Gedämpfte Erwartungen nach Manning-Debüt

Arch Manning gilt als eines der Top-Talente im College Football. Am Wochenende sprang er für den verletzten Quinn Ewers ein – und führte seine Texas Longhorns prompt zu einem 51:3-Sieg gegen Louisiana-Monroe. Warum der angehende Star-Quarterback allerdings noch nicht so weit ist – und warum dies sogar gewollt ist – erfahrt ihr im Folgenden. Ein Kommentar.

Die Stat-Line von Arch Mannings Starting-Debüt im College Football liest sich alles andere als spektakulär. Trotz eines fulminanten Kanter-Siegs gegen die in der Sun Belt antretende Louisiana Monroe konnte der hochgelobte NFL-Anwärter nur 51,7% seiner Pässe anbringen. Von 29 Passversuchen fanden nur 15 ihr Ziel – und neben seinen zwei Touchdowns und ansehnlichen 258 Passing Yards warf Manning auch zwei Interceptions. Ebenso unspektakulär dürfte die Detail-Analyse ausfallen. Zwar erscheint sein Overall-Play durchaus den Erwartungen zu entsprechen, Pocket Play und Decision Making wirken aber dennoch noch nicht ausgereift. Und insgesamt darf man dem Redshirt-Freshman eine erhöhte Risiko-Freudigkeit attestieren, die auf Quinn Ewers mit seinen insgesamt zwei Karriere-Interceptions nicht zutrifft. Diese Beobachtungen stehen diametral zum Hype, den Manning in den letzten Monaten erfuhr. In diversen US-Medien wurde gar von einer verfrühten Draft-Declaration gesprochen – oder die Frage gestellt, ob Manning Ewers bereits in dieser Spielzeit ersetzen könne. Beide Annahmen können nun wohl getrost als Fieberträume bezeichnet werden. Und mehr noch: sie werden auch von Mannings Staff indirekt als solche bezeichnet. Nach dem letzten Spieltag ist klar: Manning braucht noch Zeit – und die will man ihm geben.

McAfee enthüllt Manning-Strategie

Bei seinem berühmten Podcast „The McAfee Show“ enthüllte Ex-NFL-Punter Pat McAfee jüngst die Sichtweise des Manning-Support-Casts. Unter Berufung auf eine vertraute Quelle innerhalb der Manning-Familie postulierte er die Sichtweise, Arch sei „noch nicht soweit“ und man wolle seine Entwicklung nicht übereilt angehen. Zudem sei klar: Auch im „Camp Manning“ scheint man viel vom aktuellen Starter und Top-QB-Prospect Quinn Ewers zu halten. Eine langsame, nicht übereilte Ausformung von Mannings Talent stünde daher im Zentrum – diese würde aber einige Zeit in Anspruch nehmen. Zudem spekuliere man nicht auf eine Job-Übernahme aufgrund Ewers Verletzung. Ein Starting-Job solle verdient werden, betonte McAfee, der die Strategie der Mannings als „oldschool“ bezeichnete. Die Verantwortlichen um Manning erkennen damit nicht nur das Talent des bisherigen Longhorns-Starters an, sondern nehmen gleichzeitig den Druck von den Schultern ihres Schützlings. Auch Head Coach Steve Sarkisian sprach nach dem Spiel vom Rookie-Lehrgeld, das Manning zahlen musste. Und dennoch: im Familien-internen Vergleich sah Archs Debut eher gut aus. Großvater Archie Manning warf seinerzeit beim College-Debut 116 Yards, zwei Touchdowns und eine Interception, bei NFL-Legende Peyton Manning waren es 1994 nur 79 Yards. Lediglich Eli Mannings spektakuläre 271 Yards und fünf Touchdowns bei seinem Ole Miss-Debüt sahen noch etwas besser aus. Der Plan der Manning-Familie: Arch soll trotz seiner möglichen Verfügbarkeit im NFL-Draft 2026, noch möglichst zwei volle Jahre als Starter spielen – und damit frühestens 2027 ins Football-Oberhaus wechseln.

Mehrere Gründe gegen einen NFL-Rush

Diverse Gründe sprechen gegen eine übereilte Herangehensweise des Manning-Staffs. Zum einen hat Manning selbst es finanziell gar nicht nötig, so schnell wie möglich zu den Pros zu wechseln. Die Plattform On3 schätzt seine NIL-Valuation derzeit auf 3,1 Mio. US-Dollar. Damit ist er nach Colorados Shedeur Sanders derjenige Quarterback, der am meisten Geld durch Werbeeinnahmen in NIL-Deals macht. Zudem ist seine Familie gespickt mit ehemaligen NFL-Stars. Geld scheint also das kleinere Problem zu sein. Was viel wichtiger erscheint: man will dem 5-Star-Prospect Entwicklungszeit geben, um die Details seines Spiels auszuformen. Entwicklungszeit, die anderen Prospects immer weniger gegönnt wird. Vor kurzem kritisierte Tom Brady den aktuellen Trend in der NFL, Spieler (vor allem Quarterbacks) schnellstmöglich in die Systeme einzubinden, ohne dabei auf deren Befindlichkeiten zu achten. Der früher angestrebte Prozess der individuellen Langzeit-Entwicklung verlöre immer mehr an Bedeutung, von College-Prospects werde am Anfang ihrer professionellen Karriere zu viel erwartet. Damit dämpfte er zugleich die Erwartungen an Prospects, die vor ihrem Senior-Year im College Football schon in die NFL wechselten.

Unbestrittenes Talent

Dass der 19 Jahre alte Manning einmal zu den ganz Großen des Sports zählen dürfte, scheint angesichts der bisherigen Leistungen und seines professionellen Umfelds nur eine Frage der Zeit zu sein. Bereits vor seinem Debüt als Starter lief Manning in der aktuellen Saison hin und wieder als Backup auf. Und konnte mit neun angebrachten Pässen bei zwölf Versuchen und fünf Touchdowns zeigen, was in ihm steckt. Manning gilt als mobiler Pocket Passer, der über alle Eigenschaften verfügt, die einen modernen NFL-Quarterback ausmachen. Beim NFL Draft 2025 darf er ohnehin noch nicht antreten, im Falle einer grandiosen Saison im kommenden Jahr dürfte aber klar sein: Der Hype um eine Early Draft Declaration wird nicht abreißen. Mannings Talent ist unbestritten. Doch um dieses zur Vollendung zu bringen, sollten ihm alle Beteiligten die Zeit geben die er braucht. Einen Vorteil hat er bereits: Texas verfügt über einen der besten Kader im CFB und bekommt zudem mit Jaime Ffrench und Kaliq Lockett zwei Elite-Receiver-Recruits in der kommenden Spielzeit. In den anstehenden Jahren unter Mannings Ägide dürften sich die Longhorns zu einem festen Playoff-Kandidat mit Chancen auf einen National Title entwickeln. Sein Talent ist unbestritten. Wann es allerdings zur vollen Geltung kommt? Wohl nicht mehr in diesem Jahr. Die Longhorns rechnen mit einer baldigen Rückkehr Ewers‘ – und wollen mit ihm als Starter den National Title gewinnen.

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