolk State oder DeSean Jacksons Neuanstellung bei Delaware State zeigen, dass die Grenze zwischen NFL-Oberhaus und College-Unterhaus weiter verschwimmt. Das Konkurrenz-Feld ist enger geworden, alte Hasen wurden durch junge Hüpfer ausgetauscht, die Power Schools haben zwar immer noch Power, die Small Schools zeigen sich aber langsam auf der Landkarte. 2024 ein Jahr der Trainerwechsel und Neuanfänge? Nicht unbedingt, aber in jedem Fall markierte das Jahr nicht nur das Verschwinden der Vorherrschaft der Power Schools, sondern gleichzeitig das Ende der Vorherrschaft der traditionellen Coaching Trees, die bislang prägend für die College-Szenerie waren.

Jahr der Conference-Neufindung

2024 war auch das Jahr der Neufindung einiger Conferences. Im großen Stile wurden Ligen wie die Pac-12 umstrukturiert, Teams tauschten die Conferences, Altes zerbrach, während Neues entstand. So konnten wir beispielsweise neue Mitglieder in der Big Ten begrüßen, wo Oregon, USC, Washington und UCLA ihre Debüts gaben. Bis auf Oregon mussten sich die Neulinge allerdings zunächst akklimatisieren. Auch in der ACC gab es mit den Debüts von Cal, SMU und Stanford eine Vergrößerung der Conference und in der SEC wurden Oklahoma und Texas erfolgreich integriert. Dem größten Wandel wurde wohl die Big-12 unterzogen, die mit Arizona, Arizona State, Colorado und Utah gleich vier neue Programme bekamen – von denen immerhin zwei (Colorado und AZ-State) am Ende ganz oben standen. Aber auch andere Conferences litten unter den arg veränderten Umständen. Die Mountain West verlor 2024 zwar keine Teams, der Wandel von der Pac-12 zur „Pac-2“ (von der ehemaligen Pac-12 standen mit Oregon State und Washington State 2024 nur noch zwei offizielle Mitglieder der Conference im Liga-Betrieb) brachte ihr aber stark veränderte Schedules, weil die Pac-2 in ihre Spielpläne integriert wurde. Für 2025 sind bereits weitere Conference Realignments geplant. Vor Kurzem erklärte Northern Illinois den Wechsel in die Mountain West, während Boise State, Fresno State, Colorado State, sowie Utah State und San Diego State durch den Wechsel in die Pac-12 der Conference neues Leben einhauchen werden. Die Pläne von Memphis, USF, UTSA und Tulane, die AAC nicht zu verlassen, sowie die Entscheidungen von UNLV und Air Force, in der Mountian West zu bleiben, deuten daher auf eine Entspannung 2025 hin. Es bleibt dennoch spannend, wie sich das Teilnehmerfeld der Conferences in den nächsten Jahren entwickelt. Dabei sollte auch erwähnt werden, dass die Neustrukturierungen der Ligen 2024 allerdings kein singuläres Event darstellte. Bereits früher unterlag der College Football Landscape einem konstanten Wandel. Nur zur Erinnerung: offizielle NCAA Conference Realignments gab sowohl in den 1990ern, als auch 2005, zwischen 2010 und 2014 und seit 2021 bis heute jährlich. 2024 war es lediglich die hohe Zahl an Liga-Wechseln und die Tatsache, dass durch die Alignments Conferences nachhaltigen Schaden erlitten (so stehen immer noch diverse Conferences in Rechtstreitigkeiten miteinander oder einzelne Colleges in Gerichtsverfahren mit eben jenen), die als eigentliche Zäsur verstanden werden können.

Das Jahr der Surprise Teams

Das abgelaufene Jahr stand auch im Zeichen einiger Überraschungsmannschaften. Obwohl sich in den abschließenden Rankings nicht jeder oben halten konnte, gab es im Saisonverlauf doch einige Attacken auf die Spitzenpositionen mehrerer Conferences. Ein ebenso verbreitetes Szenario: Low projected Teams, die wider Erwarten dominieren konnten. Die erste Überraschung war mit Sicherheit die Stärke der Miami Hurricanes um ihren Star-QB Cam Ward. Miami dominierte bis kurz vor Saisonende nicht nur die ACC, sondern stand über Wochen unangefochten in den Ranked Top-5. Die letztliche Nicht-Qualifikation für die Playoffs lag vor allem an der fragwürdigen Bilanzierung durch das CFP-Comittee. Zuvor stellte das Team von Head Coach Mario Cristobal die erfolgreichste Offense in den Kategorien Yards und Points per Game. Doch Miami war nicht das einzige Programm, das seine Erwartungen für 2024 übertraf. Da wäre der Durchmarsch der BYU Cougars, die lange Zeit wie der Big-12-Winner aussahen, am Ende aber wichtige Conference-Duelle abgaben. Da wäre Arizona States Durchmarsch vom projected Dead End der Liga zum Big-12-Champion. Head Coach Kenny Dillingham lässt grüßen. Oder wie wärs mit den UNLV Rebels? Seit über 40 Jahren holte kein Vegas-Team mehr als 10 Siege, Erfolgs-Coach Barry Odom vollbrachte dann aber Historisches: nicht nur führte er seit seiner Ankunft die Rebels zu einer Bilanz von 20-8 in zwei Jahren, vielmehr ist Odom der erste UNLV-Coach, dem eine Top-25 Platzierung gelang. Beispiele für weitere Überraschungen? Wie wäre es mit Iowa State, Indiana oder den Service Teams der Army und Navy? Während die Cyclones laut bösen Zungen den langweiligsten Football seit Gedenken spielten und trotzdem zehn Siege einfuhren, stand Indiana ebenbildlich für Erfolg im Transfer Portal. Army und Navy standen mehrmals in den Top-25 und sorgten traditionsgemäß mit irrem Laufspiel für … Die wohl größte Überraschung aber war Boise State, das sich als Group of Five Champion nicht nur für die Playoffs qualifizierte. Die Broncos lagen in den Rankings letzten Endes sogar noch vor Clemson, das als ACC-Gewinner außerhalb der Top-12 gelistet war und mit drei Niederlagen nur knapp ins Conference-Finale kam. Ebenso stellte Boise den wohl spektakulärsten Spieler des Jahres: Ashton Jeanty sorgte für Rekordzahlen und brachte dem Team aus Idaho eine Reputation, die sie zuletzt in den Jahren von Kellen Moore hatte – und die gleichzeitig anderen Teams signalisiert: „Ihr könnt den Overhaul schaffen!“

Auf Freude folgt Trauer – die Verlierer des Jahres

Während die eben angesprochenen Programme sich am Zenit ihrer Leistungsfähigkeit befanden, gab es bei anderen lange Gesichter und Enttäuschung. Ob knappe Niederlagen, Rebuilds oder der freie Fall, auch hier war die Gemengelage höchst unterschiedlicher Natur. Das Outcome sprach jedoch nicht immer für die Verantwortlichen. Während die oben genannten Miami Hurricanes sportlich lange glänzen konnten und lediglich im Endresultat fielen, kann man die Kampagnen von Teams wie den Florida Seminoles, den Alabama Crimson Tide oder von den Mannschaften aus Oklahoma sowie weiteren durchaus auch als epochale Fails bezeichnen. Gerade Florida State 2-10 nach einem 13-0 im Vorjahr wiegt irrsinnig schwer – und zeigte, wie eng die Teams im CFB mittlerweile beieinander liegen. Florida State, das unter Head Coach Mike Norvell und dem ehemaligen Five Star Recruit DJ Uiagalelei zu Saisonbeginn das England Game gegen Georgia Tech verlor und sich davon nie wieder fangen konnte. Kein Team beraubte sich 2024 mit so starker Hingabe wie die Seminoles ihrer eigentlich hohen Reputation. Da konnte selbst Auburn, NC State oder Utah nicht mithalten, deren Saisons allesamt zum Vergessen waren. Oder die letztjährigen Finalisten um den National Title, Michigan und Washington, die aufgrund ihrer Rebuilds im Mittelmaß versanken. Letztere haben es dabei aber noch gut, so sehen die Recruiting-Klassen der Wolverines und Huskies noch relativ vielversprechend aus. Doch nach den Abgängen von Penix, McCarthy und Co. brauchten auch diese Programme ein Übergangsjahr. Die eigentliche Enttäuschung dabei: zu sehen, wie ein Übergangsjahr an solchen Unis eben aussieht. Und wie deutlich man doch das Nachsehen zu All-Time-Favorites wie Ohio State, Georgia oder Oregon hat, die ihre Stroud- oder Nix-Abgänge direkt (trotz leichtem Qualitätsverlust) kompensieren konnten. Ein Lied davon können mit Sicherheit auch die USC Trojans singen, die im ersten Jahr nach Caleb Williams leicht desorientiert wirken. Schlimmer erging es jedoch anderen Programmen. Beispiele gefällig? Da haben wir die Kansas State Wildcats und die Oklahoma State Cowboys. Beide mit Big-12 Championship-Hoffnungen und namhaften Spielern beladen, letztlich aber total ineffektiv. Insbesondere die OK-State Cowboys, die mit einem 3-9 Record den schlechtesten Record seit 30 Jahren einfuhren. Und wo wir schon bei Oklahoma sind: was ist eigentlich bei den Sooners los? Das ehemalige Power House ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Eine 6-7-Bilanz hat auch hier große Flecken auf dem Himmelbett hinterlassen und die Erinnerung an glorreiche Tage unter Bradford, Mayfield, Murray oder HC Lincoln Riley erscheint nurmehr wie eine Reliquie der Urzeit.

Top Performers, Record Breakers und Freshmen

2024 war auch das Jahr, in dem einige Rekorde gebrochen wurden. Zwar habe ich keine Einsicht auf die Gesamtheit der Datenerhebungen (ergo auch keine These, ob 2024 in besonderem Maße rekordverdächtig war), dennoch waren einige Leistungen so eindeutig, dass sie noch lange in den Köpfen der College-Fans hängen bleiben werden. Da wäre zunächst die Monster-Saison zweier Stars: Ashton Jeanty und Travis Hunter verkörperten wie kaum andere die abgelaufene Spielzeit und konnten mit ihren Rekorden Geschichte schreiben. Jeanty war nicht nur derjenige Running Back, der Boise State nach Jahren in der Bedeutungslosigkeit wieder ein Gesicht geben konnte und das Team aus einer der Group-of-Five-Conferences nicht nur für die Playoffs führte, sondern darüber hinaus noch ein First Round Bye bescherte. Vielmehr stellte beinahe den All-Time College Football Single Season Rushing Record von Barry Sanders ein. Jeantys unglaubliche 2601 Yards bei 374 Carries bedeuteten am Saisonende ein Yard Average von 7,0 pro Lauf und neben seinem Touchdown im Receiving Game steuerte er 29 Touchdowns auf dem Boden bei. Damit lag Jeanty am Ende nur 27 Yards hinter Legende Sanders, der seinerzeit bei Oklahoma State für 2628 Yards lief – vor 28 Jahren. Auch Multi-Positions-Experte Travis Hunter (Colorado) steht sinnbildlich für ein spektakuläres Jahr. Gekrönt wurden seine besonderen Fähigkeiten durch den Gewinn der Heisman Trophy, bei der er sich noch vor Jeanty durchsetzen konnte. Hunter gilt als Spezialist der besonderen Art und spielte für die Buffaloes sowohl als Wide Receiver für die Offensive, als auch als Cornerback in der Defensive – mit enormem Erfolg auf beiden Skill Positions. So liest sich seine offensive Bilanz am Ende wie die eines Top-10 Picks: 96 gefangene Pässe für 1258 Yards und 15 Touchdowns. Doch dem nicht genug, in der Defense steuerte er 36 Tackles, einen Forced Fumble, sowie vier Interceptions bei. Obwohl seine Rolle in der NFL noch geklärt werden muss, ist eines ganz sicher: Spieler wie Hunter findest du selten, ob im Oberhaus oder im College-Bereich. Allein Jeantys und Hunters Performances werden 2024 zu einem Jahr machen, an das die CFB-Welt noch länger denken wird.

Neben den beiden gab es aber noch einige andere Aufsehen erregende Highlights. Jaxson Dart von den Ole Miss Rebels beispielsweise. Dart brach im Gator Bowl den Schul-internen Single Season Record für Total Yards und übertraf damit Chad Kellys Bestmarke aus der 2015er Saison (4542 Yards), nachdem er während der Saison bereits Eli Mannings Schul-Rekord in der Kategorie Most Career Passing Yards einstellte. Dart brachte es in seinen vier Jahren bei Ole Miss auf insgesamt mehr als 12.000 Yards. Ein weiterer Quarterback, der in diesem Jahr auf sich aufmerksam machen konnte, war Oregon Ducks QB und Bo Nix Nachfolger Dillon Gabriel. Der Fifth Year Senior übernahm in der All-Time-Liste der FBS den zweiten Platz in den Kategorien Yards (18.722) und Touchdowns (155) ein. Gabriel zog damit mit Case Keenum gleich, der zwischen 2007 und 2011 insgesamt die gleiche Anzahl an TDs warf – jedoch in sieben Spielen weniger. Gabriel macht sich daher berechtigte Hoffnung auf eine Day 2 Selection im kommenden NFL Draft. Ebenfalls zu erwähnen wäre der Rushing- Experte von den Army Black Knights, Quarterback Bryson Daily, der 2024 den Rushing-Thron besteigen durfte. Daily lief für 32 Touchdowns, nur fünf weniger als Sanders in seiner Monster-Saison 1988 (37 Touchdowns) und war maßgeblich an der überragenden Saison des Service Teams beteiligt. Und wenn wir schon bei Rushing Records wären: Dylan Sampson brach in dieser Saison den All-Time Rushing Record in Tennessee mit 22 TDs on the ground. Ein Moment, an den sich die meisten Fans ebenso noch erinnern dürften: Temple Kicker Maddux Trujillo stellte mit seinem 64 Yard Fieldgoal gegen Utah State den Kicking Record für das längste Fieldgoal in der CFB-Geschichte ein. Seine Reaktion? „Wir leben in einer neuen Ära!“ Und wie Recht er doch hat. Im College Football ist derzeit alles möglich und neben internen School Records gab es dieses Jahr auch weitere Highlight-Momente abseits des Platzes zu sehen. So brachte sich beispielsweise Iowas Head Coach Kirk Ferentz in die Ausgangsposition die meisten Coaching Wins in der Big Ten- Geschichte einzufahren. Seine 204 Siege werden lediglich noch von Woody Hayes übertroffen, der mit 205 Siegen die Liste anführt. Und was gibt es bezüglich Singe Season Turnarounds? Da hätten wir die Saison der Indiana Hoosiers, die ihren 2023 Record von 3-9 zu einem eindrucksvollen 11-2 (inkl. Playoffs) machten und ein Plus an acht Siegen generierten. Damit zogen sie in dieser Kategorie mit UCF (2005), Houston (2011), sowie weiteren Teams gleich und werden lediglich von Auburn (2013), Fresno State (2017) und Tulane (2022) überboten. Ein weiterer Mini-Rekord und ihr werdet sehen, dass sich manche Dinge nie ändern: Die Virginia Tech Hokies holten 2024 ihren 25. Sieg beim ESPN Thursday Night Football und bringen es insgesamt an Donnerstagen auf 35 Siege. Ergo: better face them at the weekend!

Unvergessen auch die Leistungen einiger Newcomer, die es schafften, in ihrem ersten College-Jahr bereits einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen – und die am Ende gar nicht wie Freshman aussahen, sondern eher wie alteingesessene Seniors. So sorgten die beiden True Freshman Wide Receiver Jeremiah Smith (Ohio State) und der erst 17 Jahre alte Ryan Williams (Alabama) für Freshman Rekorde. Während Williams als jüngster Wideout der FBS-Geschichte stolze 865 Yards bei 48 Receptions und acht Touchdowns verbuchen konnte, führte Smiths Playmaking sein Team bis zum Gewinn des nationalen Titels. Smith fing unglaubliche 1315 Yards (76 Receptions) für 15 Touchdowns und einem Yard Average, das einer wahren Deep Threat würdig war (17,3). Er brach damit den Big Ten- Rekord für die meisten Touchdowns eines True Freshman und dank seiner 187 Yards und zwei Touchdowns gegen Oregon gewann er zudem den Rose Bowl Offensive MVP. Ein weiterer Buckeye konnte sich ebenso in die Schul-interne Rekordliste eintragen: Emeka Egbuka, der Wide Receiver, der letztes Jahr seine Teilnahme am Draft absagte und zu einer weiteren Saison zurückkehrte. Egbuka sicherte sich den Thron bei den All-Time Reception Leaders in der Ohio State- Geschichte mit insgesamt 205 Catches. Weitere True Freshmen, die in ihrem ersten Jahr für erstaunte Gesichter sorgen konnten und ihren Teams Respekt einbrachten: Edge Rusher Dylan Stewart (South Carolina), die beiden Left Tackles Anthonie Knapp (Notre Dame) und Jordan Seaton (Colorado), Defensive Tackle Jayden Jackson (Oklahoma) oder Cornerback Zabien Brown (Alabama). Oder einige der 13 True Freshmen, die als Quarterback starteten. Da wäre beispielsweise Dylan Raiola von Nebraska zu nennen oder DJ Lagway, der in Florida für einen verletzten Graham Mertz übernahm. Die Freshman-Klasse 2024 wird wohl als vielversprechende Klasse in Erinnerung bleiben und einige Youngsters schafften es, sich bei ihren Teams zu etablieren.

Die besten Spiele der abgelaufenen Saison

Hunderte, gar tausende Spiele gab es in der abgelaufenen Saison im NCAA-Football zu bestaunen. Dort die Highlights zu filtern mag schwierig anmuten, dennoch hier der Versuch einer Mini-Chronologie (die natürlich sehr subjektiv geprägt ist): Den Start machte das Dublin-Game zwischen FSU und Georgia Tech (21:24), das mit einer Überraschung endete. Die gab es auch, als Northern Illinois dem späteren Finalisten Notre Dame im September mit 16:14 den Rang ablief und für die einzige Niederlage der Irish bis Ohio State sorgte. Spannend mit Sicherheit auch der erste wichtige Test der USC ohne Caleb Williams. Die Trojans gewannen überraschend mit 27:20 gegen die LSU Tigers, das Spiel wurde in Las Vegas gespielt. Punktereich wurde es dann bei Virginia Tech und Miami (34:38), soowie beim knappen Sieg der LSU über South Carolina (36:33). Während die Alabama Crimson Tide im Knaller-Duell mit Georgia (41:34) noch wie ein Contender aussahen, hagelte es eine Woche später ein dramatisches 35:40 in Vanderbilt. Das „Vandy-Wunder“ war geschehen und die Studenten der Reichen-Uni stürmten das Spielfeld, was im Nachgang noch zu Geldstrafen für das Programm führte. Mitte Oktober dann das Aufeinandertreffen der Hochkaräter, als Oregon Ohio State mit 32:31 ins Schwitzen brachte und sich triumphal auf eine Perfect Season einstellte. Perfekt sah es auch lange Zeit für Jaxson Dart und seine Ole Miss Rebels aus, ehe sie unter Saturday Night Lights mit 29:26 nach Overtime gegen LSU verloren – LSU-QB Nussmeier warf mit dem ersten Overtime Throw den Game Winner. Eng wurde es auch bei SMU-Duke (28:27 n.V.), als SMU erstmals zeigte, dass mit ihnen im Playoff-Rennen zu rechnen ist. Eines der besten Spiele im November lieferten sich die Texas Tech Raiders und die Iowa State Cyclones. Das Überraschungsteam aus Iowa stand zu diesem Zeitpunkt 7-0, doch Draft Running Back Tahj Brooks sorgte kurz vor Schluss für die erste Niederlage der Cyclones. Nach diesem Spiel wurde das Rennen in der Big-12 immer enger. Einen weiteren Shootout gab es ebenfalls. Auburn gewann gegen Texas A&M nach vier Verlängerungen mit 42:41, was aber nicht die längste Overtime-Serie der Saison war. Dies blieb Georgia und Georgia Tech vorbehalten, die sich im Derby einen harten Schlagabtausch lieferten. Nach acht (!) Overtimes stand der Sieger fest: Die Bulldogs  gewannen mit 44:42 und konnten sich dadurch ihre Chancen auf die Playoffs bewahren. Der November wurde abgeschlossen mit einem Klassiker. Ohio State vs Michigan. Die Legende unter den Hass-Duellen im CFB. Und auch dieses Jahr zeigte dieser sich auf dem Spielfeld, als es einen Post Game Brawl gab, der in einem Pfefferspray-Einsatz endete. Schlecht für den späteren CFB-Champion: Die Buckeyes verloren erneut (10:13) und dürfen sich trotz ihres Championship belächeln lassen. Am gleichen Tag kam es auch zur ersten Saison-Niederlage Miamis, das in Syracuse einen Shootoout verlor (38:42). Der Dezember war dann von den Bowl Games bzw. den Conference Championships geprägt. Dort kam es zu zwei der besten Spiele des Jahres. Georgia gewann mit 22:19 in Overtime gegen Texas, während Oregon beim Big Ten- Finale Penn State mit 45:37 in die Schranken wies. Die Überraschung am gleichen Tag: mit einem 34:31 im ACC-Finale gegen SMU zog Clemson in letzter Sekunde in die Playoffs ein. So, jetzt hattet ihr eine Auswahl der besten Duelle des Jahres, also: Youtube an und Highlight Reels schauen!

Awards

Abschließend noch eine Übersicht über die diesjährigen Player Awards:

Davey O’Brien Award (Best QB): Cam Ward, QB, Miami

Chuck Bednarik Award (Best defensive player): Travis Hunter, WR/CB, Colorado

John Mackey Award (Best TE): Tyler Warren, TE, Penn State

Butkus Award (Best LB): Jalon Walker, LB, Georgia

Campbell Trophy (Scholar/Athlete): Jalen Milroe, QB, Alabama

Doak Walker Award (Best RB): Ashton Jeanty, RB, Boise State

Outland Trophy (Best IOL): Kelvin Banks, OT, Texas

Burlsworth Trophy (Walk-On): Bryce Boettcher, LB, Oregon

Wuerffel Trophy (Community Service): Nick Dawkins, OL, Penn State

Nagurski Trophy (Best defensive player): Kyle Kennard, DE, Soouth Carolina

Rimington Trophy (Best Center): Seth McLaughlin, C, Ohio State

Jim Thorpe Award (Best DB): Jahdae Barron, CB, Texas

Biletnikoff Award (Best WR): Travis Hunter, WR/CB, Colorado

Home Depot Coach of the Year: Curt Cignetti, Indiana

Ray Guy Award (Best Punter): Eddie Czaplicki, USC

Buddy Teevens Award (Outstanding Contribution to Amateur Football): Head Coach Jeff Monken, Army

Lou Groza Award (Best kicker): Kenneth Almendares, Louisiana

Maxwell Award (Best Player): Ashton Jeanty, RB, Boise State

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