College Football Preview: Die erste Playoff-Runde

Es ist endlich soweit. Beginnend mit dem Army-Navy-Game starteten am letzten Wochenende die  College Football Bowl Weeks. Am zweiten Wochenende beginnt damit auch die erste Runde der College Football Playoffs, ehe nach weiteren Runden am 20. Januar der Sieger des National Championship gekürt wird. Wir werfen einen detaillierten Blick auf die vier Spiele des Wochenendes.

Notre Dame Fighting Irish (#7) – Indiana Hoosiers (#10) Kickoff: Samstag, 21. Dezember 2024, 02.00 Uhr (Ort: Notre Dame Stadium, Notre Dame, Indiana)

Wie wir an diesem Beispiel sehen, führt das neue Playoff-Format zu ungewöhnlichen Konstellationen. So spielen die Fighting Irish seit 1991 zum ersten Mal gegen die Hoosiers. Und das obwohl die Partie wohl DAS Indiana-Derby schlechthin sein könnte. 30 Mal trafen die beiden aufeinander, doch bereits vor den 90ern gab es eine lange Pause, die bis in die 1950er zurückreicht. Und dies, obwohl beide Programme nur drei Fahrtstunden voneinander entfernt liegen. Dennoch können beide Parallelen ziehen, was den aktuellen Saisonverlauf angeht. Beide zählen zu denjenigen, die sich durch erhöhte oder effektive Nutzung des Transfer Portals ihre Foundations aufbauen konnten, beide gehen mit einem 11-1 Record aus der Saison, beide verfügen über starke Defenses. Dabei nutzten sie unterschiedliche Strategien. Während Notre Dame hohen Wert auf Highschool Recruiting legt und sich mit nur acht Portal-Spielern punktuell verstärkt hat (u.a. Ex-Clemson Receiver Beaux Collins), baute Indiana seinen Kader vorwiegend über das Portal auf, rekrutierte unter Coach Curt Cignetti satte 31 Transfers (u.a. WR Elijah Sarratt). Auch die Quarterbacks beider Teams waren Transfers. Riley Leonard (Notre Dame) kam von Duke und Kurtis Rourke (Indiana) von den Ohio Bobcats. Beide finden wir auch mit legitimen NFL-Hoffnungen im kommenden Draft wieder. Notre Dame verfügt mit Cornerback Benjamin Morrison, Safety Xavier Watts, sowie Defensive Tackle Howard Cross aber über weitere Top-Spieler, während bei den Hoosiers lediglich Edge Rusher Mikail Kamara für den kommenden Draft hoch projected wird. Cornerback D’Angelo Ponds und Linebacker Aiden Fisher gelten als zukünftige Impact Player und kamen allesamt ins Big Ten First Team des Jahres. Auch mit der Defense sieht es ähnlich aus. Die Irish gehen als eines der Teams mit fast traditionell starker Secondary an den Start, und das obwohl Leistungsträger Morrison verletzungsbedingt bis Saisonende ausfällt. Lediglich 157,9 Passing Yard lässt die Unit im Schnitt pro Spiel zu. Aber auch Indiana spielt mit einer starken Defense, die ihre durchschnittliche Zahl an zugelassenen Punkten von knapp 30 in 2023 auf 14,7 in 2024 senken konnte. Mit 34 Sacks rankt die Unit auf dem 22.Platz im Land. Wir können daher ein Matchup zweier starker Verteidigungen erwarten, sowie einen Kampf im Ground Game. Indiana ist das beste Team gegen den Lauf, während die Irish das zehntbeste Rungame stellen. Ein Spiel zweier „Almost-Perfect-Teams“? Im Saisonverlauf verlor Notre Dame lediglich überraschend gegen Northern Illinois, während die einzige Niederlage der Hoosiers gegen Ohio State folgte. Es könnte sich daher um ähnlich starke Teams handeln, wenngleich Notre Dame durch den Heimvorteil die etwas besseren Karten haben dürfte.

Penn State Nittany Lions (#6) – SMU Mustangs (#11) Kickoff: Samstag, 21. Dezember 2024, 18.00 Uhr (Ort: Beaver Stadium, State College, Pennsylvania)

Die SMU kommt als eines der Überraschungsteams der Saison nach Penn State. Das CFP-Komitee rankte die Mustangs vor Alabama – ein legitimer Schritt? Ja, denn im ersten Jahr in der ACC gelang dem Team um Breakout-Quarterback Kevin Jennings der direkte Durchmarsch ins Conference-Finale. Nun gastieren die Methodisten in Penn State, das, an #4 gerankt, den 6th Seed im Bracket einnimmt und von einer bitteren Big Ten Championship- Niederlage aus Oregon zurückkommt. Mit 37:45 verloren die Nittany Lions, offenbarten dabei ungewohnte Schwächen. Head Coach James Franklins fünfzehnte Niederlage gegen Top-5 Teams im sechzehnten Spiel zeigt: Penn State ist nicht bereit für einen Titel-Gewinn. Gegen die Mustangs soll aber wieder an die gewohnte Form angeknüpft werden. Seit ihrer Niederlage in Ohio State Anfang November, schafften es die Lions in vier Spielen für jeweils über 200 Yards zu laufen. Die Running Backs Nick Singleton und Kaytron Allen schaffen es dabei wie kein anderes Duo einen konstanten Workshare auf beidseitig hohem Niveau zu produzieren. Während es Singleton auf bislang 838 Yards und sieben Touchdowns bei 131 Versuchen brachte, liest sich Allens Statistik nahezu identisch: 822 Yards und sechs Touchdowns bei 173 Versuchen. Hinzu kommen satte sechs Lauf-Touchdowns von Quarterback Drew Allar, sowie je vier weitere von seinem Ersatzmann Beau Pribula und Tight End Tyler Warren. Wenn man das mal nicht Run Efficiency nennt! Der Schlüssel zum Sieg für die Mustangs? Stoppt das starke Laufspiel – und zwingt Allar zum Passen! Mit 15 Interceptions liegt SMUs Passing Defense im Elite-Segment des CFB und Allar zeigte sich im Saisonverlauf inkonstant. Gegen die harte Big Ten- Konkurrenz warf er im Schnitt für 8,1 Yards pro Play, im Gegensatz zu stolzen 12,6 Yards gegen Teams aus anderen Conferences. Zudem warf er bereits in mehreren Spielen drei Interceptions. Doch auch die Mustangs müssen sich in der Offense von ihrer besten Seite zeigen. Jennings‘ Mobilität könnte sich dabei als wertvoll erweisen. Neben seinen 3050 Air-Yards (22 Touchdowns, acht Interceptions) lief er bisher für 379 Yards auf dem Boden und scorte dabei fünf Touchdowns. Doch kann Jennings gegen eine gute Penn State Defense bestehen? Abgesehen vom Spiel in Oregon performte diese auf elitärem Level: sie belegt unter allen FBS-Schulen den achten Platz in der Scoring Defense, den neunten Rang gegen den Lauf, sowie den sechzehnten gegen den Pass.

Texas Longhorns (#5) – Clemson Tigers (#12) Kickoff: Samstag, 21. Dezember 2024, 22.00 Uhr (Ort: DKR Texas Memorial Stadium, Austin, Texas)

Vor wenigen Jahren wäre Texas wohl als Underdog in dieses Matchup gegangen, heute haben sich die Verhältnisse geändert. Clemson erreichte nicht nur mit einem Last-Minute-Sieg die Playoffs, im CFP-Ranking nahmen sie gar nur den sechzehnten Platz insgesamt ein. Welch Vorteil, wenn du eine Group-of-Four-Conference gewinnen kannst! Die drei Saison-Niederlagen machen die Tigers zum einzigen Playoff-Team mit eben – drei Niederlagen. Dass Dabo Swinney sich gegen Texas etwas einfallen lassen muss, steht außer Frage. Die Longhorns wollen zeigen, dass die 19:22- Niederlage gegen Georgia in der achten (!) Overtime nur ein Ausrutscher war. Denn wie die Longhorns zunächst ihre Saison dominierten, so dominierten sie phasenweise auch ihren stärksten SEC-Konkurrenten. Von der Verletzung von Carson Beck profitierend, limitierten sie die Bulldogs auf 277 Gesamt-Yards. Wäre Georgia nicht für 141 Yards gelaufen, kämen heute die 136 zugelassenen Passing Yards noch stärker zur Geltung. Fakt ist: die Texas-Defense dominiert und in den Folgewochen wird es umso wichtiger, was die Offense macht. Um ehrlich zu sein: Quinn Ewers‘ Draft Stock dürfte über die Saison hinweg abgenommen haben. Er wirft in einigen Spielen unter 200 Yards, oftmals mit ausgeglichener TD-INT-Rate, mit solider, aber selten über-genauer Präzision. Viel in der Longhorns Offense kommt von den sonstigen Playmakern. Von Matthew Golden (738 Yards, acht Touchdowns) beispielsweise, dem zuverlässigen Deep Passing Target. Oder von Tight End Gunnar Helm (611 Yards, fünf Touchdowns), den wir auch in der NFL sehen werden. Dennoch dürfte klar sein: Ohne Texas‘ Defense wird in diesem Jahr nichts zu holen sein. Während Clemsons Verteidigung meistens im Mittelmaß versinkt, kann sie in entscheidenden Kategorien punkten. Die Tigers haben das zweitbeste Turnover Differential im CFB mit einem Wert von +15 und sie zählen bei den Forced Fumbles (14), Fumbles Recovered (9), sowie den Interceptions (15) zu den stärksten Mannschaften. Zudem befindet sich ihre Secondary unter den Top-15 gegen explosive Plays – mit einer genialen 55,5% Completion Percentage Allowed. Clemson muss defensiv gar nicht dominieren, es muss nur Nadelstiche setzen und seinem Quarterback Cade Klubnik möglichst viel Possession Time eröffnen. Dieser hatte ein starkes Outing gegen SMU und warf vier Touchdowns bei keiner Interception. Obwohl Texas Favorit ist, hat Clemson hier also durchaus eine Chance.

Ohio State Buckeyes (#8) – Tennessee Volunteers (#9) Kickoff: Sonntag, 22. Dezember 2024, 02.00 Uhr (Ort: Ohio Stadium, Columbus, Ohio)

Ohio State gilt als eines der großen Verlierer des neuen CFP-Formats. Zumindest haben die Buckeyes das Problem, statt Heimrecht und First Round Bye nun gegen legitime Volunteers antreten zu müssen. Die wohl schwierigste Aufgabe der höher gerankten Teams. Denn Tennessee zeigte mehrmals, dass es gegen wirklich jeden gewinnen kann. So stehen Siege gegen Alabama (24:17), Florida (23:17) oder North Carolina (51:10) zu Buche. Dennoch wirkte der Spielplan mit nur zwei gerankten Teams etwas mager. Die Vols leben eher vom spontanen Moment und von einer noch besseren Zukunft. Quarterback Nico Iamaleava zählt mit seiner Dual-Threat-Fähigkeit zu den weniger langweiligen Spielmachern des Landes und wird dem Team noch länger Freude bereiten. Wenn Tennessee sein Laufspiel ins Rollen bringen kann, steht die Tür für spektakuläre Deep Passes offen. Ohio States Defense stellt aber einen großen Test für Running Back Dylan Sampson & Co. dar. Sampson sollte eigentlich viel mehr im Rampenlicht stehen. Seine 1485 Rushing Yards sind die siebtmeisten im Land, seine 22 Touchdowns bringen ihm Rang vier unter allen CFB-Spielern ein. Für die Vols stellt der Trip nach Columbus eine Reise ins unbekannte Playoff-Land dar. Seit dem Gewinn des National Title 1998 standen sie zwar in sechs Bowl Games (von denen sie fünf gewannen), mit den siebtbesten Wettquoten auf einen Titel-Sieg stehen sie aber so nahe am Triumph wie lange nicht. Dass Ohio State verwundbar ist, zeigte jüngst die Niederlage in der als The Game bekannten Rivalry gegen Michigan. Am letzten Spieltag der Regular Season verloren die Buckeyes mit 10:13 gegen die Wolverines, was Head Coach Ryan Day umgehend den Hot Seat einbrachte. Dieser wurde aber postwendend vom Athletic Director Ross Bjork wieder entzogen – Day müsse keinen National Title gewinnen, um nächstes Jahr Trainer zu bleiben. Einen Titel vielleicht nicht, doch bei einem frühen Ausscheiden aus den Playoffs dürfte das anspruchsvolle Publikum Lunte riechen. Doch bis es soweit kommt, werden die fanatischen Fans sich mehr denn je auf den Support ihres Teams konzentrieren. Ex-Buckeye und jetziger Vols-Defensive Back Andre Turrentine äußerte über jene die Behauptung, im The Shoe (anderer Name für das Ohio-Stadium, angelehnt an die Hufeisen-Form)wäre es nicht lauter als in den Stadien der SEC. Dass dies in den Augen der Buckeyes-Anhänger einer Provokation gleichkommt, dürfte klar sein. Das Matchup unter Saturday Night Lights bekommt daher schon vorher einen „etwas anderen“ Geschmack.

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