Scouting Report zu Jaxson Dart – ein gut gealterter Archiv-Bericht

Aufgrund der Erneuerung meiner Page fanden einige Artikel keinen Einzug mehr auf die überarbeitete Seite, weswegen es hier und da passieren kann, dass ich euch alte Archiv-Artikel nachreiche. Der folgende Artikel erschien am 27. Dezember 2022 und ist noch in der Wayback Machine einsehbar. Wie ich finde ein gut gealterter Scouting Report, den ich vor dem Draft natürlich nochmals überarbeiten werde. Hier der Artikel im Original:

Die klägliche Niederlage in Pittsburgh außer Acht lassend, widme ich mich heute dem Scouting eines zukünftigen NFL-Prospects. Weihnachten brachte neben gemütlicher Geselligkeit dieses Jahr für mich in materieller Form unter anderem eine Onyx Vintage College Football Trading Card Box. Gespannt auf das Opening, musste ich feststellen, dass dort insgesamt nur vier Karten enthalten waren. Der kurzen Irritation zum Trotz: die Dinger sind von feinster Qualität und exklusivem Design – und vielmehr: zwei der vier Karten waren mit Autogrammen versehen. Die Not zur Tugend gemacht, nehme ich mir vor, einen der Autogrammschreiber zu scouten. Heraus kam ein Scouting Report über Ole Miss Quarterback Jaxson Dart.

Jaxson Dart, QB, Ole Miss: Signed Trading Card, Onyx Vintage College Football 2022

Jaxson Dart, QB, Ole Miss: Signed Trading Card, Onyx Vintage College Football 2022

Hintergrund und neue Kolumne Future Diamonds

Neben Dart zog ich noch Alabama Wide Receiver Jermaine Burton, Notre Dames zukünftigen NFL-Star Michael Mayer, sowie Zach Evans, Running Back von Ole Miss, der ursprünglich bei der TCU angefangen hatte und auf der Karte noch ein Jersey eben jener trägt. Kein Bryce Young, aber kein Problem. Und da die Raiders spätestens seit Sonntag Abend QB-needy sind, war klar, ich schaue mir mal an, was dieser Unbekannte zu bieten hat. Unbekannt, weil Dart seinerseits wohl erst 2025, frühestens 2024 in den Draft geht und bei den anstehenden Scouting Hypes wohl noch stiefmütterlich behandelt wird, andererseits, weil ich ihm bis dato noch nie beim Spielen zugesehen hatte. Eine gute Gelegenheit also, mein diesjähriges Draft-Scouting zu beginnen und auf neue Level zu treiben. Synchronisierung mit meinen Plänen also, denn diese Art des Scouting ist kompatibel mit meinen Plänen für die kommenden Drafts: weg von den Top-Listen, hin zum Individuum. Im Gegensatz zum letzten Jahr werde ich im kommenden Draft weniger Fokus auf Besten-Listen legen, denn diese findet man im Internet schon reichlich. Was bringt es also, das zehntausendste Ranking runter zu beten und seinen Senf dazu zu geben? Klar, Predictions und Ranglisten, sowie die dazugehörigen Spekulationen gehören irgendwie dazu zu dem Ganzen. Dennoch liegen selbst die größten Experten meistens daneben und Abweichungen vom irrenden Mainstream sind selten und wenn dann häufig dem eigenen Verlangen nach Sichtbarkeit im Social Media Draft Himmel geschuldet. Da hilft es auch nicht, meine Under-The-Radar Achievers oder meine My Guys der letzten Jahre hoch zu loben (bspw. Sauce Gardner, Tariq Woolen oder Nate Hobbs), es bleibt festzuhalten: Jeder renommierte Highschool Football Coach hat wahrscheinlich mehr Ahnung von der Materie als ich. Und dennoch: ich werde es auch dieses Jahr wagen, meinen subjektiven Outlook nicht scheuen und meine Beobachtungen nieder zu schreiben. 2023 aber in leicht anderer Form.

LocoFootball wird euch im neuen Draft-Jahr in einer neuen Artikel-Serie mit dem Namen „Future Diamonds“ jede Woche bis zum Draft ein bis drei Prospects vorstellen. Dass ich mir dabei mögliche 1st Rounder anschauen werde, versteht sich von selbst, allerdings sollen auch immer mal wieder Mid- oder Late-Rounder präsentiert werden, sowie Spieler, auf die man in zukünftigen Drafts einen Blick werfen muss und auf die ich zufällig gestoßen bin. Im Zentrum dabei: ich will weg vom Abgleich mit dem Common Sense und den Consensus Boards. Lieber weniger Spieler in den Fokus nehmen, sehen, wer interessant für die Raiders sein könnte und warum, mehr Tape von weniger Spielern schauen, dafür aber eine intensivere Perspektive auf diese Spieler gewinnen, statt zweihundert Spieler irgendwie in ein Ranking zu packen. Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder sehen können, wie 1st Round Projections busteten, stille 7th Rounder oder UDFAs klammheimlich aufperformten. Die NFL ist vielseitig und die „Ware“ Spieler hat nur eine kurze Haltbarkeitsdauer. Legenden kommen aus dem Nichts, manch vielversprechende Karriere endet im Nirgendwo. That’s football and this is what we like! Klar werde ich natürlich am Ende meine Top-10 Listen bringen, allerdings in verkürzter Form und aus rein hedonistischen Gründen. Und um natürlich die eigenen „My Guy“-Narrative anderen um die Ohren zu hauen. So lieben wir den Football, das alles gehört irgendwo dazu. Der heutige Scouting Bericht soll aber ein Beispiel sein, wie ich in Zukunft meine Draft-Berichterstattung gestalten werde.

FUTURE DIAMONDS: Jaxson Dart, Quarterback, Ole Miss

Über Jaxson Dart

Der aktuelle Quarterback der Ole Miss Rebels und ehemaliges 5-Star-Prospect der Corner Canyon High School in Utah betrat erst vor zwei Jahren die Bühne des College Football und befand sich seitdem stets in einer Football-freundlichen Umgebung. Committed to USC, wechselte Dart vor einem Jahr nach Mississippi zu Ole Miss, der Universität, bei der auch Eli Manning spielte. Mit Coach Lane Kiffin hat er dort einen namhaften Mentor und der aufstrebende, als Football-Mind geltende Offensive Coordinator und QB-Coach Jeff Lebby trug bereits entscheidend dazu bei das letzte NFL-Caliber-Talent auf der Position zu formen: den diesjährigen 3rd Round Pick der Carolina Panthers, Matt Corral. Unter Lebby spielte Dart aber nur kurz, da dieser mittlerweile nach Oklahoma abgewandert ist. Mit Charlie Weis Jr. betreut ihn nun ein weiterer Rising Star unter den CFB-Coaches. Nach einem gelungenen Saisonstart verloren die lange Zeit um #20 gerankten Rebels vier ihrer letzten fünf Saisonspiele, weswegen sie die Saison nur mit 8-4 Siegen abschließen konnten. Dennoch: Ole Miss spielt Big League CFB, als Saison-Highlight kann man ohne kurze Umschweife die Siege gegen Texas A&M, Auburn und Kentucky, sowie die nur knappe Niederlage (24-30) gegen Alabama nennen. Dart startete in allen 12 Spielen, warf für 2.613 Yds. bei 18 Touchdowns und 8 Interceptions. Er wurde in der ganzen Saison nur 13 Mal gesacked und lief zudem in 117 Lauf-Versuchen für 548 Yds. Sein Wechsel von USC zu den Rebels kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Bereits vor der Saison rankten ihn die ESPN Insider Alex Scarborough und Tom VanHaaren als denjenigen QB, der am meisten von einem Transfer profitiere.

Quelle: ESPN.com

Die Antwort folgte direkt, als Dart in seinem Sophomore Year überzeugen konnte und sich gegen Luke Altmeyr durchsetzen konnte. Wahrscheinlich wird er erst nach seinem Senior Year, also 2025 in den Draft eintreten. Bis dahin ist es noch eine lange Zeit. Möglich ist aber theoretisch auf der Draft 2024 – wenn sein Improvement weiterhin auf dem guten Level bleibt wie in der abgelaufenen Spielzeit. In seinem besten Saisonspiel gegen Vanderbilt zeigte er allerdings bereits, welches Potenzial er abrufen kann. Beim 52-28 Sieg warf er für 448 Yards, komplettierte 25 seiner 32 Passversuche und erzielte drei Touchdowns.

Scouting: Wichtige Traits und Spielweise

Beim Durchforsten der ersten Highlight Tapes fällt mir eines auf: für einen QB, der erst 2025 (mit viel Glück 2024) in den Draft geht, zeigt Dart, dass er auf mehreren Leveln bereits auf hohem Niveau spielt und das ihm entgegen gebrachte Vertrauen Bände spricht. Ole Miss hatte vor der Saison Depth Probleme auf QB, als Resultat sehen wir Dart einige Wochen später als festen Starter. Ein Quick Run seinerseits. Er schnappte sich diesen Platz innerhalb von kurzer Zeit und gab ihn die gesamte Saison nicht mehr ab, sodass Altmeyr mittlerweile das Transfer Portal säumt. Dart wird bei weiterer Entwicklung viel Spielerfahrung und Einsatzzeit mitbringen. Die Anforderungen der modernen NFL bezüglich Mobilität und Pocket Awareness erfüllt er aber m.M.n. schon jetzt. Er ist kein typischer Scramble QB, der nur in einem Running Scheme Erfolg hat, aber dennoch ist er in der Pocket äußerst mobil. Er kann durchaus gut scramblen, was seine über 500 Rushing Yards statistisch beweisen, aber im Gegensatz zum Scramble-QB-Prototyp kommt sein Spiel auch ohne den Run aus, er kann Spiele aus der Pocket entscheiden, gilt als einer der besten Spieler, was Pocket Awareness angeht. Hinzu kommen weitere schöne Mobilitäts-Skills. In diesem Jahr haben wir bei Derek Carr beklagt, dass er zu häufig am First Read hängen bleibt. Bei Dart sieht das anders aus. Er geht schnell durch seine Progressions und hat einen schnellen Release, zudem ein gutes Gefühl für die Blocks seiner O-Line. Ihn zu sacken ist gar nicht so einfach. Er ist kein Tänzer, aber wirkt in keinem Moment schwerfällig. Seine Wurfgenauigkeit ist auf Elite Level. Mit 240 angebrachten Pässen in 345 Wurf-Versuchen ist er der beste College Football Quarterback mit einer 69.6%igen Wurfgenauigkeit. Besonders in Short- und Intermediate Range bringt er einen Großteil seiner Pässe auch in engen Zielfenstern an und was er sehr gut kann: aus dem Lauf heraus werfen. Ich glaube, er hat nicht den Long Arm eines Patrick Mahomes, kann aber auch tiefe Pässe anbringen. Die Kombination aus Scrambling Ability und gleichzeitiger Wurfgenauigkeit könnte in der NFL Gold wert sein. Eine meiner liebsten Beobachtungen: er scheut den Kontakt nicht. Mehrmals macht er einen Schritt auf seine Defender zu, um vielversprechende WR-DB-Matchups am Leben zu halten und Wucht hinter seine Pässe zu bringen. Ein harter Hund für sein Alter. Seine Rolle im Laufspiel und die dadurch entstehende Bereitschaft, Hits einzustecken, wird laut jüngsten Aussagen weiter expandiert werden. Eine Lamar Jackson-like Rolle, wenn man so will, wenn auch etwas übertrieben. Weitere Beobachtungen über sein Repertoire: er macht schöne und flüssige Hand-Offs, zeigt gutes Footwork in der Pocket, vollstreckt herrliche Lob Passes und wirft punktgenaue Low Balls. In einem Interview merke ich, wie reif er trotz seines Baby-Face ist. Er streut keine Phrasen, ist kein Entertainer, sondern ein sehr Team-orientierter Spieler mit dem nötigen Respekt vor seinen Coaches und Vertrauen auf den Prozess. Physisch ist er in einem perfekten Gebiet angesiedelt. Nicht wie ein Josh Allen, aber mit idealer Größe und Körperbau gemessen am NFL Standard. Was zwar schwer messbar ist, aber eine der begehrtesten Eigenschaften im QB Play der Moderne darstellt: Dart entfaltet Präsenz auf dem Feld, ist ein Charakter-Spieler und anscheinend beweist er, dass er hohen Football-IQ hat. Lane Kiffin äußerte sich zufrieden über Darts Schnelligkeit, das Ole Miss Offensiv-System zu lernen:

Ebenso wird er in der kommenden Saison mit dem Mentoring der Nachwuchs-QBs betraut. Eine Aufgabe, für die er laut Kiffin bereit sei.

Verbesserungswürdiges

Dart ist weder der typische Michael Vick (ein Vergleich den man bei Bryce Young durchaus ziehen könnte), noch der typische Stafford. Sein Long Arm und seine Gunslinger Expertise sieht noch nicht elitär aus. Schafft er es, in die durchaus guten Reads mehr Schärfe und Kraft beim Wurf zu legen, wäre dies ein Pluspunkt im weiteren Prozess. Sein Timing und seine Antizipation befinden sich auf hohem Level, aber wenn sein Team struggelt, bekommt auch er Probleme. Ole Miss‘ Laufspiel ist mit 1.476 Yds./ 10 TD- Running Back Quinshon Judkins (einer der besten Freshman der Liga) und #3 ranked NFL 2022 Draftee Zach Evans, sowie den Receivern Malik Heath und Jonathan Mingo gut ausgestattet. Die Frage ist, was Dart mit unterdurchschnittlicher Contribution eben derer anfangen könnte. Um seine Schwächen analysieren zu können, habe ich mich von Highlight Reels und kleineren Videos verabschiedet und mir mal zwei seiner Games aus dem letzten Jahr näher angeschaut: die Niederlagen gegen Alabama und LSU. In beiden Spielen zeigte sich, dass große Gegner noch etwas schwierig für Dart zu handhaben sind, wenngleich er gegen Bama keine Interception warf. Ich kann nicht behaupten, dass er in einer spezifischen Kategorie besonders schlecht war. Vielmehr trifft auf ihn das Los jüngerer QBs zu: die Fehler liegen im Detail und die Übereifrigkeit eines jungen Mannes spielt dem negativ zu. Einige Male sehe ich, wie Dart das Big Play sucht, die gegnerische Defense mit tiefen Würfen angreifen will, statt das sichere 1st Down zu suchen. Einige Male bricht er aus der Pocket aus und setzt zum Run an, die Geduld fehlt ihm aber und er wird schnell getackled, statt die Ruhe zu bewahren und seinen Receivern zu vertrauen, auf den Pass zu setzen. Obwohl ich glaube, dass er in unübersichtlichen Situationen die Ruhe bewahren kann, ist es genau dieses Situative, das er noch verbessern muss. Beim Spiel in Louisiana standen die Rebels beim Spielstand von 20-24 in der Redzone der LSU. 2nd&Goal Situation an der 8-Yard-Line. Ole Miss in Shotgun Formation, Fake Handoff, 1-Step Dropback und der Lob-Pass in die Endzone. Leider wirft Dart dort in Double Coverage. Intercepted. Was folgte, war ein irres letztes Quarter von LSU und die 20-45 Pleite für Ole Miss. Es ist also noch Spielraum im QB Play Smarts, man kann aber getrost behaupten, dass er bisher keine Anzeichen für Red Flags auf dem NFL-Level durchblicken lässt. Es wird sicher spannend werden, wie er sich entwickelt und sein zweites Jahr als Starter wird mit großer Wahrscheinlichkeit seine Stärken und Schwächen nochmals hervorheben, weswegen wir in einem Jahr sicher genauere Predictions abgeben können.

Ausblick und NFL Readyness

Wenn Dart in den kommenden ein bis zwei Jahren an seinen Schwächen arbeiten kann, wird er spätestens im Draft 2025 im oberen Tier der Draft Prospects angekommen sein. Im Hinterkopf sollten wir behalten, mit welchen Konzepten er vertraut ist. Ole Miss‘ Offense spielt vorwiegend in Shotgun Formations sowie Pro Concepts und baut häufig Option Plays, Reverses und Counters ein. Sie ist eine der stärksten Run Offenses im CFB-Bereich und operiert, was Schemes angeht, auf professionellem Level. Lane Kiffin ist ein top Coach, der schon mehrere Talente hervor gebracht hat. Unter anderem wären hier die ehemaligen Raiders Daunte Culpepper, Darren McFadden oder Nelson Agholor zu nennen, aber auch andere NFL Größen wie Robert Woods, Leonard Williams oder gar Legenden wie Warren Sapp. Jaxson Dart ist ein QB der nächsten Generation, der alte wichtige Traits von Quarterbacks vereint und sie mit einer Winning Mentality und Härte, sowie Flashes eines Modern QB auf ein nächstes Level bringt. Er ist der typische Quarterback, der wahrscheinlich von wenigen in Runde 1 gehandelt wird, aber sich am Ende als der beste Pick der Draft-Klasse heraus stellt. Je nachdem, wann er seine ersten Schritte in der NFL machen wird, kann man ihn getrost in einer Backup-Rolle heranziehen. Oder ihn – wie bspw. Mac Jones – ins kalte Wasser werfen. Die Zeit wird es zeigen und Darts Hauptaugenmerk sollte in der kommenden Saison darauf liegen, konstanter zu werden, seine Führungsrolle auszubauen und sich von eventuellen Veränderungen in seinem Umfeld nicht klein kriegen zu lassen.

Hat Jaxson Dart den „Swag“?

Ja, Jaxson Dart hat den Swag! Ich gebe ihm 8.5 von 10 Swag Punkten und bin gespannt auf seine weitere Entwicklung. Die Ziehung seiner Karte aus der Onyx Vintage CFB Box hat in diesem Fall dazu beigetragen, dass ich die Ole Miss Rebels im kommenden Jahr wohl intensiver verfolgen werde. Und euch im Falle eines subjektiven Hypes mit neuen Infos versorgen werde!

Swag Points (Season): 8.2/10

Swag Points (Upside): 9.1/10

Personal expectation (NFL Future): 8.6/10

NFL readyness (as for now): 6.2/10

  • Swag Point Overall: 8.5/10

Projected Draft Round: 1-2

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