Ungewöhnliches Schweigen – Was wird aus Derek Carr?
(Der Artikel wurde 2023 erstmals auf dem alten Blog veröffentlicht)
Es ist still geworden um Derek Carr. Seit der Trainer-Anstellung von Josh McDaniels hüllen sich sowohl die Verantwortlichen, als auch der Starting Quarterback der Raiders, in ungewöhnliches Schweigen. Im letzten öffentlichen Tweet von Carr konnte man seine Dankes- und Respektsbekundungen an Ex-Coach Rich Bisaccia lesen. Seitdem? Kein Kommentar über das neue Trainergespann oder seine eigene Zukunft. Und vielleicht ist genau dieses Schweigen ein Zeichen der Besorgnis. Bisaccia hatte den Raiders Locker Room auf seiner Seite. Neu-Trainer McDaniels zollte Carr bei seinem Amtsantritt Respekt: „He certainly did a good job this year leading this offense. We have the capacity of winning here with Derek at quarterback. We know that.” Es ist unbestritten, dass Carr von McDaniels System profitieren könnte.
McDaniels ist ein ‘Quarterback Guy‘ und die Stärken seines Playcallings sind äquivalent zu den Schwächen, die die Raiders am Weiterkommen gehindert haben: eine effiziente Redzone Offense, effektives 3rd Down Play und Sets mit vielen Receivern respektive Tight Ends. Ein Traumszenario für Derek. Auch McDaniels kann von Carr profitieren, denn dieser ist mittlerweile neun Jahre bei den Raiders und gilt als warmherzige Führungsfigur, der die Franchise und ihre Eigenheiten kennt. Und: Carr ist zwar kein Elite-QB, aber solide zwischen den Top 10 und 15. Und: er kommt aus einer seiner erfolgreichsten Saisons. Zwar nahm sein QB-Rating seit Mitte der Spielzeit konstant ab (dies lag unter anderem an den Ausfällen seiner besten Passempfänger Waller und Ruggs), dennoch konnte er eindrucksvolle 4.804 Yards erwerfen, komplettierte 428 seiner 626 Pässe für 23 Touchdowns bei 14 Interceptions. Und: die Raiders erreichten zum zweiten Mal unter Carr die Playoffs, nachdem sie sechs Jahre nicht mehr in die KO-Runde einzogen.
Weil Carr aber auch in einigen Momenten patzte und wenig effizient war (z.B. 3,7% TD-Rate), konnte man sich bisher nicht dafür entscheiden, seinen Vertrag zu verlängern. Dies wäre eigentlich bitter nötig, denn Carr geht in der kommenden Saison in das letzte Vertragsjahr, spielt für knapp 20 Millionen noch deutlich preiswerter als vergleichbare Mid-To-Top-Tier-QBs (bspw. Kirk Cousins, Carson Wentz). Wenn die Raiders ihn einfach weiterspielen lassen, wird Carr nach der kommenden Saison Free Agent werden. Resultat? Die Raiders könnten ihn verlieren, ohne einen Gegenwert zu bekommen.
Daher haben die Raiders zwei Optionen, die realistischer erscheinen, als ihn einfach sein letztes Jahr ausspielen zu lassen: 1. seinen Vertrag zu verlängern oder 2. ihn in einem Tauschgeschäft wegzugeben. Und genau hier liegt der Hund begraben. Würde man Option 1 wählen, müsste man ihm schätzungsweise mindestens einen Zwei- bis Drei-Jahres-Vertrag geben, der mindestens 30 Millionen Dollar pro Jahr umfasst und hohe Garantien enthält. Bei Option 2 würde man erstmal ohne fähigen Quarterback dastehen, ein Anknüpfen an den Erfolg vom letzten Jahr schiene dann zum Scheitern verurteilt. Weder die Free Agency, noch der kommende NFL-Draft bieten „sichere Nummern“ und im Vergleich dürfte Carr deutlich besser sein, als die meisten anderen verfügbaren Quarterbacks. Eine dritte Option, Carr seinen Vertrag einfach ausspielen zu lassen, dürfte auf Widerstand treffen, da ein QB seiner Klasse eine finanzielle Absicherung braucht und sich zudem andere Teams um ihn reißen würden. Die Raiders brauchen also gar nicht erst versuchen, ihm einen „Prove-It-Deal“ zu unterbreiten. Zwar glaube ich, dass Carr durchaus bereit wäre für etwas weniger Geld zu spielen, als es marktpreislich üblich ist, doch „for free“ ist in der NFL nichts und es käme angesichts dessen, was Carr für Las Vegas getan hat, einer Frechheit gleich, ihn abspeisen zu wollen.
Folglich gibt es eigentlich nur die Szenarien: Extension oder Trade. Ich persönlich glaube dabei eher an die erste. Ich denke, Derek Carr wird demnächst einen Mega-Vertrag bei den Raiders bekommen, der ihm um die 32-35 Millionen Dollar jährlich (also mehr als Cousins, Wentz etc.) einbringen wird. Und der eventuell mit einer Opt-Out-Option nach zwei Jahren für die Raiders versehen ist, falls man sich im Verlauf der neuen Kooexistenz doch nicht mehr sicher ist, ob man die richtige Entscheidung getroffen hat. Weil Carr ein herzlicher Mensch ist, der die Raiders liebt und stets bekundete, dass er nirgendwo anders als in Vegas spielen möchte, kann ich mir einen minimalen Paycut durchaus auch vorstellen. Dennoch: Die Raiders werden etwas berappen müssen und dieser Zoll ist auch gleichbedeutend mit der Bekundung: Wir vertrauen Derek! Ich denke, wenn McDaniels und Co. mit dieser klaren Bekundung an Carr herantreten, werden sie im Detail Erfolg haben. Denn je nachdem, wie ein Carr-Vertrag strukturiert wäre, könnten die Raiders in der Off-Season weitere Baustellen angehen, hauptsächlich folgende: Derek Carr mehr offensive Waffen zur Seite zu stellen. Was die letzten Jahre kaum gelang.
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